Skandal: Die Tagesstimme erhielt zwei Euro aus öffentlicher Hand!

Sie haben richtig gelesen: Die linke Jagdgesellschaft in Österreich hat den neuesten „Skandal“ aufgedeckt – und die Tagesstimme ist mittendrin statt nur dabei. Eine parlamentarische Anfrage offenbart die kuriosen Strategien und Mittel, zu welchen die Gegner eines patriotischen Aufbruchs greifen, in der Hoffnung, diesen verhindern zu können.
Julian Schernthaner
Kommentar von
21.9.2018
/
4 Minuten Lesezeit
Skandal: Die Tagesstimme erhielt zwei Euro aus öffentlicher Hand!

Wir haben erprobt, was man sich von €2,72 kaufen kann – und dafür einen Kaffee und eine Semmel bekommen. Bild: Die Tagesstimme.

Kommentar von Julian Schernthaner

Die ganze Posse ist eigentlich der Nachhall einer Episode aus dem Juni. Damals blamierte sich der Kurier zeitweise mit einer Falschmeldung. Das reichweitenstarke Blatt übernahm eine fehlerhafte Recherche des linksradikalen Rechercheportals „Stoppt die Rechten“ ungeprüft – und implizierte uns damit als Begünstigten von Regierungsinseraten. Nach dem Hinweis unsererseits, wonach es sich lediglich um automatisierte Google-Anzeigen handelte, korrigierte der Kurier und entschuldigte sich.

Parlamentarische Anfrage zu Google-Werbung

Normalerweise könnte man nun meinen, die Episode wäre hiermit ausgestanden. Weit gefehlt: Denn die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Sabine Schatz stellte eine parlamentarische Anfrage zu diesem Thema. Die wohl noch um Profil bemühte Neo-Mandatarin wollte dabei konkrete Zahlen zu den Ausgaben des Innenministeriums für Google-Werbung wissen.

Außerdem wollte sie bei insgesamt 28 patriotischen, kritischen oder alternativen Medienangeboten eine Aufschlüsselung über allfällige Ausgaben für Google-Werbung. Weiters wollte sie erörtern, aus welchen Beweggründen diese nicht auf der „Blacklist“ aufscheinen, mit welcher Webseiten gezielt von der Werbung ausgeschlossen werden können. Immerhin wurde mit den Sujets ja für die Ausbildungsoffensive der heimischen Polizei geworben…

Etwa dreißig Euro für patriotische Blätter

Die Beantwortung von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hat es nun in sich: Denn von insgesamt über €40.000 an Google-Werbung wurden sage und schreibe €31,90 (kein Kommafehler) zur Bewerbung auf patriotischen Seiten ausgegeben. Auf der „Blacklist“ stehen diese – wir eingeschlossen – deshalb nicht, weil schlicht und einfach keine Bedenklichkeit nach den Richtlinien des Ministeriums vorliegt.

Patriotischer Spitzenreiter der „Pay-per-Klick“-Werbung sind die Platzhirsche Wochenblick und Unzensuriert.at mit über 10 Euro an blauer Inseratsgunst. Aber auch unser junges Projekt kostete die Allgemeinheit sagenhafte €2,72. Wobei wir fairerweise erwähnen sollten: Bei uns kommen nur etwa 60 Prozent dieses Wertes an, der Rest geht an Google. Ein bisserl über €1,60 hat Die Tagesstimme also an der infamen Werbeeinschaltung verdient.

Eine Semmel und ein Kaffee

Wir haben freilich noch gestern Abend eine Krisensitzung in der Redaktion einberufen. Immerhin mussten wir ja eingehend beraten, wofür wir den frisch erlangten Reichtum einsetzen wollen. Mein ewiges Glück im Kartenspiel entschied, dass ich die luxuriöse Geldspritze zur freien Spesenverwendung bekomme. Also machte ich mich in aller Herrgottsfrüh auf und stolzierte mit praller Börse zum nahegelegenen Traditionsbäcker.

Dabei erstand ich einen Becher Kaffee um €2,30 sowie eine nackte Semmel um derzeit 38 Cent. Eigentlich vertrage ich kein Weizenmehl, aber weil mein Capuccino zu teuer ist, geht sich das Dinkelbrötchen um 90 Cent halt nicht mehr aus. Gerne hätte ich den Kollegen auch etwas mitgebracht, aber wir haben halt nicht wie etwa Unzensuriert mit 12 Euro profitiert. Und so gingen die vier überschüssigen Cent an die nette Dame im Geschäft, man ist ja kein Unmensch.

Schuldig durch Bekanntschaft?

Und weil Vorsicht eben die Mutter der Porzellankiste ist, war „Stoppt die Rechten“ bereits am Freitagmorgen wieder am Werk. Nach über zwei Monaten hat die alte Falschmeldung dort noch immer keine Korrektur erfahren – und nun folgt die nächste. Man bezeichnet uns nämlich wiederholt und vollmundig als „rechtsextremes Medium“. Den Nachweis bleibt man übrigens bislang schuldig. Deshalb reicht ‚SDR‘ etwa der „Beleg“ vermeintlicher ehemaliger oder gegenwärtiger Seilschaften.

Auf die Idee, dass daraus zwingend aktuelle Sympathien für Parteien, Vereine oder Gruppen abzuleiten wäre, käme übrigens auf der linke Seite niemand. Den langjährigen ORF-Korrespondenten Raimund Löw bezichtigt heute niemand mehr, wegen seiner einstigen Mitgliedschaft in der „Gruppe revolutionärer Marxisten“ trotzkistische Sympathien zu pflegen. Der grüne Joschka Fischer, der an linksextremen Straßenschlachten, bei denen Polizisten zum Teil schwer verletzt wurden, beteiligt war, konnte später unbehelligt deutscher Außenminister werden.

Bei Patrioten reichen hingegen zwei Demobesuche bei – nach Erkenntnissen einer AK NautilusFallstudie – zu Unrecht als „rechtsextrem“ verunglimpften Gruppen für den Aufruf zu gesellschaftlicher Ächtung.

Linke üben zweierlei Maß

Zurück zum vermeintlichen Geldsegen: Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Ein linkes Portal, dessen derzeitige Inkarnation nur aufgrund einer Parteispende der Liste Pilz in fünfstelliger Höhe existiert, deutet mit dem Finger, weil ein blauer Minister knapp über 30 Euro für Werbung auf patriotischen Medien ausgab. Das ist immerhin zumindest ebenso schlimm, wie wenn schlagende Mittelschulverbindungen etwa 700 Euro je Verein aus öffentlicher Hand bekommen.

Dieselben linken Kreise beklagten übrigens kürzlich die Schmälerung der Förderungen für feministische Medienprojekte durch das zuständige Ministerium. Alleine die Zeitschrift An:Schläge bekam etwa noch kürzlich 22.000 Euro mehr vom Steuerzahler. Von den teils millionenschweren Inserat-Umsätzen großer Leitmedien ganz zu schweigen. Über grotesk hohe Subventionen für linke Künstler und Vereine brauchen wir ebenso wenig zu sprechen.

Idealismus statt kubanische Zigarren

Während sich also ganz Österreich vorstellen soll, wie Betreiber patriotischer Medien in ihrer Hacienda in der Karibik sitzen, schreiben wir unsere Artikel mitunter in einem stickigen Dachgeschoss. Das was uns antreibt, ist kein teurer Guadeloupe-Rum, keine kubanischen Zigarren. Der Lohn unserer täglichen engagierten Arbeit sind als kleines Crowdfunding-Projekt vielmehr die Lorbeeren unseres Idealismus. Wir schreiben nicht, weil wir damit reich werden wollen – sondern weil es uns ein persönliches Anliegen ist, bestehende Lücken in der Medienlandschaft zu schließen.

Eine Demokratie braucht mediale Stimmen von beiden Seiten des Spektrums – und dafür sind wir angetreten. Und wenn die Parlamentsanfrage eines gezeigt hat, dann ist es, dass wir und andere patriotische Medien eben nicht auf die Gunst wohlgesonnener Politiker angewiesen sind. Wir sind unabhängig und damit ausschließlich unseren Lesern und dem eigenen Gewissen verpflichtet – und das ist gut so.


Weiterlesen: 

Kommentar: Kurier blamiert sich mit Falschmeldung über Regierungsinserat (13.6.2018)

Kolumne: Fadenscheinige Kontroverse um Burschenschafter-Förderungen (9.8.2018)

Kommentar: „Aufregung um FPÖ-Inserate in alternativen Medien ist Heuchelei“ (19.4.2018)

Fallstudie: Ist die Identitäre Bewegung Österreich rechtsextrem? (AK Nautilus, 53 S., 14.5.2018)

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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