Bei Weltnomadenspielen: Orban erneuert Beziehungen in Asien
Am Sonntag fanden sich im kirgisischen Badeort Tscholponata einige wichtige Politiker des Ostens zu einem Kooperationsrat turksprachiger Länder zusammen. Neben den Staatschefs aus Kirgisistan, Usbekistan, Kasachstan und Aserbaidschan waren auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán anwesend.
Das Treffen der östlichen Machthaber fand im Zuge der Weltnomadenspiele am See Issyk-Kul statt. Bei den 37 dort ausgetragenen Spielen und Wettkämpfen handelt es sich um Sportarten, die bei Nomaden- und Hirtenvölkern Tradition haben. Neben landläufigen Disziplinen wie Ringen, Reiten oder Bogenschießen gibt es auch Wettkämpfe etwa in Falknerei und zentralasiatischen Brettspielen. Kirgisistan richtet die Spiele bereits zum dritten Mal aus – die nächste Ausgabe soll 2020 in der Türkei stattfinden.
Ungarn gehört Staatenbund nicht an
Interessant ist, dass neben den Vertretern der turksprachigen Länder auch Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán den Weg zu den Spielen fand. Schließlich gehört seine Nation als Land mit einer finno-ugrischen Sprache nicht dem 1992 von der Türkei gegründeten, lockeren Staatenbund an. Ein Ziel des Bundes ist auch, wirtschaftlichen und politischen Einfluss in den zentralasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion zu gewinnen.
Auf den Spuren des Turanismus
Allerdings betritt Orbán mit seiner Suche nach kultureller Nähe kein Neuland in der ungarischen Rechten. Seit über 200 Jahren gibt es entsprechende Bestrebungen im ungarischen Patriotismus. Verschiedene Strömungen betonen häufig die historischen Verflechtungen mit turkstämmigen Reiter- und Nomadenvölker Asiens. Man beruft sich dabei sowohl auf die uralischen Wurzeln der eigenen Sprache als auch auf die Hunnenherrschaft im frühen Mittelalter.
Diese Gedankenschule des sogenannten Turanismus blühte im Ungarn des 19. Jahrhundert auf, als Antwort auf den aufkeimenden Pan-Slawismus in anderen Teilen der Donaumonarchie. Die Hypothese nimmt einen gemeinsamen Ursprung der Turkvölker, Finno-Ugrier, Mongolen und Mandschu-tungusischen Völker an. Diese würden sich eine gemeinsame Urheimat in Zentralasien teilen.
Orbán betont kulturelle Nähe
Mittlerweile gilt diese Ansicht zwar als überholt, dennoch werden auch einigen Personen aus dem direkten Umfeld Orbáns werden Sympathien für diese Ideologie nachgesagt. So verwundert es kaum, dass auch Orbán am Montag eine ähnliche Einschätzung traf. Er behauptete dabei entgegen der wissenschaftlichen Einschätzung, Ungarisch sei ebenfalls eine Turksprache. Zudem meinte er, dass es früher eine Beleidigung gewesen sei, Ungarn als das westlichste östliche Land zu bezeichnen. Mittlerweile sei es aber eine Ehre. wenn die Ungarn als östliches Volk bezeichnet würden.
Lob für östliche Regierungen
Generell fand der Ministerpräsident nur lobende Worte für die Länder des Ostens. Bei den Wettkämpfen demonstrierte der EU-Kritiker erneut eine Nähe zu Erdogan oder auch dem aserbaidschanischen Staatschef İlham Əliyev. Mitte des Monats steht für Orbán zudem ein Besuch bei Vladimir Putin in Moskau an, zu dem er ebenfalls ein enges Verhältnis pflegt.