Freilich #35: Und tschüss!

Lage dramatischer als gedacht: Wohnungsnot in Deutschland spitzt sich zu

Deutschland steuert auf eine beispiellose Wohnungsnot zu: Der Wohnungsbau stagniert, während die Mieten und Zinsen weiter steigen. Experten warnen vor schwerwiegenden Folgen und fordern eine politische Kurskorrektur.

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Lage dramatischer als gedacht: Wohnungsnot in Deutschland spitzt sich zu

Bei diesem Wohnungsgesuch wird eine Belohnung für die Vermittlung einer Wohnung im Berliner Innenstadtbereich in Höhe von 3.000 Euro ausgelobt.

© IMAGO / Seeliger

Berlin. – Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Deutschland hat ein neues Ausmaß erreicht. Laut aktuellen Berechnungen des Pestel-Instituts fehlen allein in Westdeutschland rund 1,2 Millionen Wohnungen, was deutlich mehr ist als bisher angenommen, wie die BZ berichtet. Im Jahr 2024 ging der Deutsche Mieterbund für das gesamte Bundesgebiet noch von einem Defizit von 910.000 Wohnungen aus.

„Die Lage spitzt sich zu“, warnt Matthias Günther, Chefökonom des Pestel-Instituts. Er sieht weitreichende Folgen für den Arbeitsmarkt: Unternehmen fänden immer schwerer neue Mitarbeiter und viele Beschäftigte verzichteten auf einen Jobwechsel, da sie keine bezahlbare Wohnung in der neuen Stadt fänden.

Wohnraummangel bremst die Wirtschaft

Laut der neuen Untersuchung, die im Auftrag der Messe München erstellt wurde, hat der Engpass auf dem Wohnungsmarkt bereits spürbare wirtschaftliche Konsequenzen. Der Mangel an Wohnungen hemmt die Entwicklung vieler Branchen. Um ein realistisches Bild der Situation zu erhalten, hat das Pestel-Institut „strukturell leerstehende Wohnungen“ aus den Berechnungen herausgenommen. Dabei handelt es sich um Immobilien, die langfristig leer stehen, beispielsweise aufgrund von Sanierungsbedarf oder ungünstiger Lage.

Großstädte als Brennpunkte der Krise

Die Lage ist besonders dramatisch in den Ballungsräumen. So fehlten in München im März laut Angaben des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung 74 Wohnungen je 10.000 Einwohner – fast doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt. Auch Berlin, Frankfurt und Hamburg zählen zu den Hotspots des Mangels.

Während die Mieten in vielen Regionen Ostdeutschlands laut Studie zuletzt stabil blieben, sind im Westen deutliche Anstiege zu verzeichnen. So stiegen die Mieten für einfache Wohnungen rund um Hamburg, im Rhein-Main-Gebiet sowie in Baden-Württemberg und Bayern teils mehr als doppelt so stark wie die Verbraucherpreise insgesamt. Ausnahmen sind nur einige ostdeutsche Großstädte wie Berlin, Dresden, Leipzig und Jena, wo die Preise ebenfalls kräftig anziehen.

Experten fordern eine neue Wohnungspolitik

Ökonomen sehen dringenden Handlungsbedarf. Ohne eine grundlegende Wende in der Wohnungspolitik lasse sich die Krise nicht bewältigen, so das Ergebnis der Analyse. Sie verlangen eine umfassende staatliche Förderung, die den sozialen Wohnungsbau, frei finanzierte Mietwohnungen und die Eigentumsbildung umfasst. Zudem solle die Förderung nicht an immer strengere Standards gekoppelt werden. Damit sind vor allem Energiestandards gemeint, die die Baukosten zusätzlich in die Höhe treiben.

Baukrise verschärft die Situation

Bereits im Juli hatten der Branchenanalyst Bulwiengesa und der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) Alarm geschlagen. Ihre Daten zeigen, dass die Zahl der Baustarts von Wohnprojekten zwischen Ende 2022 und Mitte 2025 um 85 Prozent zurückgegangen ist.

Auch das Pestel-Institut schlägt Alarm: Der Wohnungsbau in Deutschland liege seit drei Jahren am Boden. Als Ursachen werden hohe Zinsen, steigende Baupreise und Unsicherheit über die Förderbedingungen genannt. Auf der Expo Real, die am Montag in München begonnen hat, wollen Experten deshalb erneut über Auswege aus der Krise beraten. Doch das Institut mahnt, dass sich die Lage ohne politische Entscheidungen kaum entspannen werde.

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