München: Kontroverse um Burschenschafter-Ausschluss von Uni-Vortrag
Aktualisiert (25.10.2018 15:35 Uhr MESZ): Die Leitung der Ludwig-Maximilians-Universität äußerte sich nach Veröffentlichung unseres Artikels zu unserer Anfrage. Wir haben den Artikel entsprechend deren Stellungnahme angepasst.
Am Montagabend fand an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München eine Veranstaltung mit dem Titel „Einführung in die Kritik an Studentenverbindungen“ statt. Eine der betroffenen Gruppen erhebt nun schwere Vorwürfe.
München. – Die Veranstaltung ist Teil der „kritischen Einführungswoche“ an der Universität. In dieser finden eine Reihe von Vorträgen und Workshops statt, welche sich insbesondere konservative und rechte Strömungen und Tendenzen annimmt. Für den Vortrag am Montag zeichnete das Antifaschismus-Referat der Studierendenvertretungen verantwortlich.
Ausschluss aus Brandschutzgründen
Einem Facebook-Beitrag der Münchener Burschenschaft Alemannia zufolge wollten sich auch etwa 200 Verbindungsstudenten diese Veranstaltung „friedlich versammelt“ zu Gemüte führen. Daraufhin sei es unter dem „Vorschub“ von Brandschutzgründen zu einem Wechsel zu einem kleineren Veranstaltungsort gekommen. Im neuen Raum hätte man nur mehr Personen eingelassen, welche mit den Veranstaltern bekannt war. Angehörige von Studentenverbindungen hätte man „selbstverständlich“ ausgeschlossen.
Antifa-Referat: Alemannia fordert Schließung
Die fakultativ schlagende Verbindung verurteilte diesen Umstand. Eine Universität sei ein Ort der Lehre, des freien Diskurses und des Gedankenaustausches. Dass Mitstudenten dort von einer Veranstaltung, welche „einzig deren Diffamierung“ diene, „kategorisch ausgeschlossen“ würden, lehne man „vehement ab“. Weiter forderte man die Universität auf, das verantwortliche Antifaschismus-Referat „umgehend zu schließen“.
Man sollte „undemokratischen, unakademischen und diskriminierenden Gruppen“ in Zukunft „keinen Raum“ an der LMU mehr gewähren, so die Alemannia weiter. Der „gezielte Ausschluss“ von Menschengruppen aufgrund deren Überzeugungen sei darüber hinaus aus „demokratischer wie akademischer Sicht aufs Schärfste zu verurteilen“.
Veranstalter: Korporierte störten „lautstark“
Das Antifaschismus-Referat reagierte umgehend, ebenfalls auf Facebook. Dieses widerspricht der Darstellung, die Korporierten hätten sich friedlich verhalten. Vielmehr hätten diese bereits bei der Ankündigung des Raumwechsels „lautstark“ gestört. Aus diesem Umfeld hätte es bereits im Vorfeld „verschiedene Stimmen“ gegeben, welche auf eine Moivation schließen lassen würden, den Vortrag zu stören oder zu „sabotieren“. Deren Interesse sei es vielmehr, eine „kritische Beschäftigung mit dem Themenkomplex“ zu verhindern.
„Kein Grund“ für Dialog
Man bedankt sich hier stattdessen bei den Referenten für einen „spannenden und informativen Vortrag“. Dieser hätte trotz „systematischer Störungsversuche“ erfolgreich stattfinden können. Obwohl man einen Meinungspluralismus anerkenne, sehe man „keinen Grund“ mit „rechtsradikalen Akteur*innen in Dialog zu treten“. Deren „einziges Ziel“ sei es, eine „kritische Auseinandersetzung mit reaktionären Weltbildern zu verhindern“. Die Einführungswoche solle aber hingegen einen „progressiven Dialog“ und „kritische Wissensaneignung“ lehren.
Unileitung verneint Zuständigkeit
Auf Nachfrage der Tagesstimme wies die Universität darauf hin, dass es sich um eine Veranstaltung der Studierendenvertretung handle. Diese habe eigenständig verschiedene Referate eingerichtet, deren Aufgabenbereich und alleinige Verantwortung den StuVe unterliegen, das sogenannte Antifaschismus-Referat sei eines davon. Da es sich hierbei somit um kein offizielles Gremium der Universität handle, könne man sich allerdings nicht näher zur Thematik äußern.
Eine schriftliche Anfrage unsererseits an die Studierendenvertretung blieb allerdings bis dato unbeantwortet. Es ist daher nicht bekannt, wie diese als Gesamtverbund die Geschehnisse vom Montag einschätzt. Die „Kritische Einführungswoche“ läuft noch bis zum 26. Oktober.