Schwarzer britischer Komiker fordert 19 Billionen Pfund Reparationen wegen Sklaverei
Der britische Komiker Lenny Henry fordert von Großbritannien Reparationen in schwindelerregender Höhe für die Verbrechen der Sklaverei. Seine Begründung: Nur so könne das Land seiner Meinung nach endlich „moralische und spirituelle Heilung“ erfahren.
Mit dieser Forderung wolle er einen Hebel umlegen, damit die Diskussion zu etwas führe, so Henry.
© IMAGO / Anadolu AgencyLondon. – Der britische Schauspieler und Komiker Lenny Henry hat Großbritannien dazu aufgefordert, fast 19 Billionen Pfund als Reparationen für die Verbrechen der Sklaverei zu zahlen, wie der Daily Star berichtet. Diese Summe entspräche etwa dem Fünffachen des aktuellen britischen Bruttoinlandsprodukts, das derzeit bei rund 3,6 Billionen Pfund liegt. Zum Vergleich: Finanzministerin Rachel Reeves versucht derzeit, ein Haushaltsdefizit von 30 Milliarden Pfund zu schließen – mit den geforderten Reparationen ließe sich dieses mehr als 630-mal ausgleichen.
Bezug auf den Brattle-Report
Henry, dessen Eltern aus Jamaika nach Großbritannien einwanderten, stützt seine Forderung auf den sogenannten Brattle-Report von 2023, der berechnet, dass Großbritannien 18,6 Billionen Pfund an Reparationen schulde – „für seine Rolle in der transatlantischen Sklaverei, insbesondere während der Versklavung in Amerika und der Karibik“.
Der Bericht bewertet die immensen Schäden, die durch die Sklaverei entstanden sind – von kollektivem Trauma und dem Verlust kulturellen Erbes bis hin zu anhaltenden Ungleichheiten in Lebenserwartung, Beschäftigung und Einkommen. Die Zahl basiert auf dem Reichtum, der durch die Arbeit der Versklavten erwirtschaftet wurde, sowie auf den ökonomischen Folgen für die von Großbritannien kolonisierten Länder.
„Zeit, die Schuld zu begleichen“
Henry erinnerte daran, dass die britische Regierung ihre Schulden aus der Entschädigung von Sklavenhaltern erst im Jahr 2015 vollständig beglichen hat. Jetzt sei es an der Zeit, dass die Versklavten und ihre Nachkommen entschädigt würden, forderte der 67-Jährige.
Er betonte, dass Reparationen weit über eine reine Geldzahlung hinausgingen. „Wenn man das Thema einmal analysiert, geht es um mehr als nur eine finanzielle Entschädigung für die Sklaverei. Es geht um Social Engineering. Und, das klingt jetzt vielleicht sehr gefühlsduselig, aber es geht auch um Heilung, um spirituelle Heilung – und nicht nur um Geld. Es geht um Hunderte von Jahren der Unterdrückung und Ausbeutung.“
„Menschen haben Angst vor dem Thema“
Henry führte weiter aus, dass viele Menschen davor zurückschreckten, über die finanziellen Konsequenzen von Reparationen zu sprechen: „Es ist so gewaltig, dass sie Angst haben, weil echte Reparationen Billionen von Pfund kosten würden.“ Trotzdem ist er überzeugt, dass eine Entschädigung eine befreiende Wirkung hätte und es ein „landesweites Aufatmen“ geben würde, wenn Reparationen gezahlt würden.
Gleichzeitig mahnte Henry zur Geduld: „Diese Dinge brauchen Zeit. Schauen Sie sich an, wie lange es gedauert hat, die Sklaverei abzuschaffen und die Sklavenhalter für den Verlust ihrer Arbeit und ihres Einkommens zu entschädigen. Es geht darum, den Hebel umzulegen, damit die Diskussion zu etwas führt. Das könnte weitere 100 oder sogar 150 Jahre dauern.“
Henrys Forderungen erscheinen im Buch „The Big Payback: The Case for Reparations for Slavery and How They Would Work“, das er gemeinsam mit Marcus Ryder verfasst hat. Die Veröffentlichung ist für den 9. Oktober angekündigt.