SPÖ gegen Sobieski-Denkmal: Geschichtspolitischer Kulturkampf am Kahlenberg

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass sich Wien endgültig gegen ein Sobieski-Denkmal am Kahlenberg entschieden hat. Der Historiker Fabian Walch kritisiert diese Entscheidung in seinem Kommentar für FREILICH und wirft SPÖ-Stadträtin Kaup-Hasler Unkenntnis der historischen Bedeutung der Schlacht von 1683 und eine einseitige politische Agenda vor.

Kommentar von
11.11.2024
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4 Minuten Lesezeit
SPÖ gegen Sobieski-Denkmal: Geschichtspolitischer Kulturkampf am Kahlenberg

Seit über zehn Jahren steht der Sockel für das Denkmal zu Ehren des polnischen Königs Jan III. Sobieski am Kahlenberg bereit. Das Denkmal kommt aber nicht.

© Herzi Pinki, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Am Morgen des 12. Septembers 1683 wurde der osmanische Vorstoß nach Mitteleuropa vor Wien gestoppt. Großwesir Kara Mustafa Pascha, der Befehlshaber der türkischen Truppen, wurde in der Schlacht am Kahlenberg vom Entsatzheer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, bestehend aus sächsischen, bayerischen, hessischen, badischen, schwäbischen und fränkischen Kontingenten, die von polnisch-litauischen und venezianischen Truppen verstärkt wurden, unter dem Oberbefehl des polnischen Königs und litauischen Großfürsten Johann III. Sobieski stand, geschlagen.

Die Nachricht von der Niederlage der Hohen Pforte wirkte wie ein Donnerhall in Europa und markierte nicht nur das Ende der türkischen Expansion, sondern mehr noch den Wendepunkt. In der Folge wurde aus dem einst mächtigen Reich der Osmanen der kranke Mann am Bosporus, der sukzessive in Südosteuropa und an der Krim zurückgedrängt wurde, bis das riesige Reich im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Auflösung begriffen war und schließlich gänzlich zerfiel.

Ereignis mit überragender Relevanz

Die Diskussion darüber, ob diesem historischen Ereignis, das zweifelsohne von überragender Relevanz für den Verlauf nicht nur der österreichischen, sondern der gesamteuropäischen Geschichte ist, ein Denkmal gesetzt werden soll, will die SPÖ nun für beendet erklären. Man will „keine Bühne errichten, die für ausländerfeindliche Hetze und das Schüren von islamfeindlichen und antitürkischen Ressentiments instrumentalisiert werden kann“, begründete dies die zuständige SPÖ-Stadträtin Veronica Kaup-Hasler, die meint, ein Sobieski-Denkmal muss heute „ein Zeichen für Frieden und Völkerverständigung sein, das Siegesrhetorik ablehnt.“

Pläne scheiterten schon mehrmals

Die Pläne für ein Denkmal gehen dabei weit in die Geschichte zurück. Schon zum 200-jährigen Jubiläum 1883 kam die Diskussion um das Gedenken auf. Von einem Obelisken, der weit hinaus sichtbar sein sollte, über eine Viktoria-Statue, die sinnbildlich für den Sieg über den Islam stehen sollte, bis hin zu einem Papstdenkmal wurde alles angedacht. Mangels Finanzierbarkeit wurde nichts davon umgesetzt, aber immerhin 1895 der Kahlenberger Kirchenverein gegründet, der jährlich am Tag der Schlacht einen Gedenkgottesdienst abhielt. 1983 zur 300-Jahr-Feier wurde dann ein erneuter Anlauf zur Realisierung eines Denkmals genommen. Aber auch dieser scheiterte an den mangelnden finanziellen Mitteln, weshalb es bei einem Grundstein, der bis heute ein Ersatzdenkmal darstellt, blieb.

2013 wurde dann ein Sockel für ein geplantes Denkmal aufgestellt, der 2018 durch eine Inschrift im Sinne der Völkerverständigung ergänzt wurde. Die Aufstellung eines in Polen gegossenen Sobieski-Reiterstandbilds wurde jedoch abgelehnt. Es ist also eine ziemliche Anmaßung, wenn Frau Kaup-Hasler glaubt, einfach eine mehr als 140 Jahre andauernde Diskussion für beendet erklären zu können.

Gründe für eine ehrliche Diskussion

Man kann gerne eine ehrliche Diskussion über die tatsächliche Rolle Jan Sobieskis führen. Er hatte nämlich zwar den Oberbefehl inne, aber nur, weil er den anderen Feldherren gedroht hatte, mit seinen Flügelhusaren wieder unverrichteter Dinge abzuziehen, sollte er nicht den Oberbefehl über das Entsatzheer erhalten. Ohne dabei die Rolle der polnischen Reitertruppen schmälern zu wollen, so waren es doch in erster Linie die kaiserlichen Truppen, welche den Großteil des Heeres gestellt hatten.

Ebenso Ehre gebührt dem Kaiserliche Feldherr Herzog Karl V. von Lothringen, den beiden Kurfürsten Johann Georg von Sachsen und Max Emanuel von Bayern sowie Georg Friedrich von Waldeck und Herzog Julius Franz von Sachsen-Lauenburg, und nicht zu vergessen Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg, der heldenhaft die belagerten Truppen in Wien anführte. Sobieski war es aber, der nach der Schlacht Wien betrat und nicht sofort die Verfolgung der in Auflösung befindlichen Osmanischen Armee aufnehmen wollte, um sein Pferd zu schonen, während die Kaiserlichen darauf drängten, sofort nachzustoßen. Somit begann die Verfolgung erst am 18. September, was den Türken die Möglichkeit gab, sich wieder zu sammeln und die vollständige Zerreibung des osmanischen Heers zu verhindern. Diese historischen Fakten wären eine ernst zu nehmende Grundlage und Argumente, um ein Sobieski-Denkmal kritisch zu sehen und um zu hinterfragen, ob die Lorbeeren für Sobieski gerechtfertigt sind.

Die SPÖ-Begründung ist einfältig

In der Tat stand auch das Abendland nicht geschlossen gegen die heranbrandenden Truppen des Islam. Immerhin musste Habsburg auch gegen Frankreich, das den osmanischen Feldzug animierte, kämpfen, was einen Zweifrontenkrieg bedeutete. Vermutlich hat aber die aus der DDR stammenden Stadträtin und Kulturmanagerin nicht einmal im Ansatz Ahnung vom historischen Geschehen rund um 1683. Stattdessen besitzt sie – ganz nach dem Motto: Wenig Ahnung aber dafür viel Meinung – die Unverfrorenheit, zu glauben, hier ein Machtwort sprechen zu können.

Ihr Argument „keine Bühne [zu] errichten, die für ausländerfeindliche Hetze und das Schüren von islamfeindlichen und antitürkischen Ressentiments instrumentalisiert [werden könnte]“, ist jedenfalls bestenfalls einfältig. An dieser Stelle sei der Frau Stadtrat ausgerichtet, dass sich dafür das auf dem Heldenplatz befindliche Reiterdenkmal des genialen savoyardischen Feldherrn Prinz Eugen, der in Habsburgs Dienst stand und nicht umsonst als Held der Türkenkriege gilt, viel besser eignen würde. Es ist jedenfalls nicht bekannt, dass dort regelmäßig ausländerfeindliche Hetze betrieben würde oder die inzwischen in Wien lebenden Türken sich von diesem Denkmal belästigt fühlen würden.

Kein Problem mit kommunistischen Denkmälern

Die Doppelzüngigkeit der moralintrunkenen Gutmenschen zeigt sich aber auch darin, dass sich die Dame etwa nicht an dem 2008 aufgestellten Denkmal für den homophoben Marxisten Ernesto Che Guevara stößt, obwohl dieser argentinische Mörder keinerlei Bezug zu Österreich oder gar Wien hat. Dieses Denkmal wird allerdings regelmäßig für linksextreme Hetze und ewiggestrige Kommunismusverherrlichung genutzt und zur Verunglimpfung Andersdenkender instrumentalisiert. Ebenso wenig stört sich Kaup-Hasler an der Gedenktafel des kommunistischen Massenmörders Josef Stalin in Meidling. In diesem Sinne stellt diese Dame keine ernstzunehmende Autorität dar, die irgendeine Diskussion für beendet erklären könnte. Lasst uns also weiter für ein würdiges Denkmal am Kahlenberg streiten.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Fabian Walch

Fabian Walch ist Gemeinderat der FPÖ Innsbruck. Der studierte Historiker ist zudem Pressesprecher der Tiroler Freiheitlichen.

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