Historische Krise: Realität weit „düsterer“ als Experten-Prognosen

Die schwarz-grüne Bundesregierung nutzte den letzten Ministerrat des Jahres, um sich selbst zu beweihräuchern. Dabei spielte sie die historische Krisenlage der Nation auf groteske Weise herunter.

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Historische Krise: Realität weit „düsterer“ als Experten-Prognosen

Prognosen

© Freepik

Wien. - Es war das erste volle Jahr von Karl Nehammer (ÖVP) als Bundeskanzler, immerhin erkannte er, dass es ein „schwieriges Jahr“ gewesen sei. Allerdings seien seiner Ansicht nach „die düsteren Prognosen nicht eingetreten, welche die Experten abgegeben hätten. Darüber hinaus habe seine Regierung im europäischen Vergleich angeblich hohe Entlastungen an die Bürger verteilt.

Zahlreiche Insolvenzen, hohe Inflation

Es ist ein zurechtgelegtes Narrativ – und eines, das einer näheren Überprüfung nicht standhält. Denn auch wenn die größten Sorgen wie ein Gas-Lieferstopp oder der Totaleinbruch der Wirtschaft (noch) nicht Realität wurden, so sind die ersten Zeichen unübersehbar. Laut aktueller Hochrechnung sind in diesem Jahr etwa 57,2 Prozent mehr Unternehmen von Insolvenzen betroffen. Besonders übel sieht es in Oberösterreich (plus 105,9 Prozent) und Tirol (plus 105,2 Prozent) aus.

Darüber hinaus kletterte die Inflation bis zum Oktober auf 11 Prozent – es war der höchste Wert seit 70 Jahren. Besonders deutlich spürbar ist die Teuerung bei alltäglichen Gütern. Der durchschnittliche Warenkorb der Bürger wurde 2022 um 18,9 Prozent teurer. Im Oktober 2022 waren die Gaspreise um 119 Prozent über dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Der Strompreis im Jänner 2023 wird um 320,7 Prozent höher sein als zu Jahresbeginn. Für viele Bürger ist das längst eine existenzielle Frage – dem gegenüber stehen Lohnrunden zwischen sechs und neun Prozent.

„Entlastungen“ zu spät, zu gering

Die Regierung versucht dieses Argument durch den Hinweis auf ihre „Entlastungen“ zu entkräften. Jene, die in diesem Jahr beschlossen worden seien, würden jeden Bürger im Schnitt um 1.552 Euro entlasten. Diese Rechnung hat einen doppelten Haken. So gilt die Strompreisbremse erst seit dem Dezember.

Die teilweise Abschaffung der kalten Progression wird erst mit dem Steuerausgleich für das Jahr 2023 – also bestenfalls im Frühjahr 2024 – schlagend. In allen Steuerklassen außer den untersten beiden beträgt die Anpassung der Schwellenwerte nur 3,47 Prozent nach oben. Selbst die Mär der „gut gefüllten Gasspeicher“ hinkt: Denn etwa drei Viertel sind nicht für heimische Verbraucher bestimmt.

Mehr Rückgang durch Sanktion als erwartet

Der Hinweis auf vermeintlich nicht eingetroffene Horror-Prognosen wirkt besonders witzlos: Denn diese wurden erst vor wenigen Monaten drastisch nachgeschärft. Besieht man die Prognosen zu Beginn des Sanktionen-Wirtschaftskriegs gegen Russland, so fiel die Realität weitaus übler aus. So ging etwa das WIFO im März davon aus, dass der Wohlstand in Russland um 9,71 Prozent einbrechen würde – bei den USA und ihren europäischen Verbündeten aber nur um 0,17 Prozent.

Während das „Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche“ (WIIW) zur selben Zeit Russland eine Inflation nahe der 30 Prozent prophezeite, hatte die heimische Inflation kein Institut so recht am Schirm. Die Österreichische Nationalbank (OeNB) korrigierte ihre Dezember-Prognose von 3,2 Prozent im April auf 5,6 Prozent und im Juni auf 7,6 Prozent. Am 14. Oktober sagte sie für das ganze Jahr eine Inflation von 8,5 Prozent voraus – wohlgemerkt im Durchschnitt.

Experten sehen für Zukunft schwarz

Für Besorgnis sorgte auch die WIIW-Herbstprognose, zumindest sobald man sie im Detail las. Zwar wurde den EU-27 ein „Rückgang“ der Inflation von etwa neun Prozent in diesem Jahr auf „nur“ sechs Prozent im nächsten Jahr prophezeit. Das hieße faktisch aber: Alles wird im Schnitt noch einmal um diese Summe teurer. Und der negative Effektiv auf den Geld- und Wirtschaftskreislauf könnte dabei noch voraus stehen.

So schrieb der Prognosen-Hauptautor Branimir Jovanovic: „Die aus dem Ruder laufende Inflation unterminiert die Realeinkommen und damit den privaten Konsum als bisher wichtigste Stütze des Wachstums. Dazu kommen die immer bedrohlichere Energiekrise, eine schwächelnde deutsche Wirtschaft, Leitzinserhöhungen und zu wenig fiskalische Unterstützungen seitens der Regierungen.“ Dabei sah er vor allem für die osteuropäischen EU-Länder schwarz.

Wirtschaft eng mit Nachbarländern verwoben

Die Prognose befürchtete aber, dass mögliche Wachstumseinbrüche in Deutschland, Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei auch manifeste Auswirkungen auf Österreich haben könnten. Die Rating-Agentur Fitch sagte Österreich sogar für 2023 eine Rezession voraus und stellte eine mögliche weitere Herabstufung des Kreditwürdigkeitsratings unseres Landes in Aussicht.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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