Jeannée hasst die Impfgegner. Wie ist das jetzt mit dem Hass?

Zuvor meine Meinung, dann die Geschichte, die sie herausgefordert hat:
Géza Ákos Molnár
Kommentar von
7.9.2021
/
3 Minuten Lesezeit
Jeannée hasst die Impfgegner. Wie ist das jetzt mit dem Hass?

Symbolbild (CC0).

Zuvor meine Meinung, dann die Geschichte, die sie herausgefordert hat:

1. Ich bin dafür, dass jemand, wenn er jemanden oder wenn er etwas hasst, das auch sagen und schreiben darf. Hass ist eine Emotion, eine ganz gewaltige. Hass kann sich unser bemächtigen, selbst wenn wir zivilisierte und kultivierte Menschen sind. Ich bin da ganz, ganz langsam mit einem schnellen Urteil gegenüber dem, der hasst. Wer noch nie gehasst hat, der darf sich glücklich preisen.

2. Liebe Politiker und vor allem liebe Medienleute: Entscheidet euch endlich!

Entweder: Ihr gebt die Hass-Äußerung auf Grundlage der Rede-, Presse- und Meinungsfreiheit ganz frei und annulliert die ganzen Hassgesetze, die zwangsläufig zu Zensur und Prozess führen.

Oder: Behandelt jeden Hass als Hass. Inklusive Zensur. Inklusive rechtliche Konsequenzen. Hass ist nämlich Hass. Wer da hasst und wen oder was derjenige hasst, ist vollkommen irrelevant, solange man Hassäußerungen verbietet und strafrechtlich verfolgt.

Oder: Gebt endlich klipp und klar zu – aber dann auch expressis verbis im Gesetz: Es gibt einen guten Hass und einen bösen Hass.

3. Guter Hass – unserer Beobachtung nach – ist der auf Basis des politisch korrekten Gutmenschentums. Zum Beispiel der Hass der Antifaschisten: „Unsern Hass könnt Ihr haben!“

Böser Hass ist der von rechts. Also jeder politisch inkorrekte Hass, zumindest ausgehend von Weißen.

Hass auf Impfgegner

Kleiner Exkurs: Was mir immer schon gefehlt hat in der Debatte: Die Unterscheidung von Hass und Zorn, zumal dem heiligen Zorn. Diese Unterscheidung haben unser Gesetzgeber und die Herrscher von Kurz abwärts nie getroffen. Sie unterstellten dem, der den heiligen Zorn äußert, schon immer „Hass und Hetze“, und bedenken dabei nicht, was Hass und Hetze tatsächlich bedeuten. Und dass Zorn wieder eine ganz andere Sache ist.

Warum erwähne ich das heute?

Weil mich am Wochenende in der Kronenzeitung eine explizite Hassäußerung richtig erschreckt hat. Ich zitiere: „Das Problem sind die Impfgegner. Ich hasse sie, weil ich den Lockdown hasse.“ Unterschrift, handschriftlich: Jeannée. Quelle: Kronenzeitung, 4. September 2021, S. 13

Ich bin gewiss, dass niemand, gar niemand und überhaupt niemand die Kronenzeitung oder den Herrn Jeannée (den ich für seine Geradlinigkeit sehr schätze) anzeigen wird. Ebenso niemand wird diesen Hass thematisieren oder problematisieren.

Denn das spielt sich in der Praxis unserer Politik und unseres Journalismus schon viele Jahre lang ab, nämlich das Messen mit zweierlei Maß:

Der gute Hass ist der Hass der „Haltung.“ Der böse Hass ist der Hass der „Hetze.“

Lieber Herr Jeannée: Schreiben Sie einmal geradlinig darüber, dass Sie hassen dürfen und das auch Millionen Lesern schreiben und sie damit indirekt ermutigen dürfen, alle Impfgegner fortan zu hassen.

Und erklären Sie dann, warum anderen Menschen, zum Beispiel den Islamgegnern, Hass und Hetze unterstellt werden, sobald sie nur Kritisches über Mohammed sagen oder schreiben. Warum Sie unbehelligt hassen dürfen, jene aber (obwohl sie nicht einmal hassen, sondern ihnen Hass nur unterstellt wird) eine Anzeige an den Hals bekommen und vor Gericht gezerrt werden.

Nächste Eskalationsstufe

Werte Leser: Da geht mir das Geimpfte auf. Man sieht in aller Öffentlichkeit: In Österreich sind die Bürger vor dem Gesetz nicht alle gleich. Schon gar nicht in den Augen unserer Herrscher und ihrer Propagandisten.

Die Eskalation in unserer Gesellschaft ist schlimm und zutiefst destruktiv. Dass nun die Gegner der Corona-Impfstoffe, die über eine „bedingte Marktzulassung“ verfügen, in einem Massenmedium, also sehr öffentlich zum Hassobjekt erklärt werden, das ist brandgefährlich. Es kann sehr leicht zur (echten!) Hetze ausarten. Es ist zu befürchten, dass das die nächste Eskalationsstufe mit sich bringen wird.

Etwa dann, wenn man ähnlich wie anno nazimal beginnen wird, die einen sichtbar zu kennzeichnen, um sie als die Guten und die anderen als die Bösen, die Herr Jeannée immer schon gehasst hat, zu unterscheiden.

Wie schlimm es ist, merkt man auch daran, dass es niemanden von den Politikern oder den anderen Medien juckt, dass die Kronenzeitung mündige Bürger, ehemals freie Menschen, explizit hasst und hassen lässt. Warum? Weil sie einen Impfstoff verweigern!

Obwohl sie ihn nur verweigern, weil sie keine Ahnung haben und haben können, welche mittel- und langfristigen Nebenwirkungen er zeitigen wird.

Dass die langfristigen Nebenwirkungen nicht einmal die Entwickler des Impfstoffes wissen, das steht in den Kaufverträgen der Pharmaindustrie mit der EU-Kommission explizit geschrieben. Darum haben unsere Herrscher ja auch unterschrieben, dass die Pharmaindustrie von jeglicher Haftung für unerwünschte Nebenwirkungen befreit ist. Für Herrn Jeannée ist das ein Grund, Menschen zu hassen, die einen solchen Impfstoff verweigern.

Politik ist schuld am Lockdown

Ein Letztes noch: Herr Jeannée schreibt, die Impfgegner wären die Ursache für den Lockdown. Es stimmt bloß nicht. Den Lockdown verursachen einzig und allein unsere Herrscher. Die Herrscher, unsere Nomenklatura, entscheiden mit freiem Willen den Lockdown.

Nicht zwangsweise verhängen sie ihn, sondern aus freien Stücken, willkürlich und verfassungswidrig. Dass der Lockdown nicht sein muss, haben Schweden und andere Staaten bewiesen.

Herr Jeannée, würden Sie diesen Satz, dem das Ursache-Wirkung-Prinzip zugrundeliegt, auch formulieren? „Das Problem ist unser Bundeskanzler. Ich hasse ihn, weil ich den Lockdown hasse.“ Sie würden nicht. Es erschreckt mehr, einen (1) zu hassen, als viele zu hassen. So mysteriös das ist, so wahr ist das. Wir Menschen sind ein rätselhaftes Wesen.

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Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor
Géza Ákos Molnár

Géza Ákos Molnár

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