Fall Kimmich: Bundesregierung erhöht Impfdruck auf Bayern-Star

Seitdem der 64-fache DFB-Teamspieler Joshua Kimmich seine Entscheidung gegen die Corona-Impfung in einem TV-Interview kundtat, überschlagen sich die Kommentatoren. Die Aussage des Bayern-Profis polarisiert. Zu Verständnis und Applaus aus dem Volk kommt aus dem medialen Sektor und nun sogar aus der Politik massive Kritik dazu.
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Fall Kimmich: Bundesregierung erhöht Impfdruck auf Bayern-Star

Bild (Kimmich 2017): Rufus46 via Wikimedia Commons [CC BY-SA 3.0] (Bildausschnitt)

Seitdem der 64-fache DFB-Teamspieler Joshua Kimmich seine Entscheidung gegen die Corona-Impfung in einem TV-Interview kundtat, überschlagen sich die Kommentatoren. Die Aussage des Bayern-Profis polarisiert. Zu Verständnis und Applaus aus dem Volk kommt aus dem medialen Sektor und nun sogar aus der Politik massive Kritik dazu.

Berlin. – Es gibt wohl Schlagzeilen, von denen man als Journalist lange Jahre glaubte, sie nie formulieren zu müssen, weil sie undenkbar schienen. Im Corona-Jahr 2021 ist alles anders: Nun schaltet sich nämlich sogar die Spitzenpolitik in die deutsche „causa prima“ ein. Dort dreht sich nun alles um die angebliche Vorbildfunktion des Fußball-Nationalspielers Joshua Kimmich vom FC Bayern München. Dieser hatte in einem Interview nämlich seine Bedenken im Bezug auf die Corona-Impfung deponiert. Und das ist einigen Akteuren offenbar ein ziemlicher Dorn im Auge.

Kimmich hat Bedenken zur Corona-Impfung

Über mehrere Minuten ließ ein „Sky Sport“-Reporter nicht locker. Nach dem Sieg des Tabellenführers gegen die TSG 1899 Hoffenheim (4:0) befragte dieser Kimmich nicht etwa zum Spiel. Einzig und allein die angeblich freiwillige Impfentscheidung des 26-Jährigen stand zur Debatte. Kimmich bekundete, dass er sich derzeit nicht impfen lasse, weil einige seiner Bedenken nicht ausgeräumt seien. Diese bezögen sich insbesondere auf fehlende Langzeitstudien zu deren Verträglichkeit.

In weiterer Folge ärgerte sich Kimmich auch über den Umstand, dass die Gesellschaft in dieser Frage immer weiter polarisiert werde. Wer sich persönlich gegen eine Impfung entscheide, so der Bayern-Spieler, sei nicht automatisch ein „Impfgegner“ oder gar ein „Corona-Leugner“. Für diese Feststellung erntete Kimmich viel Applaus aus dem kritischen Lager – und heftigen Gegenwind aus dem polit-medialen Sektor. Ex-Bayern-Meistertrainer Felix Magath hingegen hat kein Verständnis für die Aufregung: „Ich weiß nicht, warum wir einem Menschen nicht seine Meinung gönnen?“

Presse und Regierung machen Druck auf Kimmich

Mehrere Medien schossen sich indes auf den versierten Defensiv-Allrounder ein. Die Frankfurter Rundschau etwa sprach von einer „unsozialen Haltung“ und „diffusen irrationalen Ängsten“, die „Wasser auf alle Mühlen von Querdenkern und Impfgegnern“ sei. Noch einen Schritt weiter ging die Hamburger Morgenpost, in der sogar ein Spielverbot in Club und beim DFB-Nationalteam gefordert wurde. Ins selbe Horn stieß ein ehemaliger ARD-Chefredakteur. Er schrieb: „Bis zur Impfung sollte er nicht mehr aufgestellt werden. Was ist den Bayern-Verantwortlichen wichtiger, Vorbild oder Profit?“

Aber es blieb nicht beim negativen medialen Echo. Denn nun schaltete sich kein geringerer als Regierungssprecher Steffen Seibert in die Debatte ein. Kimmich möge die zu dem Impfstoffen verfügbaren Informationen „alle noch mal auf sich wirken lassen“. Auf dieser Basis erwartet sich der langjährige Merkel-Sprecher, dass sich der Nationalspieler „dann auch vielleicht für die Impfung entscheiden kann“. Davon erhofft man sich Symbolkraft: „Denn als einer, auf den Millionen schauen, hätte er dann erst recht Vorbildwirkung.“

ÖSV will nur geimpfte Spieler nach Peking schicken

Profisportler und die Impf-Entscheidung: Das ist ein Thema, das derzeit nicht nur im deutschen Fußball die Gemüter erhitzt. Für weltweites Aufsehen sorgte etwa die Causa um den US-Basketballstar Kyrie Irving von den Brooklyn Nets. Dieser trotzt weiterhin der Impfpflicht, die es in New York verbietet, die Sportstätten ohne vollständige Impfserie zu betreten. Da diese auch für die Athleten gilt, riskiert der NBA-Profi, in keinem einzigen Heimspiel zum Einsatz zu kommen. Der Club kokettiert mittlerweile mit einem Transfer des Spielers – zahlreiche wütende Fans demonstrierten wiederum vor der Nets-Halle. Sie wollten erzwingen, dass ihr Idol trotzdem spielen darf.

Auch im Skisport und im internationalen Tennis könnte die Frage bald akut werden. So will der ÖSV nur doppelt geimpfte Athleten zu den Olympischen Winterspielen in Peking im Februar entsenden. Dies, so die neue ÖSV-Präsidentin Roswith Stadlober, habe damit zu tun, dass man den Sportlern die dortigen Quarantäne-Bedingungen nicht antun wolle. Dies könnte etwa die letztjährige Slalom-Weltcupsiegerin Katharina Liensberger betreffen, die sich mit ihrer Impfung offenbar noch zeitlässt. Einige andere aus der Damen-Mannschaft hatten wiederum bereits eine Corona-Erkrankung hinter sich. Für die Speed-Fahrer, auch die genesenen, droht wiederum schon für die Rennen in Kanada nächstes Monat eine verpflichtende Impfung. Andernfalls können sie im nordamerikanischen Land nicht antreten.

Tennis: Umstrittene Pflicht-Impfung für Grand-Slam

Möglicherweise wackeln könnte hingegen die avisierte Impfpflicht für die Australian Open im Tennis. Mehrere Top-Spieler zögern noch, sich impfen zu lassen; Österreichs Nummer eins Dominic Thiem hofft auf eine rechtzeitige Zulassung des Totimpfstoffs. Der Weltranglistenerste Novak Djokovic, der selbst eigentlich Genesenenstatus besitzt, sprach sich in der Vergangenheit mehrfach gegen eine Impfpflicht aus. Er ist der Allzeit-Rekordsieger des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres. Die Veranstalter müssen also damit rechnen, ihr absolutes Zugpferd zu verlieren.

Die Regionalregierung von Victoria, die auf weitreichende Impfpflichten auch am Arbeitsplatz setzt, konnte sich noch vor wenigen Tagen keine Ausnahme-Regelung vorstellen. Nach heftiger Kritik laufen allerdings nun doch Debatten, dies mit einer strengen Quarantäne-Regelung zu umgehen. Australien fährt seit dem Vorjahr ein besonders hartes Maßnahmen-Regiment, manche Bundesstaaten monatlich nur wenige hundert Personen einreisen. Eigene Staatsbürger zählen in dieses Kontingent.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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