‚SS-Liedzeile‘: Burschenschaften kritisieren mediale Falschdarstellung

Hohe Wellen schlägt derzeit eine Affäre um ein Liederbuch in Verbindung mit der Burschenschaft „Bruna Sudetia“ aus Wien. Nach einer Hausdurchsuchung stellte Herwig Götschober, Pressemitarbeiter von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), seine Ämter ruhend. Nachdem der Kurier nun außerdem die Verbreitung von NS-Liedgut unterstellte, kontern  die steirischen Burschenschaften mit einem „Plädoyer für ein Lied aus dem Jahr 1813“.
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‚SS-Liedzeile‘: Burschenschaften kritisieren mediale Falschdarstellung

Bild: Die Tagesstimme -Allg. Deutsches Kommersbuch der katholisch-deutschen Burschenschaft

Hohe Wellen schlägt derzeit eine Affäre um ein Liederbuch in Verbindung mit der Burschenschaft „Bruna Sudetia“ aus Wien. Nach einer Hausdurchsuchung stellte Herwig Götschober, Pressemitarbeiter von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), seine Ämter ruhend. Nachdem der Kurier nun außerdem die Verbreitung von NS-Liedgut unterstellte, kontern  die steirischen Burschenschaften mit einem „Plädoyer für ein Lied aus dem Jahr 1813“.

In einer Presseaussendung verurteilen sie die Darstellung des Kurier der Weise Wenn alle untreu werden als „SS-Liedzeile“. Das Lied stamme aus dem frühen 19. Jahrhunderts und sei unter dem Einfluss der Befreiungskriege entstanden. Da zahlreiche spätere Mitbegründer der Burschenschaften in diesen Kriegen gekämpft hätten, habe es auch den Weg in die burschenschaftliche Verbindung gefunden. Außerdem fände sich dieses auch in katholischen und evangelischen Liederbüchern.

Lied als „Bekenntnis zu urdemokratischen Werten“

Besondert kritisiert man die einseitige Bewertung seitens des Kurier:

„Weder der Verfasser des Liedes, Max von Schenkendorf noch der Dichter Novalis, an dessen Worte das Lied in weiten Teilen angelehnt ist, hätten wohl je vermutet welcher unwürdigen Fehlinterpretation ihr Werk mehr als 200 Jahre nach seiner Entstehung ausgesetzt sein würde.“

Vielmehr fordert man eine „objektive Auseinandersetzung“ mit dem Lied. Dieses sei zwar „unbestritten […] zu Zeiten des NS-Regimes missbraucht und vereinnahmt“ worden. Jene hätten dieses aber nie verstanden. Mit dem „Kampf für die Freiheit des Einzelnen“ und dem „Bekenntnis zu ersten urdemokratischen Werten bzw. mit der Geisteshaltung der Romantik im 19. Jahrhundert“ habe man im Dritten Reich „nur wenig anfangen“ können. Man will deshalb auch weiterhin an diesem Lied festhalten:

„Die steirischen Burschenschaften wollen jedenfalls nicht zulassen, dass dieses Lied – quasi postum – vom NS-Regime endgültig gestohlen wird. Daher werden wir es im richtigen historischen Kontext jedenfalls weiterhin singen.“

Die Nationalsozialisten hätten viel Althergebrachtes instrumentalisiert und missbraucht:

„Das darf uns aber nicht davon entbinden, eine wesentliche Erkenntnis daraus zu ziehen: Es waren nicht Jahrhunderte alte Lieder, die diese Verbrechen zu verantworten haben. Es waren Menschen!“

Grazer Arminia: „Lassen uns nicht entmündigen“

Die Grazer akad. Burschenschaft Arminia fügte dieser Presseaussendung auf Facebook weitere Gedankengänge hinzu. Die Burschenschaft singe dieses Lied seit der Gründung im Jahr 1815. Man lasse sich nicht entmündigen und entscheide selbst, was man singe, zu denken habe und wonach man handle. Ihr Tun orientiere sich allein an „demokratischen und nichttotalitären Grundsätzen“.

Vielmehr stellt die Studentenverbindung heraus, dass bei der gegenwärtigen Debatte ein brauchtumsfeindlicher Geist salonfähig würde:

„Das Spiel von denjenigen, die unser kulturelles Erbe auslöschen wollen werden wir nicht mitmachen, ihnen muss das Handwerk gelegt werden. Die Burschenschaft als Traditionsträger und studentischer Freigeist ist dabei natürlich ein Dorn im Auge.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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