Kein Vertrauen in Regierung: 83 Prozent befürchten Energie-Engpässe
Die österreichische Bevölkerung hat Zukunftssorgen – insbesondere was den kommenden Winter betrifft. Wie eine Gallup-Umfrage herausstellte, glauben fünf von sechs Österreichern, dass es mit der Energieversorgung knapp werden könnte. Der schwarz-grünen Regierung stellen sie ein schlechtes Zeugnis aus.
Wien. – Die unter 1.000 Personen repräsentativ durchgeführte Umfrage zu den als Folgen des Ukraine-Krieges rezipierten Problemlagen zeichnet ein düsteres Bild. Rund 90 Prozent beunruhigen die steigenden Preise für Lebensmittel und Energie, 79 Prozent fürchten negative globale wirtschaftliche Folgen des Konflikts. Schockierend: Sage und schreibe 83 Prozent glauben, dass es trotz der ständigen Ankündigungen und Beschwichtigungen der Regierung zu Engpässen in der Energieversorgung kommt.
Fossile Energien in der Krise wieder beliebter
Die medial befeuerte Sorge vor dem Klimawandel weicht zusehends der Angst um die Sicherheit der Versorgung. Diese Verlagerung der Prioritäten geht auch mit einer Renaissance fossiler Energien einher. Seit April stieg der Anteil jener Bürger, die sich für die Reaktivierung der Kohlekraft in Österreich aussprechen, von 27 auf 39 Prozent.
Die von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) entgegen der eigentlichen Überzeugungen ihrer Partei verlautbarte Zuschaltung des ehemaligen Kohlekraftwerks in Mellach befürworten 61 Prozent. Ganze 72 Prozent wünschen sich zudem, mehr heimisches Gas und Öl zu fördern.
Wenige halten Regierungs-Maßnahmen für ausreichend
Für die Regierung haben die Bürger allerdings nicht mehr viel übrig – jedenfalls kein Vertrauen. Ganze 11 Prozent halten das von Schwarz-Grün als vermeintlicher großer Wurf präsentierte Anti-Teuerungs-Paket gegen die Rekordinflation für ausreichend.
Nicht viel besser sieht es bei der Energieversorgung aus: Nur 17 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Regierung genug unternehme, um die Versorgung unseres Landes mit Strom und Gas zu gewährleisten.
Sanktionen wirken nicht: Zustimmung schwindet
Weniger Zuspruch finden infolge der sich verschärfenden sozialen und wirtschaftlichen Situation die Sanktionen gegen Russland, bislang schnürten die EU-Staaten sechs Pakete. Im April waren noch 71 Prozent der Österreicher diesen gegenüber aufgeschlossen, nun sind es noch 60 Prozent. Hält die Entwicklung an, könnte rasch eine Mehrheit gegen die Sanktionen sein.
Im Vorfeld der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats hatte die FPÖ-Chef Herbert Kickl einmal mehr eine Aufhebung der Maßnahmen gefordert. Er stellte heraus, dass die Sanktionen das eigene Volk stärker treffen als Russland. In absehbarer Zeit würde dies den Wohlstand so stark beeinträchtigen, dass nicht nur Geringverdiener, sondern auch der Mittelstand massiv darunter leiden.
Blockade für kasachisches Öl
Umstritten war die Einführung eines Öl-Embargos vor etwa einem Monat: Während Ungarn sich eine Ausnahmeregel ausverhandelte, trug Österreich dieses vollinhaltlich mit. Man wähnte sich ausreichend unabhängig. Diese Einschätzung könnte nun verhängnisvoll werden. Denn ein Gericht in Südrussland blockiert nun für 30 Tage aus Umweltgründen die Lieferung von kasachischem Öl. Das Land an der europäisch-asiatischen Grenze gilt als wichtigster Erdöl-Lieferant Österreichs.
Zieht sich der Lieferstopp – Russland ist Transitland – über längere Zeit, könnte es mit dem ohnehin vielfach für nicht machbar erachteten Plan der Regierung, die Großindustrie vorübergehend wieder von Gas auf Erdöl umzustellen, schlecht aussehen. Die OMV allerdings betont, dass man angeblich nicht auf die Lieferungen aus Kasachstan angewiesen sei. Es gebe weltweit genügend Ölproduzenten, um eine Alternative finden zu können.