Antisemitismusbeauftragter fordert solidarisches Kippa-Tragen
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat alle deutschen Bürger dazu aufgerufen, am kommenden Samstag aus Solidarität Kippa zu tragen.
Berlin. – Um ein „Zeichen für Toleranz“ zu setzen, sollen laut Klein auch Nicht-Juden die Kopfbedeckung tragen. Erst am Wochenende warnte Felix Klein jedoch noch generell vor dem Tragen einer Kippa, da dies durch die „gesellschaftliche Verrohung“ mit einem Risiko verbunden sei. Retrospektiv betrachtet sei dieses Statement jedoch lediglich als „Weckruf“ zu verstehen gewesen, wie er nun betont.
„Uneingeschränkte Religionsfreiheit“
Klein sagte der Funke-Mediengruppe in einem Interview, dass es ein Zeichen für die „uneingeschränkte Religionsfreiheit“ brauche. Anlass ist der am kommenden Samstag stattfindende iranische Feiertag „al-Quds-Tag“. An ihm protestieren Demonstranten gegen eine angebliche Besatzung Jerusalems durch Israel seit dem Sechstagekrieg 1967.
Auch in Deutschland, insbesondere in Berlin, finden jährliche Proteste statt. Bei diesen kam es in vergangenen Jahren zu bizarren Szenen: In manchen Jahren demonstrierten dabei neben Palästinensern und anderen Arabern auch der antizionistische Flügel der Linken sowie sogar NPD-Kader. Immer wieder fielen Teilnehmer dabei auch durch das Rufen antisemitischer Parolen auf.
„Mit vereinten Kräften gegen Antisemitismus“
Auch am kommenden Samstag befürchtet Klein deshalb, dass „in Berlin beim ‘Al-Kuds-Tag’ wieder in unerträglicher Weise gegen Israel und gegen Juden gehetzt wird“. Wörtlich begründete er deshalb seinen Vorstoß des solidarischen Kippatragens so: „Wenn Politik und Gesellschaft mit vereinten Kräften gegen Antisemitismus vorgehen, dann haben wir eine echte Chance, diesen Kampf zu gewinnen.“
„Bild“ legt Zeitung Kippa zum Ausschneiden bei
Für die Aktion sprachen sich in einem Artikel der Zeitschrift diverse deutsche Politiker aus. Unter ihnen befinden sich beispielsweise der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor und Sawsan Chebli (SPD), wie die „Junge Freiheit“ berichtet. Für Irritationen in den sozialen Netzwerken sorgte die „Bild“, welche der entsprechenden Printausgabe eine Kippa zum Basteln beilegte.
Chebli, die selbst palästinesische Wurzeln hat, kommentierte die Aktion auf Twitter: Sie betonte, dass sie trotz der Solidaritätsbekundung auch in Zukunft nicht die „Muslimfeindlichkeit“ vernachlässigen wolle. Wörtlich sagte sie: „Werde mich auch immer für mehr Beachtung von Muslimfeindlichkeit einsetzen. Aktion bleibt wichtig. Müssen alle gg Judenhass aufstehen.“
EU-Studie: Muslimischer Antisemitismus gestiegen
Dass antisemitische Ressentiments in Deutschland wieder am Steigen sind, hängt übrigens durchaus zunehmend mit einem Anstieg des sogenannten ‚muslimischen Antisemitismus‘ zusammen. Die polizeiliche Kriminalitätsstatistik reflektiert dies nicht, ordnet 94 Prozent der Straftaten dem rechten Spektrum zu.
Demgegenüber steht allerdings eine EU-Studie aus dem Vorjahr. Denn gleich 41 Prozent der befragten nannten muslimische Täter bei antisemitischen Erfahrungen. Demgegenüber erwähnten 20 Prozent rechte Täter – und immerhin noch 16 Prozent solche aus dem linken Spektrum – Die Tagesstimme berichtete.