Sebastian Maack (AfD): „Wir brauchen eine demografische Wende“
Sebastian Maack referierte am 7. November auf dem Gründungsseminar der konservativen Denkfabrik Deutschland 2050. Freilich hat mit ihm über seine Vision einer zukunftsgewandten Familienpolitik gesprochen.
Freilich: Herr Maack, Sie haben eben über die demografische Herausforderung gesprochen, vor der Deutschland steht. Sie werden in 12 Jahren das Rentenalter erreichen. Wie sicher ist Ihre Rente?
Sebastian Maack: Ich lebe derzeit als Privatier, insofern mache ich mir um meine Rente keine Sorgen. Aber generell stehen wir, was die Rentenversicherung angeht, vor enormen Umwälzungen. Für die AfD habe ich im Rahmen des Sozialparteitags von 2020 die Rentenmodelle durchgerechnet und bin zu dem Schluss gekommen, dass das aktuelle Rentensystem in 20 bis 30 Jahren nicht mehr finanzierbar ist. Das heißt, man wird zwangsläufig auf eine Grundrente umsteigen und einen Pauschalbetrag an alle Bedürftigen auszahlen müssen.
Was bedeutet das für den einzelnen Rentner?
Das heißt, dass wir Altersarmut in einem Umfang kriegen, den wir uns bisher nicht vorstellen konnten. Die Ursache davon ist die demografische Entwicklung, denn das Rentenmodell der Umlage funktioniert nur, wenn in etwa die gleiche Zahl von Kindern geboren wird, die dann für die Älteren die Renten zahlt. Das haben wir aber seit den 70er-Jahren nicht mehr. Und durch diese demografische Katastrophe wird das Rentensystem in massive Schwierigkeiten kommen.
Derzeit machen über 65-Jährige etwa 22 Prozent des Volkes aus. 2050 werden es mehr als 30 Prozent sein. Ist Masseneinwanderung eine Lösung?
Masseneinwanderung ist definitiv keine Lösung. Man kann dieses Problem etwas abfedern mit sehr qualifizierter Einwanderung, aber das müssen dann auch Einwanderer sein, die in der Lage sind, etwas zum Rentensystem beizutragen. Die Einwanderer von 2015 waren zu einem großen Teil Analphabeten, die absehbar keinen nennenswerten Beitrag zum Bruttosozialprodukt leisten werden. Eine kulturell kompatible Einwanderung kann sicherlich helfen. Aber das Problem an sich kann nur durch eine demografische Wende gelöst werden, also durch eine aktive Familienpolitik und deutlich mehr Kinder.
Sie erwähnten in Ihrer Rede, dass die durchschnittliche Geburtenrate einer deutschen Frau bei 1,5 liege. Zu wenig, zu viel oder gerade richtig?
Eindeutig zu wenig. Wir bräuchten 2,1 Kinder pro Frau, um das Niveau zu halten, auf dem wir uns befinden. Da wir aber seit über 50 Jahren eine nicht auskömmliche Geburtenrate haben, müsste sie auf 2,5 steigen, um nach und nach Substanz aufzubauen. Das Rentensystem würde sich aber erst 20 bis 30 Jahre nach der demografischen Wende stabilisieren, wenn die neugeborenen Kinder in einem nennenswerten Umfang berufstätig werden. Neben dem Rentensystem führt die Kinderarmut auch zu einem Kulturabbruch: Wenn in einer gleich großen Gesellschaft immer weniger Kinder geboren werden, dann können Sprache und kulturelle Werte nicht mehr wie vorher weitergegeben werden. Sollte die Bevölkerung sogar schrumpfen, hätten wir darüber hinaus ein infrastrukturelles Problem, da eine auf 83 Millionen ausgelegte Infrastruktur dann von weit weniger Menschen finanziert werden müsste.
Sie sagen, dass wir eine Geburtenrate von 2,5 pro Frau brauchen, um die demografische Katastrophe zu umschiffen. Wie soll man das erreichen?
Jede Frau müsste ein Kind mehr bekommen. Kinderlose müssten zum Beispiel zumindest ein Einzelkind bekommen, Familien mit einem müssten zwei Kinder haben und so weiter. Das wird nur über entsprechende Anreize funktionieren. Und diese Anreize müssen auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Wichtig ist ein finanzieller Anreiz, der das Problem allein aber nicht lösen wird. Viel geht auch über gesellschaftliche Anerkennung, dass Familienarbeit und Erziehung als solche auch wieder anerkannt wird. Im linken Zeitgeist ist das Gegenteil der Fall. Man hat das Betreuungsgeld als ‚Herdprämie‘ abgetan, was eine brutale Beleidigung aller Männer und Frauen ist, die sich zu Hause um die Kinder kümmern. Schließlich müssen wir auch für eine Entlastung sorgen, die es jedem mit Kindern ermöglicht, seinem Lebensentwurf zu folgen. Wer Kinder fremdbetreuen lassen möchte, braucht die nötigen Plätze; wer seine Kinder selber erziehen möchte, der soll einen finanziellen Ausgleich bekommen, damit man nicht indirekt zur Arbeit gezwungen wird.
Immer mehr Eltern entscheiden sich, ihr Kind nach Abschluss des ersten Lebensjahres in eine Kita zu geben? Was macht das mit einem Kind?
Das hängt von der Einrichtung ab. Bei einem guten Betreuungsschlüssel und keiner Fluktuation unter den Erzieherinnen kann das gutgehen. Andernfalls kann es tatsächlich, insbesondere, wenn das Kind nicht bereit ist, zu Bindungsproblemen führen. Es ist sehr gut belegt, dass das Stressniveau eines Kindes in einer Fremdbetreuung ungefähr dem eines Managers entspricht, der gerade eine wichtige Entscheidung treffen muss und einen sehr dichten Terminkalender hat. Stresshormone werden dabei massiv ausgeschüttet und das ist für die Entwicklung der Kinder nicht gut.
Herr Maack, vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person:
Sebastian Maack ist AfD-Bezirksstadtrat in Berlin.
Facebook: https://www.facebook.com/MaackSebastian/
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