Er ist in der Prignitz aufgewachsen, er war bei den Grenztruppen, er arbeitete als Lehrer, er wohnt in der Platte. Bosselmann: ein Feingeist mit täglich intensivem Sportprogramm, ein Lehrer, wie ihn sich wohl alle Schulleiter und die meisten Eltern wünschen. Aber es gibt keine Anstellung mehr für ihn. Warum? Man sagt es ihm gewunden durch die Blume. Nein, nein, seinen Veröffentlichungen sei nichts Extremistisches nachzusagen. Aber er habe Kontakte „nach rechts“, und daher wolle man von einer Anstellung absehen.
Bosselmann kennt den Doppelsprech der Unfreiheit ebenso wie die unmäßige Hoffnung, die sich mit dem Mauerfall verband. Er leidet nicht an Nostalgie, aber er kommt aus einer Zeit, in der das Virtuelle die Wirklichkeit noch nicht überlagerte. Er ist in der Lage zu vergleichen und ein exzellenter Beobachter. Außerdem kann er schreiben.
In zehn Texten kartographiert Bosselmann unser alterndes Land und legt endlich sein erstes Kaplaken-Bändchen vor.