Schluss mit O wie Otto: Buchstabiertafel soll geändert werden
Künftig sollen uns Städtenamen beim Buchstabieren helfen und damit unserer „diversen Gesellschaft“ gerecht werden, kündigt das Deutsche Institut für Normung an.
Berlin. – Ob A wie Anton, B wie Berta oder C wie Cäsar – bislang halfen uns Vornamen, Missverständnisse beim Buchstabieren zu vermeiden. Doch damit dürfte nun bald Schluss sein, denn das Deutsche Institut für Normung (DIN) will das Buchstabieralphabet erneuern. Künftig sollen uns nun Städtenamen als Hilfe dienen, denn die Vornamen seien „nicht mehr zeitgemäß“ und nicht divers genug, so das Institut in einer entsprechenden Erklärung.
„Relikte aus der NS-Zeit“
Der erste Anstoß, die Buchstabiertafel zu überarbeiten, kam von extern, erklärt das DIN weiter. Nämlich von dem Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume. Dieser machte darauf aufmerksam, dass unsere jetzige Buchstabiertafel „Relikte aus der NS-Zeit“ enthalte. So wurden wohl einige Namen der Tafel in dieser Zeit geändert, indem jüdische Vornamen durch andere Namen oder Begriffe ersetzt wurden. Im Dritten Reich wurde etwa aus „Nathan“ für N „Nordpol“, aus “David“ „Dora“ und „Zacharias“ wurde durch „Zeppelin“ ersetzt. Nach dem Nationalsozialismus wurden einige dieser Veränderungen wieder rückgängig gemacht, so wurde „S wie Siegfried“ in den 1950er-Jahren offiziell wieder in „S wie Samuel“ geändert und auch „Zacharias“ kam zurück. Einige Namen seien aber unverändert, darauf habe Blume das DIN aufmerksam gemacht, welches in seinem Ausschuss „den Argumenten von Hr. Dr. Blume folgen konnte und eine Überarbeitung der Buchstabiertafel daher als notwendig ansah“.
Städtenamen für mehr Diversität
Das DIN entschied sich jedoch nicht nur lediglich die restlichen Begriffe aus der NS-Zeit wieder rückgängig zu machen, sondern gleich eine ganz neue Buchstabiertafel auszuarbeiten, welche aus Sicht des Instituts „zeitgemäßer“, sprich diverser, sei: „In der aktuellen Tafel sind neben Sachbegriffen 16 Männer- und nur sechs Frauennamen, andere zeitgemäße Namen fehlen komplett. Das entspricht nicht der heutigen Lebensrealität. Es ist nicht möglich alle relevanten ethnischen und religiösen Gruppen dann auch noch nach ihrem Geschlechterverhältnis fair und ausgewogen darzustellen. Die Städtenamen sind daher ein guter Kompromiss, da sie sehr eingängig und bekannt sind und auf unsere gemeinsame Heimat verweisen“, lautet die Begründung des DIN für die Einführung von Städtenamen.
Das Institut für Normung lädt „die interessierte Öffentlichkeit“ ein, ihren Entwurf zu prüfen und zu kommentieren. Kommentare sind bis zum 30.09.2021 möglich. Nach der Prüfung der eingegangenen Kommentare wird die finale Fassung voraussichtlich Mitte 2022 veröffentlicht, so das DIN.