WKO-Chef will jährlich 10.000 Fachkräfte aus Drittstaaten anlocken
In Österreich sollen alle Kräfte gebündelt werden, um mehr Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern anzuwerben.
Wien. - Mit einem gemeinsamen „Memorandum of Unterstanding“ wollen die WKO und das Arbeitsministerium die Abläufe zur Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland vereinfachen. Unter anderem sollen gezielt Fokusländer ausgewählt werden, in denen verstärkt Anwerbeaktionen durchgeführt werden sollen. Die FPÖ kritisiert die von WKO-Präsident Harald Mahrer vorgestellten Pläne.
Mehr Rot-Weiß-Rot-Karten ausgestellt
In Zukunft soll vor allem in Ländern wie Brasilien, Phillippinen, Indonesien, Kosovo, Albanien und Mazedonien nach Fachkräften gesucht werden. „Wenn die schwarz-grüne Regierung über den vorherrschenden Fachkräftemangel diskutiert, dann wird als Lösung reflexartig auf ein Zurückgreifen auf ausländische Arbeitskräfte gesetzt“, kritisiert FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch. Diese Vorgangsweise sei unter anderem nicht nur kurzsichtig, sondern schade auch dem Sozialsystem und sei gegenüber der eigenen Bevölkerung unfair.
Im Vorjahr wurden bereits 6.182 Rot-Weiß-Rot-Karten ausgestellt, mit der eine kriteriengeleitete Zuwanderung nach Österreich ermöglicht wird. Der größte Teil entfiel dabei auf den IT-Bereich. Ländermäßig kam der Großteil aus Bosnien und Serbien, vergleichsweise wenig aus Asien. Im Jahr 2021 waren 3.881 Rot-Weiß-Rot-Karten ausgestellt worden. In den ersten drei Monaten des heurigen Jahres gab es laut Arbeitsminister Martin Kocher schon fast 1.900 Bewilligungen, um 48 Prozent mehr als im Vorjahr. „Das waren in den ersten drei Monaten schon mehr als im Gesamtjahr 2013“, so Kocher bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer am Dienstag. Als Grund nannte er auch die jüngsten Erleichterungen bei den Zugangskriterien, etwa für Stammsaisoniers im Tourismus. Für den aktuellen Arbeitskräftebedarf seien es aber noch viel zu wenige. Mahrer will jährlich mehr als 10.000 Kräfte aus Drittstaaten nach Österreich locken. „Mittelfristig wird sich diese Zahl in einem fünfstelligen Bereich entwickeln müssen“, so Mahrer.
FPÖ fordert ganzheitliches Konzept
Belakowitsch plädiert hingegen für ein ganzheitliches Konzept. Der Fackräftemangel in Österreich könne nicht mit „temporären und unausgegorenen Lösungen“ angegangen werden, kritisierte sie. „Dass Fachkräfte ein unverzichtbarer Teil unserer Wirtschaft sind und von den Betrieben vermehrt gesucht werden, ist schon lange eine Tatsache. Die extremen Kosten hindern aber viele Fortbildungswillige daran, die Meisterprüfung zu absolvieren.“ Kocher sollte ihrer Meinung nach daher eher dafür sorgen, kostenlose Meister- und Lehrabschlussprüfungen zu ermöglichen.
Die von ÖVP-Arbeitsminister Kocher und WKO-Mahrer vorgestellte Strategie sei zudem mehr als nebulos. „Was nämlich Minister Kocher, seine ÖVP und auch der Wirtschaftskammerpräsident unter ‚qualifizierter Zuwanderung‘ zu verstehen vermögen, hat sich ja leider in den letzten Jahren zulasten des Sozialsystems gezeigt. Nicht Ärzte und Architekten kamen in unser Land, sondern Asyltouristen haben sich in der sozialen Hängematte bequem gemacht.“ Im Rahmen der Pressekonferenz betonte Mahrer, dass die Fachkräfte-Zuwanderung nicht mit dem Asylwesen vermischt werden dürfe. „Es gibt einen zentralen Unterschied zwischen Asylwesen und Arbeitsmigration. Die Betriebe sollen sich aussuchen, wer nach Österreich kommt, nicht die Schlepper“, so der WKO-Präsident.