Antlassritt und Samsonfiguren: Das sind die Bräuche zu Fronleichnam

Stets am 60. Tag nach dem Ostersonntag begehen Katholiken weltweit das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, wie Fronleichnam in der Liturgie heißt. In vielen Regionen finden prunkvolle Prozessionen und Figurenspiele statt.
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Antlassritt und Samsonfiguren: Das sind die Bräuche zu Fronleichnam

BIld (Samsonumzug in Mariapfarr/Lungau): Dorothea Witter-Rieder via Wikimedia Commons [CC0]

Stets am 60. Tag nach dem Ostersonntag begehen Katholiken weltweit das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, wie Fronleichnam in der Liturgie heißt. In vielen Regionen finden prunkvolle Prozessionen und Figurenspiele statt.

Der Name Fronleichnam leitet sich von Althochdeutsch fron „des Herrn“ und liknam „der Leib“ ab.  Regionale Bezeichnungen für dieses Hochfest der katholischen Kirche sind Prangertag in Salzburg und (Langer) Antlass in Tirol. Ersterer Spitzname bezieht sich auf einen Tagesbrauch, letzteres auf den Ablass aus der Buße sowie die früher ganzwöchige Dauer der Feierlichkeiten. Im englischen Sprachraum sowie in romanischen Sprachen zieht man den lateinischen Namen Corpus Christi vor. In Österreich, den katholischen Regionen Deutschlands und der Schweiz sowie in Polen, Kroatien und Portugal ist Fronleichnam gesetzlicher Feiertag, in Italien wurde dieser 1977 abgeschafft.

Die Prozession

Nach dem Gottesdienst trägt üblicherweise der Pfarrer die sogenannte „Monstranz“ umher. Dabei handelt es sich um eine speziell geweihte Hostie, die oftmals von einem Stoffhimmel beschützt wird. Die Prozession wird von Gebet und Kirchengesang begleitet. Die Route führt in der Regel rund um ein zu weihendes Feld, welches in Österreich deshalb früher nur schweres Getreide wie Roggen oder Weizen beinhalten durfte.

An vier Stationen hält der Gotteszug inne, Textpassagen aus dem Evangelium und Fürbitten kommen dabei zum Vortrag. Im deutschsprachigen Raum ist es außerdem üblich, mittels Blumenfluren Heiligenbilder darzustellen. In manchen Dörfern streuen die Mädchen des Ortes auch Blumen rund um den Pfarrer und seine Ministranten. Für ihre besonders künstlerischen Blumenteppiche sind mehrere Gemeinden im Schwarzwald bekannt.

Auftakt zur Samsonsaison

Den besonderen Brauch der Samsonfiguren kennt man in einigen Gebieten Österreichs, insbesondere im Lungau (Salzburg) und der Obersteiermark. Dabei tragen die Männer des Dorfes bis zu 80kg schwere Riesenfiguren aus biblischen Geschichten mit sich umher. Der traditionelle Samsonumzug am Nachmittag des Fronleichnamfests bildet dabei den Beginn der Saison, welche sich oftmals bis in den Herbst erstreckt. Volkskundler führen die überlebensgroßen Figuren auf eine Mischung aus Impulsen der Gegenreformation im 17. Jahrhundert sowie barockem Prunkbewusstsein zurück.

Antlassritt im Brixental

Einen einzigartigen Fronleichnamsbrauch kennt man auch im Brixental im Tiroler Unterland. Die Besonderheit ist dabei, dass die Prozession auf Pferden stattfindet. Die Männer aus den Dörfern Brixen im Thale, Westendorf und Kirchberg treffen sich dazu bei der Brixener Dekanatskirche und reiten zur 1750 errichteten Klausenkapelle bei Kirchberg. Dieses Brauchtum soll auf die Abwehr des ‚Schwedensturms‘ im dreißigjährigen Krieg erinnern. An der Kapelle, bis zum Wiener Kongress außerdem die historische Grenze zwischen Tirol und Salzburg, prangt die Jahreszahl 1643 mit der Aufschrift „Bis hieher[sic] und nicht weiter kamen die Schwedischen Reiter„.

Prangerstutzen-Lauffeuer in Salzburg

Vielerorts werden die Prozessionen außerdem von Salutschüssen begleitet. Besonders ausgeprägt ist dieses Brauchtum im Bundesland Salzburg. Wie bei diversen kirchlichen und weltlichen Anlässen schießen dort Schützenkompanien aus 50-70 cm langen Vorderladern, sogenannten „Prangerstutzen“. Der ursprünglich aus dem Flachgau und Tennengau stammenden Tradition frönen weiterhin etwa 30 ausgewiesene Kompanien. Die über die Jahrhunderte nahezu unveränderte Herstellung der Waffen erfordert viel Geschick, die Büchsen sind als festliches Kulturgut auch weiterhin nicht seitens des Trägers registrierungspflichtig.


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Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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