Brexit-Bedingungen stehen: Johnson und Juncker verkünden Übereinkunft

Am Donnerstagmittag traten der scheidenen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und der britische Premierminister Boris Johnson an die Öffentlichkeit um zu verkünden, das sie sich auf einen Brexit-Deal einigten.
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Brexit-Bedingungen stehen: Johnson und Juncker verkünden Übereinkunft

Bild (Johnson 2016): Chatham House via Flickr [CC BY 2.0] (Bild zugeschnitten)

Am Donnerstagmittag traten der scheidenen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und der britische Premierminister Boris Johnson an die Öffentlichkeit um zu verkünden, das sie sich auf einen Brexit-Deal einigten.

Brüssel/London. – Viele rechneten wahrlich nicht mehr damit, dass eine Übereinkünft über die Austrittsmodalitäten Großbritanniens aus der EU noch vor dem avisierten Datum des 31. Oktober zustande kommt. Aber nun ist es so weit: Größtenteils baut die Abmachung auf dem alten Vorschlag auf, gerade aber zum Hauptstreitpunkt einer drohenden harten Grenze zwischen Nordirland und Irland gibt es Neuigkeiten.

Johnson spricht von „großartigem neuem Deal“

Johnson hofft dem ORF zufolge nun, dass das britische Parlament die neue Vereinbarung in einer Sitzung am Samstag absegnet. Er bezeichnete diese als „großartigen neuen Deal“, mit welchem Großbritannien wieder einigen Kontrolle über den Prozess zurückerlange. Damit könne sich sein Land endlich wieder „anderen Prioritäten“ wie notwendigen Reformen im Gesundheitssystem, den Kosten des täglichen Lebens, dem Kampf gegen Verbrechen sowie der Umweltpolitik widmen.

Johnson plant weiter an seinem Fahrplan für einen Austritt festzuhalten: Das heißt, wenn alles klappt, wird das Vereinigte Königreich bereits am 31. Oktober aus der EU ausscheiden. Zuvor hatte er mehrmals gedroht, dieses Datum notfalls auch ohne eine Regelung einhalten zu wollen. In diesem Fall befürchteten Beobachter negative Auswirkungen für die Wirtschaft.

Keine harte Grenze – Partnerschaft statt Zollunion

Eine harte Grenze zwischen Irland und Nordirland ist aufgrund einer neuen Lösung vom Tisch. Die unter britischer Hoheit stehende Teilrepublik Nordirland ist insbesondere beim Warenverkehr weiterhin einigen EU-Regulatorien unterworfen, bildet aber gleichzeitig ein gemeinsames Zollgebiet mit dem übrigen Vereinigten Königreich. Hier soll es eine nur mehr einjährige Übergangsfrist geben.

Mit der EU soll es keine direkte Zollunion mehr geben – auch an diesem Streitpunkt scheiterte der von ex-Premierministerin Theresa May ausgehandelte Deal. An dessen Stelle soll ein Handelsabkommen zwischen EU und Großbritannien geben, welches keine Zölle oder Quoten kennt. Man plant in Richtung einer „ambitionierten Partnerschaft […] mit einem Freund, Partner, Verbündeten“, so EU-Chefverhandler Michel Barnier.

Austrittsdatum hängt vom Parlament ab

Wann der Austritt nun tatsächlich stattfindet hängt allerdings weiter von dem Abstimmungsverhalten des britischen Unterhauses ab. Wenn dieses rasch zustimmt und die Vorbereitungszeit als ausreichend betrachtet, könnte der Austritt tatsächlich bereits Ende des Monats geschehen.

Die Abstimmung darüber könnte am Samstag in einer Sondersitzung – der ersten seit 37 Jahren – geschehen. Andernfalls muss Johnson um eine letztmalige Verlängerung bis 31. Jänner 2020 ansuchen. Ursprünglich hätte Großbritannien bereits am 29. März diesen Jahres austreten sollen.

Mehrere Parlamentsparteien zeigen sich abwartend

Ob eine Mehrheit für den nunmehrigen Deal zustande kommt, hängt insbesondere an der größten Oppositionspartei. Die sozialdemokratische Labour-Partei von Jeremy Corbyn wünscht sich allerdings weiter ein zweites Referendum über den Austritt. Die nordirische DUP – Koalitionspartnerin von Johnsons Konservativen – will ebenso wie die linksnationalistische schottische SNP gegen das Abkommen stimmen.

Deren Chefin Nicola Sturgeon kokettiert nach einem Austritt mit einem zweiten Unabhängigkeitsreferendum für Schottland, die Schotten sind mehrheitlich EU-Befürworter – Die Tagesstimme berichtete. Auch der Chef der ‚Brexit Party‘, Nigel Farage, rät zu einer Ablehnung, da ihm die Bedingungen nicht weit genug gehen. Er ist der Ansicht, dass das vorliegende Abkommen keinen echten Austritt aus der EU darstellt.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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