Graz: Verwirrung um angeblichen „Stalinbart“ auf Werbung für KPÖ-Fest
In der steirischen Landeshauptstadt gehen rund um Werbematerial der Grazer KPÖ für ein jugoslawisches Kulturfest die Wogen hoch. FPÖ-Klubchef Armin Sippel wirft den Kommunisten vor, sich dabei in ihrer Bildsprache vergriffen zu haben. Diese wiesen die Vorwürfe zurück, mit Stalinisten habe man „nichts am Hut“.
Sippel moniert in einer Aussendung, die KPÖ würde sich „bewusst“ der „Macht der Bilder“ und dabei der Symbole des sowjetischen Diktators Josef Stalin sowie des einstigen jugoslawischen Machthabers Josip Broz Tito bedienen. Dies sei aus seiner Sicht auch deshalb problematisch, weil die meisten in Graz lebenden Mitbürger aus Ex-Jugoslawien „belastende Erinnerungen“ an diese Zeit und das „blutige Kriegsgeschehen“ hätten.
FP-Sippel: „Unverkennbarer Bart“ Stalins
Insbesondere hätten die Kommunisten – im Gemeinderat zweitstärkste Fraktion – auf ihrer Einladung für die Veranstaltung im Volkshaus die Gesichtszüge und den „unverkennbaren Bart“ Stalins verwendet. Diese habe man in einem „Sowjetstern“ platziert. Vor diesem Hintergrund sei das Sujet „nicht zufällig“ in den Farben des ehemaligen Jugoslawien gehalten. Deren Verwendung gehe auf den früheren Staatschef Tito zurück. Dieser habe es mit den Menschenrechten „nicht allzu genau“ genommen. Als „trauriger Beweis“ dafür würden mehrere Gefängnisinseln des Regimes dienen.
Doppelt brisant: Das Fest fällt diesmal mit dem ersten WM-Spieltag der kroatischen Nationalmannschaft zusammen. Der von 1945-80 autoritär herrschende Tito wurde 1892 im nordkroatischen Dorf Kumrovec nahe der Grenze zu Slowenien geboren. Bevor er zum Staatschef des sozialistischen Jugoslawien wurde, diente er als Partisanenführer. Diesen paramilitärischen Gruppen werden mitunter auch Kriegsverbrechen an der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien nachgesagt.
FP-Sippel: KPÖ macht „Extremismus salonfähig“
Für Sippel ist es „bedauerlich“, dass in der Menschenrechtsstadt Graz eine Partei weiterhin „Figuren wie Tito und Stalin“ nachweine.
„In Zeiten, in denen die Bundesregierung rigoros gegen Extremismus vorgeht – Stichwort Imamausweisungen und Moscheenschließungen – macht die KPÖ den Extremismus in unserer Stadt salonfähig.“
Er wolle die Möglichkeit zwar nicht ausschließen, dass es sich bei der entsprechenden Verwendung um einen“unbedacht gemeinten Scherz“ handle. Dennoch warf er der linken Partei vor, mit zweierlei Maß zu messen.
„Die Kommunisten fordern Sensibilität von den anderen und agieren selbst wie die sprichwörtliche Axt im Walde.“
KPÖ: Ex-Jugoslawien stand für „Zusammenhalt“
Bei der KPÖ gab man sich über diese Behauptungen verwundert. Auf Nachfrage der Tagesstimme erinnerte Stadträtin Elke Kahr, dass man das Fest nun bereits zum dritten Mal mit Künstlern aus allen ehemaligen Teilrepubliken des früheren Jugoslawien ausrichte. Entsprechend habe man auch Stern und Farben der Landesflagge verwendet. Man wolle damit den „Zusammenhalt des früheren Jugoslawiens“ beschwören:
„Dass es nämlich keinen Unterschied macht, ob du jetzt ein Slowene bist, oder ein Kroate oder Serbe. Dass es darauf ankommt, ein Mensch zu sein und nicht die Kulturen dich trennen sollen. Und das ehemalige Jugoslawien hat das ausgemacht – ob man das positiv sehen will oder nicht.“
KP-Kahr: Mit Stalinisten „nichts am Hut“
Angesprochen auf den Vorwurf des „Stalinbartes“, entgegnete die kommunistische Politikerin, dass es sich dabei vielmehr um einen „typischen Bosnierbart“ handle. Den Leuten aus dem ehemaligen Jugoslawien wüssten dies auch. Mit Stalinisten hingegen habe man „nichts am Hut“, dies gelte insgesamt für „Verbrecher“, welche „im Namen des Kommunismus etwas Grausliches“ getan hätten. Zu den „positiven Traditionen“ aus ex-Jugoslawien stehe man hingegen „natürlich“. Bei der Veranstaltung handle es sich jedenfalls um ein „friedliches, solidarisches Fest“.