Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Köln: „Barbablanca“ muss wanken
Seit fast mehr als zwei Jahren spielen Debatten um den Umgang mit vermeintlich „kritischen“ Denkmälern eine immer größere Rolle. Nun will die Stadt Köln zur Aufarbeitung ihrer Kolonialgeschichte über das Schicksal einer Reiterstatue von Kaiser Wilhelm I. debattieren.
Köln. – Von der Hohenzollernbrücke ist es nur ein Katzensprung zum ersten Kaiser der preußischen Herrscherdynastie. Hoch zu Ross thront er und wacht über die Neuankömmlinge. Doch nicht alle scheint der greise Herrscher ein gern gesehener Gastgeber. Eli Abeke ist Architekt und Mitglied des zwölfköpfigen Gremiums, welches über die Zukunft des Standbildes entscheiden wird. Er würde es am liebsten Abreißen, da es für die „frühere Kolonialmacht“ stände.
Der „Festland-Kaiser“
Deutschland hat eine verspätete Kolonialgeschichte. Bis weit in die 1880er war der junge Nationalstaat besonders mit seinen inneren Problemen von Einigung, über Wirtschaftskrise und Kampf gegen die Sozialdemokratie beschäftigt. Der „eiserne Kanzler“ Otto von Bismarck, der Wilhelm I. während der Reichseinigung beinahe zum Herrschen zwingen musste, erklärte das Reich als „gesättigt“. Auch der Kaiser hatte wenig koloniale Ambitionen: Den „Platz an der Sonne“ suchte erst sein Enkel Wilhelm II., da neben Prestige und Forschergeist besonders die wirtschaftliche Abhängigkeit am Horizont wartete.
Historische Aufarbeitung als politischer Hebel
Bereits im Herbst 2020 kritisierte die AfD die als „linken Denkmalsturm“ bezeichnete Vandalisierung historischer Erinnerungsstätten. Auch der kulturpolitische Sprecher der AfD-Fraktion in Sachsen, Thomas Kirste, forderte statt Abrissdebatten eine stärkere Förderung des kulturellen Erbes. Kritiker sehen die Umbenennung historischer Straßen und den Druck zur „Kontextualisierung“ von Denkmälern als einen Angriff auf positive Bezugspunkte der deutschen Geschichte, mit ihnen gehe ein wichtiger Teil der einheimischen Identität verloren. Furore sorgten vor kurzem die Pläne einiger Historiker, dass Bismarck-Denkmal in Hamburg „einzuordnen“ oder sogar zu verschleiern. Die AfD Hamburg startete daraufhin eine Kampagne mit dem Titel „Otto bleibt!“.
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