Warum Integration nicht gelingt und welche Rolle die Sozialarbeit dabei spielt

Sozialarbeit verfügt über geeignete Methoden, um Menschen aus unterschiedlichen Milieus zusammenzubringen und so ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Warum die Integration in Deutschland aber dennoch scheitert, erklärt Simone Allié in ihrem Kommentar für FREILICH.

Kommentar von
12.8.2023
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4 Minuten Lesezeit
Warum Integration nicht gelingt und welche Rolle die Sozialarbeit dabei spielt

Nach den Silvesterkrawallen wollte Giffey die Sozialarbeit mehr in die Pflicht nehmen

© IMAGO / Frank Ossenbrink

Integration ist wieder in aller Munde. Politiker aller Couleur beschwichtigen die Menschen, die Zweifel an der deutschen Politik der offenen Grenzen äußern, immer wieder damit, dass alles gut wird, wenn wir nur alle integrieren. Doch was genau bedeutet Integration und wer ist eigentlich dafür zuständig? Integration bedeutet, Teilhabe am Leben der Gesellschaft zu ermöglichen, in die man sich integrieren möchte. Politik und Gesellschaft scheinen dieses Thema an die Sozialarbeit delegiert zu haben, die diese Aufgabe übernehmen soll. Aber kann eine einzelne Disziplin eine so große Aufgabe alleine bewältigen?

Geht man von der Definition der Sozialarbeit aus, so besteht ihre Kernaufgabe darin, auf der Grundlage sozialarbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse soziale Probleme zu lösen, zu lindern und zu verhindern. Insbesondere die Integration von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, gehört zu den Aufgaben der Sozialarbeit. Wichtigstes Arbeitsprinzip ist die akzeptierende Grundhaltung gegenüber den Menschen, mit denen gearbeitet wird. Dabei muss der Sozialarbeiter jedoch immer eine professionelle Distanz wahren und neutral bleiben, da die Gefahr zu groß ist, sich zu sehr mit den eigenen Klienten zu identifizieren und sich mit ihnen gegen den Rest der Welt zu stellen. Gleichzeitig muss Sozialarbeit ein klares Ziel haben, denn nur dann kann sie auch Werte und Normen formulieren, die die Grundlage ihres Handelns bilden.

Politik verlässt sich blind auf Sozialarbeiter

Sozialarbeit verfügt über geeignete Methoden, um Menschen aus unterschiedlichen Milieus zusammenzubringen und so ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Sozialarbeiter können daher aufgrund ihrer Ausbildung als Experten für Integration bezeichnet werden. Die Politik scheint sich fast blind auf die Sozialarbeit zu verlassen. So forderte die Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey nach den Silvesterkrawallen eine intensivere Sozialarbeit mit jungen Migranten und ihren Familien.

Doch kann Sozialarbeit die hohen Erwartungen der Politik überhaupt erfüllen? Diese Frage muss mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden! Denn warum gibt es trotz Sozialarbeit so viele Messerstechereien, Vergewaltigungen und andere Straftaten durch Migranten? Warum arbeiten nicht mehr Migranten auf dem ersten Arbeitsmarkt? Warum ziehen sie sich in Parallelwelten zurück? Warum diffamieren sie Deutsche als „Ungläubige“? All dies sind Anzeichen für eine nicht gelungene Integration.

Was läuft also schief bei der Integration von Migranten in Deutschland? Damit Integration gelingen kann, müssen mehrere Faktoren erfüllt sein. Integration muss sowohl von Politik und Gesellschaft als auch von den Migranten selbst gewollt und aktiv unterstützt werden. Die Rolle der Sozialarbeit ist dabei die eines Vermittlers und Aufklärers. Erfolgreiche Integration ist demnach nur möglich, wenn Politik, Gesellschaft, Sozialarbeit und die Migranten selbst aktiv dazu beitragen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum es bei der Integration von Migranten in Deutschland an so vielen Stellen hakt.

Betrachtet man die einzelnen Faktoren, so steht an erster Stelle die Politik, die entscheidet, wie viele und welche Menschen ins Land kommen. Sie schafft damit die Voraussetzungen dafür, dass Integration überhaupt gelingen kann. Solange die Politik die vor allem seit 2015 stattfindende unkontrollierte Massenmigration nach Deutschland nicht unterbindet, sondern im Gegenteil noch fördert, zeigt sie, dass sie nicht verstanden hat, wie Integration funktioniert. Oder will sie gar keine Integration? Allein die schiere Zahl der Menschen, die ins Land kommen, stellt ein Integrationsproblem dar. Vor diesem Hintergrund kann das Handeln der derzeitigen Regierung nur als verantwortungslos bezeichnet werden. Es steht einer erfolgreichen Integration entgegen.

Skepsis gegenüber der „Politik der offenen Grenzen“

Inzwischen stehen große Teile der deutschen Gesellschaft der „Politik der offenen Grenzen“ skeptisch bis ablehnend gegenüber. Die Versprechungen, die die Politik den Bürgern gemacht hat, haben sich als falsch erwiesen, weil die Zuwanderer überwiegend nicht die dringend benötigten Fachkräfte sind. Ein weiterer Aspekt, der die Skepsis und Ablehnung der Menschen verstärkt, ist, dass viele Straftaten von Migranten begangen werden. Dies führt zu Ängsten und einem mangelnden Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung.

Gleichzeitig wird ihnen verboten, sich kritisch dazu zu äußern. Tun sie es doch, werden sie moralisch stigmatisiert, als „Nazis“ beschimpft und müssen mit Ausgrenzung, Diffamierung und Arbeitsplatzverlust rechnen. Das kommt einer sozialen Hinrichtung gleich. Dies verstärkt die Ablehnung gegenüber der „Politik der offenen Grenzen“ und gegenüber Migranten insgesamt. Auch dies trägt nicht zur Integration bei.

Ein weiterer Faktor sind die Migranten selbst. Insbesondere die seit 2015 zugewanderten Migranten sind überwiegend junge Männer aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturkreisen. Es handelt sich mehrheitlich um Muslime aus sehr traditionellen und konservativen Gesellschaften. Sie treffen hier auf eine Gesellschaft, die teilweise gegensätzliche Werte hat und lebt. Dies führt zu Verwirrung, Rückzug, Ablehnung, teilweise auch Verachtung auf Seiten der Migranten. Ihre Erwartungen an Deutschland sind zunächst hoch.

Die Schlepper haben ihnen das Paradies in Deutschland versprochen. Da sich diese Erwartungen in den meisten Fällen nicht erfüllen, sind viele enttäuscht und frustriert. Gefangen in ihren eigenen Wert- und Glaubensvorstellungen ziehen sie sich in eine Parallelwelt zurück und sorgen dafür, dass auch ihre Kinder diesen geschützten Raum nicht verlassen. Dies ist besonders bei Türken zu beobachten, die auch in der dritten Generation in Deutschland meist noch streng nach den Traditionen ihrer Vorfahren leben. Auch diese Haltung vieler Migranten erschwert die Integration.

Und die Sozialarbeiter? Kommen sie ihrer eigentlichen Aufgabe nach? Es ist bekannt, dass viele Sozialarbeiter politisch „links“ stehen und konservative Einstellungen ablehnen. Mit Deutschland und seinen Werten können viele - ähnlich wie Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen - nichts anfangen. Das führt dazu, dass ihnen eine klare Orientierung fehlt, wie sie Menschen in diese Gesellschaft integrieren sollen. So wird vieles einfach laufen gelassen und weggeschaut, wenn Dinge passieren, die nicht mit der eigenen politischen Haltung und Meinung vereinbar sind - getreu dem Motto: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“.

Dies führt dazu, dass in Einrichtungen der Sozialarbeit, wie z.B. Jugendhäusern, Intoleranz und Aggressionen von Migranten nicht in dem Maße thematisiert und sanktioniert werden, wie dies z.B. bei deutschen Jugendlichen der Fall ist. Das Selbstverständnis des „toleranten Sozialarbeiters“ verbietet es ihnen, insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund zu reglementieren. Schließlich wollen sie als „kultursensibel“ wahrgenommen und nicht als „Nazi“ beschimpft oder gar bedroht werden. Die Folge ist, dass deutsche Jugendliche überwiegend nicht mehr ins Jugendhaus kommen. So trägt auch die Sozialarbeit, in die so viele Hoffnungen beim Thema Integration gesetzt werden, eher zur Verschärfung als zur Entschärfung der Situation bei.

„Salafisten sind die besseren Sozialarbeiter“

Überall, wo man hinschaut, scheitern Personen und Institutionen, die für eine gelingende Integration verantwortlich sind, und die Sozialarbeit macht da keine Ausnahme. Doch welche Folgen hat das für unsere Gesellschaft? Wenn Integration faktisch nicht stattfindet, leben die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Parallelwelten nebeneinander. Begegnungen finden kaum statt. Das führt zu einer Entfremdung, die die Kluft zwischen den Bevölkerungsgruppen immer größer werden lässt. Die gegenseitigen Vorurteile wachsen. Während heute noch viele Menschen einfach wegsehen und versuchen, die Probleme zu ignorieren, wird dies mit der Zeit immer schwieriger und kann sich im schlimmsten Fall in massiven Konflikten entladen. Insbesondere religiöse Überzeugungen spielen dann eine entscheidende Rolle, da sich gerade viele Migranten über diese identifizieren.

Der Psychologe Ahmad Mansour sprach im März 2016 in Koblenz bei einem Vortrag mit dem Titel „Warum wir im Kampf gegen religiösen Extremismus umdenken müssen“ davon, dass Salafisten die besseren Sozialarbeiter seien. Damit hat er einen wichtigen Punkt angesprochen: Denn Sozialarbeiter müssen sich ihrer mitunter entscheidenden Rolle bei der Integration bewusster werden. Wenn Sozialarbeit wirklich integrationsfördernd sein soll, dann muss sie konservativer werden. Sie muss ihre Ziele an den Interessen Deutschlands ausrichten und entsprechende Werte und Normen formulieren. Die Sozialarbeit muss entsprechende Konzepte vorlegen und darlegen, wie sie den Problemen des Landes in Zukunft begegnen will.

Diese Konzepte dürfen nicht parteipolitisch instrumentalisiert werden, sondern müssen sich allein an den Realitäten und Bedürfnissen unserer Gesellschaft orientieren. Integrationsprobleme müssen ehrlich benannt und konsequent angegangen werden. Wenn Politik und Teile der Gesellschaft weiterhin Integrationsprobleme vertuschen, beschönigen und sich und anderen etwas vormachen, wird sich die Situation weiter zuspitzen und zu einem zunehmenden Kontrollverlust führen, der Maßnahmen erfordert, die weder Politik, Gesellschaft noch Sozialarbeit wollen.


Zur Person:

Simone Allié ist Sozialwissenschaftlerin und Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und hat 20 Jahre unter anderem in den Bereichen Kinder- und Jugendförderung, Familienförderung sowie Prävention gearbeitet.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
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