Schweizer Impfchef Berger räumt Fehler während der Coronapandemie ein

Der Schweizer Impfchef Christoph Berger räumt Fehler während der Coronapandemie ein. Er kritisiert insbesondere die Dauer des Impfregimes und die Maßnahmen, die nicht den Eigen-, sondern den Fremdschutz in den Vordergrund stellten.

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Schweizer Impfchef Berger räumt Fehler während der Coronapandemie ein

Während der Coronapandemie seien Fehler gemacht worden, räumte der scheidende Schweizer Impfchef Berger ein. (Symbolbild)

© Foto von Mathurin NAPOLY / matnapo auf Unsplash

Nach fast einem Jahrzehnt an der Spitze der Eidgenössischen Kommission für Impffragen zieht der Schweizer und scheidende Präsident Christoph Berger eine selbstkritische Bilanz seiner Amtszeit, insbesondere der intensiven Jahre während der Coronapandemie. Im Gespräch mit der Sonntags Zeitung sprach er offen über Herausforderungen und Fehler in der Impfstrategie und über Lehren für die Zukunft.

Rückblick auf Coronamaßnahmen und Impfempfehlungen

Berger verteidigte die zu Beginn der Pandemie getroffenen Maßnahmen, die viele Todesfälle verhindert hätten. Rückblickend sei es aber richtig gewesen, die Einschränkungen und Maßnahmen schnell wieder aufzuheben. „Es war aber später sicher richtig, die Einschränkungen schnell zu beenden. Wir können in der Schweiz auch zu Recht stolz sein, dass wir die Schulen nur so kurz geschlossen haben“, betonte Berger.

Kritisch sieht er die Dauer des Impfregimes, insbesondere die Zeit nach dem Schutz der Risikogruppen. Nach ausreichender Impfmöglichkeit für Risikopersonen hätte man seiner Meinung nach über einen früheren Ausstieg nachdenken können, da „der Effekt der Impfung auf die Übertragung nur noch gering war“. Auch dem Impfangebot für Jugendliche steht er heute skeptisch gegenüber: „Die Aussage, ihr müsst euch impfen, damit ihr ins Lager gehen könnt, ist schon infrage zu stellen“.

Schwierige Abwägungen bei der Impfstrategie

Ein besonders heikles Thema war die Impfempfehlung zum Schutz anderer. Impfempfehlungen, „bei denen es vor allem darum geht, andere und nicht sich selbst zu schützen, sind schwierig“, erklärt Berger. „Da würde ich heute noch zurückhaltender agieren“.

Berger räumt auch ein, dass die Ungleichbehandlung von Geimpften und Ungeimpften im Verlauf der Pandemie zunehmend problematisch wurde. Für Menschen mit geringem Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken, sei es eine Herausforderung gewesen, Einschränkungen im öffentlichen Leben, wie etwa Zugangsbeschränkungen zu Restaurants oder Kinos, zu akzeptieren. Auch wenn dahinter ein klares Konzept stand, war dies für viele Betroffene schwer nachvollziehbar.

Freiwilligkeit und Druck bei der Impfung

Kritisch sieht Berger auch den Umgang mit dem Gesundheitspersonal. Der Eindruck, die Impfung sei eine Erwartung, habe bei manchen kontraproduktiv gewirkt. „Dabei sollte es so sein, dass man sich ohne Druck freiwillig impft, um sich und andere zu schützen“, so Berger. Freiwilligkeit sei ein wesentlicher Faktor für die Akzeptanz von Impfprogrammen.

Besondere Bedeutung misst Berger dem ernsthaften Umgang mit Impfkomplikationen bei. Es sei notwendig, dass Meldungen über mögliche Nebenwirkungen ernst genommen und anerkannte Impfschäden registriert würden. „Es ist richtig, dass Meldungen angeschaut und bei einem Impfschaden anerkannt werden“, so Berger.

Lehren für die Zukunft

Berger betont, dass er die während der Pandemie getroffenen Entscheidungen nicht bereut, aber einige Maßnahmen heute anders umsetzen würde. Vor allem Impfempfehlungen, bei denen der Schutz anderer und nicht der eigene Schutz im Vordergrund steht, würde er genauer abwägen. „Während der Pandemie gab es deswegen ja auch Widerstände“, räumt er ein. Zudem würde er in Zukunft intensiver prüfen, welche Empfehlungen nicht mehr nötig seien und wie man zur Normalität zurückkehren könne. Zu den wichtigsten Anpassungen gehören für ihn auch die Kommunikation und die klare Einteilung in Szenarien, solange Unsicherheiten bestehen.

Letztlich, so Berger, sei die Abwägung von Nutzen und Risiken bei Impfempfehlungen entscheidend. „Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. Dem gegenüber stehen die verhinderten Krankheitsfälle und die schweren oder tödlichen Verläufe.“ Diese Abwägung sei für die Entscheidungsfindung unerlässlich, um eine ausgewogene Impfpolitik zu gewährleisten.

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