oziologie von rechts? Nach dem Tode von Freyer, Gehlen und Schelsky hat die Rechte das überaus wichtige Gebiet der Soziologie kampflos dem Gegner überlassen, ebenso wie bereits zuvor die Ökologie. Aber eine politische Haltung erfordert, die Bestände zu kennen und mit ihnen zu rechnen. Darum setzt der politische Diskurs die soziologische Bestandsaufnahme voraus. In eine aller Handlungsmöglichkeiten beraubte Außenseiterposition gedrängt, hat die Rechte nun immerhin die Chance, die westliche Gesellschaft von außen, als Unbeteiligte, zu beobachten, um deren seltsame Praktiken wie ein Ethnologe analysieren zu können. In “Farben der Macht” ergründet Knörzer mit illusionslosem, kühl-analytischem Blick, welche Strukturprinzipien moderne, westliche Gesellschaften kennzeichnen. Das Augenmerk richtet sich dabei besonders auf die Funktionsweise von Einzelphänomenen, um aufzuzeigen, wie sich in diesen größere gesellschaftliche Zusammenhänge konkretisieren. Diese Archäologie der Gegenwart fördert überraschende Funde zutage.
Die Textur der Gesellschaft wird in den Farben der Macht gewebt. Knörzer zerreißt das ideologische Gespinst, das die Realität der Machtmechanismen verdeckt. Fortwährend unternimmt es die massendemokratische Gesellschaft, vermeintliche Diskriminierungen abzubauen und Gleichheit herzustellen. In diesem von den Gleichheitsherstellern betriebenen Prozeß manifestiert sich aber gerade die typische Form von Herrschaft innerhalb der Gesellschaft.
Ausgangspunkt der in diesem Buch versammelten Betrachtungen sind Verhaltensweisen und soziale Phänomene, die aus rechter Sicht gemeinhin als schädlich oder problematisch gelten. Statt diese wortreich zu beklagen, macht Knörzer es zu seinem Anliegen, deren Entstehung nachzuvollziehen und deren soziale Funktion zu begreifen. Denn diese sind weder durch irgendeinen Zufall in die Welt gekommen, noch lassen sie sich auf die bewußt betriebenen Machenschaften böswilliger Akteure zurückführen. Vielmehr ergeben sich diese Verhaltensweisen und sozialen Phänomene beinahe zwangsläufig aus den Bedingtheiten des gesellschaftlichen Systems, sobald dieses das Stadium der Hypermodernität erreicht hat. Diese mögen absurd erscheinen – aber auch das Absurde hat einen Sinn.