Uni Innsbruck: Weiter Wirbel um umgestaltetes Ehrenmal
Für laufende Diskussionen sorgt weiter die Entscheidung der Universität Innsbruck, das Ehrenmal vor ihrem Hauptgebäude durch einen Aktionskünstler neu interpretieren zu lassen.
Innsbruck. – Die Leopold-Franzens-Universität (LFU) feierte am 15. Oktober den 350. Jahrestag ihres Bestehens. Zu diesem Zweck will die Hochschule ihre eigene Geschichte zunehmend kritisch betrachten. Teil dieser Bestrebungen ist eine provokante Umgestaltung des 1926 errichteten Denkmals zu Ehren der im ersten Weltkrieg gefallenen Uniangehörigen.
Proteste gegen „Intervention“ von Aktionskünstler
Die vom gebürtigen Vorarlberger Wolfgang Flatz, einem umstrittenen Aktionskünstler, inszenierte „Intervention“ legte dem hoch über dem Vorplatz thronenden Adler eine weiße Rose zu Füßen. Außerdem affichierte man über die jeweils an einer Seite prangenden Worte „Ehre – Freiheit – Vaterland“ die Vokabel „Welche“ in Sprayer-Optik um dies zu hinterfragen.
Diese neue Darstellung sorgt bei patriotischen Akteuren an der LFU seitdem für großes Unverständnis. Bereits am Samstagnachmittag nahmen mehrere Studentenverbindungen vor dem Uniportal Aufstellung, um gegen diesen Affront zu protestieren. Darunter befanden sich Chargierte einer fakultativ schlagenden und dreier pflichtschlagender Verbindungen.
Ehrenmal als zentrales Element der Gedenkkultur
An den Protesten nahmen unter anderem Aktive der Landsmannschaft Tyrol, der Universitätssängerschaft Skalden und der Akademischen Burschenschaft Brixia teil, sowie gut 30 Sympathisanten der Kundgebung. Nahe des Denkmals fand sich zudem eine Abordnung augenscheinlich linker bis linksradikaler Studenten in ähnlicher Größenordnung ein – samt eines Banners mit der Aufschrift „I Bims die Antifa vong Widerstand her“ und teilweise Fahnen kurdischer Milizen. Unter den Gegendemonstranten kam es zur Feststellung von Identitäten wegen Störens einer Versammlung.
Das Ehrenmal gilt in Innsbruck auch als zentrales Element korporierter Gedenkkultur. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil es sich bei den verewigten Worten um den Leitspruch der Jenaer Urburschenschaft von 1815 handelt. Zudem erinnert das Denkmal seit 1984 bzw. 1990 auch per Zusatztafeln an die NS-Widerstandskämpfer der „Weißen Rose“ – Christoph Probst studierte teilweise in Innsbruck – sowie an zwei ehemalige Studenten, welche bei politischen Wirren in El Salvador zu Tode kamen.
„Befreiung der Wissenschaft von Popularitätszwängen“
Der Hauptredner der Burschenschaft Brixia sprach über die Werte, welche sowohl das Ehrenmal als auch Studentenverbindungen als deren Verteidiger ausmachen würden. Ein besonderes Augenmerk legte er dabei auf den Wert der „Freiheit“. Er erinnerte, dass diese im wissenschaftliche Diskurs zusehends abhanden käme, weil man sich nach Popularitätswerten richte während Forscher, welche zu gegenteiliger Erkenntnis zur vorherrschenden Meinung kämen, schnell auf „Schwarzlisten“ landeten.
Als Waffenstudenten fordere man daher „ganz klar eine Befreiung der Wissenschaft von manipulativen Popularitätszwängen“. Es gelte sich auf „Vernunft statt Emotionen“ zu besinnen sowie nach der Wahrheit zu streben – „auch wenn diese manchen nicht passen mag“. Auch die „mit Zwangsbeiträgen“ von allen Studenten finanzierte Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) wolle mit „Auflösungsfantasien für Studentenverbindungen“ die Freiheit einschränken.
RFS-Walch kritisiert „Bruch mit der Geschichte“
Am Mittwoch schloss sich auch Fabian Walch vom Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) den Kritikern an. In einer Aussendung kritisierte er neben der „provokanten Installation“ auch den „Bruch der Universität mit ihrer Geschichte“. Er fragt sich, welche Probleme die Universität mit den Begriffen „Ehre – Freiheit – Vaterland“ habe: „Will die Universität behaupten, dass wir in einer ehrlosen Republik leben? Will die Universität behaupten, dass wir eine unfreie Demokratie haben? Und woher bezieht die Universität ihre Gelder, wenn sie das Vaterland leugnen will?“
Für ihn stünde ‚Freiheit‘ für jene Freiheitsrechte, für die „freiheitliche Studenten zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kämpften“. Diese seien „Grundfeste unseres demokratischen Gemeinwesens“. Man beobachte „mit Sorge“ dass sich die Universität instrumentalisieren lasse. Dadurch gerate dass „besonders die Meinungsfreiheit massiv unter Druck“. Man schäme sich, dass die Uni „eine Brutstätte für linksextremistisches Gedankengut“ und „Rekrutierungsreservoir für zerstörerische Politströmungen“ werde. Die Universität sähe wortlos zu und entehre sich damit selbst.
Walch: Blutverschmierte Schrift ist „Verschandelung“
Einigen Elementen der Neugestaltung kann Walch etwas abgewinnen: die weiße Rose als Widerstandssymbol findet er „gelungen und stimmig“. Gleichzeitig frage er sich, wieso diese ausgerechnet am „historisch völlig unbelasteten Ehrenmal“ ihren Platz fände. Bei der blutverschmierten Schrift hingegen handle es sich um „eine einzige Verschandelung“.
Zur Frage nach dem Vaterland weist Walch auf die wechselhafte Geschichte der Universität. Gleichzeitig sei klar, dass diese „unsere Heimat Österreich“ meine. Auch die Anerkennung, dass man Teil des deutschen Sprach- und Kulturraumes sei und zur europäischen Völkerfamilie gehöre widerspreche dem nicht. Die Universität scheine dies hingegen negieren zu wollen.