„Erklärung 2018“: Verleger widerruft Unterschrift nach Druck von Autoren
Der Verleger des Wissenschaftsverlages LIT, Wilhelm Hopf, gehörte zu den Unterzeichnern der „Erklärung 2018“. Zahlreiche Professoren, Wissenschaftler und Künstler unterstützten darin etwa die Solidaritätserklärung mit Protesten gegen illegale Masseneinwanderung. Nach Boykottaufrufen von Autoren und Lektoren hat Hopf nun seine Unterstützung zurückgezogen.
In einer Stellungnahme distanzierte sich der renommierte Verleger von seiner getätigten Unterschrift. Insbesondere käme seine Haltung zur Migrationspolitik und sein Plädoyer für ein umfassendes Recht auf Demonstrations- und Meinungsfreiheit „nicht in der für die Debatte notwendigen Differenziertheit“ zum Ausdruck. Dies habe zu „nachhaltigen Irritationen und Protest geführt“.
Druck auf Verleger Hopf
Insbesondere habe er nicht berücksichtigt, dass er als Verleger im Zusammenhang mit Herausgebern, Autoren und Lektoren gesehen würde. Als Verleger befinde er sich an „exponierter meinungsbildender Stelle“. Seine Aufgabe sehe er weiterhin im „umfassend fundierten Diskurs über Fächer- und Länder-Grenzen hinaus“. Ein besonderes Augenmerk gelte dabei den Rechten von Minderheiten. Der Verlag würde freilich für ein „inhaltlich weltoffenes, differenziertes Wissenschaftsprogramm“ stehen. Er lade mitsamt seiner Lektoren weiterhin zur Mitgestaltung ein.
Vorausgegangen war unter anderem eine Distanzierung der Lektoren von ihrem Verleger. Die Unterzeichnung würde „in Geist, Inhalt und Form“ von ihnen nicht mitgetragen. Diese monierten dabei, dass einige Autoren eine zukünftige Mitarbeit infrage gestellt hatten. In ihrer eigenen Stellungnahme verwiesen sie dabei auf eine Protest-Erklärung gegen die „Erklärung 2018“, welche sich nach eigenen Angaben „gegen jede Ausgrenzung“ wende. Deshalb solidarisiere man sich „mit allen Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Armut in unserem Land Zuflucht suchen.
Erneuter Boykottaufruf
Trotz der Distanzierung bleibt der Verlag weiterhin im Kreuzfeuer. Der Bochumer Kriminologie-Professor Thomas Feltes hielt die Distanzierung Hopfs offenbar für wenig glaubwürdig. Anschließend rief dieser nämlich auf Twitter dazu auf, den Verlag zu boykottieren.
An alle DoktorandInnen: Also Finger weg von diesem Verlag! auch wenn er seine Unterschrift wohl aus finanziellen Gründen zurückgezogen hat. https://t.co/70eg40ucaL https://t.co/QH1CDi9EuJ
— Thomas Feltes (@krim_rub) 11. April 2018
März: Suhrkamp-Verlag distanziert sich von Tellkamp
Einige Zeit zuvor führte die „Erklärung 2018“ bereits für Wirbel in der Kulturszene. Im März thematisierte Bestseller-Autor Uwe Tellkamp bei einer Podiumsdiskussion die Ansicht wonach „über 95 Prozent“ der Migranten nicht vor Krieg und Verfolgung flüchten wurden, sondern „um in die Sozialsystem einzuwandern“. Der Suhrkamp-Verlag distanzierte daraufhin öffentlich von seinem Autor. Für diese Reaktion erntete das Verlagshaus erhebliche Kritik – Die Tagesstimme berichtete.
Im exklusiven Interview monierte anschließend die Initiatorin Vera Lengsfeld – früher Bürgerrechtlerin in der DDR und jahrelang Abgeordnete zuerst für die Grünen, später für die CDU – das Fehlen einer intellektuellen Debatte zum Thema Migration. Dabei erwähnte sie auch die Zeichen der Tellkamp-Debatte und die Rolle vieler Medien. Oftmals hätten Journalisten ihre Kontrollaufgaben scheinbar vergessen und würden unter Zuhilfenahme „groteskester Verrenkungen“ die Regierungspolitik unreflektiert unterstützen.