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Hörsaalgeflüster (2) – Die studentischen Christdemokraten

Die deutschen Hochschulen sind von linken Gruppen dominiert. Die einzig namentlich nicht-linke Vereinigung ist der Ring Christlich-Demokratischer Studenten, kurz RCDS. Doch der Archetyp des typischen RCDSlers hat ganz andere Probleme.

Kommentar von
6.4.2025
/
3 Minuten Lesezeit
Hörsaalgeflüster (2) – Die studentischen Christdemokraten

Ein Mitglied des RCDS beim CDU-Parteitag in Hamburg.

© IMAGO / IPON

Wie ich in meiner letzten Kolumne ausgeführt habe, ist die ideologische Situation an den deutschen Bildungsinstituten zumeist äußerst prekär. Jenseits der technischen Hochschulen mit ihrem männlich dominierten Elektrorat setzt sich der gängige AStA-Vorsitz an den klassischen Universitäten zumeist aus einer großen Koalition von Campus Grün und den Jusos zusammen. Daneben sprießt allerhand an vermeintlich radikalen Randgruppen im studentischen Parlament.

Demnach lässt sich fast jeder allgemeine Studentenausschuss gut im weit linken Spektrum der zeitgenössischen Befindlichkeiten verorten – vielleicht mit einer je unterschiedlichen Akzentuierung der Klimathematik. Die ohnehin schon verwegenen Positionen der Mutterparteien werden dabei von ihren studentischen Pendants mit jugendlichem Übermut munter auf die Spitze getrieben. Dass dies im Regelfall eine besondere Straffung der ohnehin schon nicht gerade laschen ideologischen Zügel bedeutet, lässt sich vielleicht am besten am Beispiel von Campus Grün absehen: Im Gegensatz zum in diesen Belangen seit der Regierungsbeteiligung zumindest in der Außenwirkung eher defensiven Bündnis 90, ist man hier stramm intersektional, queerfeministisch und antifaschistisch.

Welche Rolle aber nimmt die einzige vermeintlich konservative Hochschulgruppe, der Ring Christlich-Demokratischer Studenten, in diesem Treiben ein? Zur Illustrierung dieser Frage soll das Beispiel Jan W. – einem fiktionalen, etwas untypischen RCDSler – herangezogen werden. 

Markt, Megaphon und Märtyrertum

Jan W. studiert BWL. Die Märkte haben ihn schon immer interessiert. Gleich zu Beginn seines Studiums war er sehr verwundert: Die Veranstaltung eines Professors, der sich im Sinne einer Reform des Rentensystems geäußert hatte, wurde von bunthaarigen und vorlauten Gestalten gesprengt. Jetzt musste was geschehen! Jan W. schrieb an das Dekanat, dass das ja wohl so nicht gehe. Keine Antwort. Über einen Kommilitonen wurde er auf eine Soli-Veranstaltung für den Professor aufmerksam gemacht, dort ging er hin. Ganze 12 Leute sammelten sich zu einer etwas unsicheren Kundgebung, es regnete und das Megaphon streikte. Auch der Professor selber war nicht gekommen. Fast alle Teilnehmer waren vom RCDS.

Jan W. war begeistert: endlich Gleichgesinnte. Auf der ersten wöchentlichen Sitzung, die Jan besuchte, ging es um das Semesterticket. Ein kleiner Streit entbrannte: Einige offenbar überdurchschnittlich liberal angehauchte Charaktere forderten, dass der RCDS sich sofort für die Abschaffung dieser asozialen, für Studenten äußerst teuren „Sozitickets“ einsetzen solle. Die Frage spaltete die Gruppe. Erst später sollte Jan erfahren, dass sich Befürworter und Gegner des Tickets in einer Hinsicht grundsätzlich unterschieden: Die einen mussten pendeln, die anderen waren ortsansässige Studenten.

Wer aufmuckt, verliert

Jan selbst bildete sich keine Meinung, aber er genoss den gedanklichen Austausch. Und das Bier, das man nach jeder Sitzung zu sich nahm. Jan fand sich schnell ein und kam nur wenige Monate nach seinem Eintritt auf einen Listenplatz für das Studentenparlament. In den AStA schaffte er es im ersten Versuch zwar nicht, dafür hörte er jetzt aus erster Hand von den teilweise wüsten Auseinandersetzungen, welche seine Kollegen mit praktisch allen anderen Hochschullisten ausfechten mussten. Manchmal – und zugegeben: meistens war hier wieder Bier im Spiel – zogen sie geradezu her über die „Spinner“ und „Weltfremden“ vom AStA-Vorsitz.

Beunruhigend fand Jan nur, dass diese „Spinner“ mit allem durchkamen, was sie auf die Agenda setzten, während der RCDS im Studentenparlament im Grunde völlig ignoriert wurde. Einmal sprach er dies in einer Vorstandssitzung an. Jan hatte schlechte Laune und musste rückblickend eingestehen, dass er von einem besonders scharfen Artikel im Cicero aufgepeitscht worden war. Jedenfalls vergriff er sich im Ton und wurde aufgefordert, den Raum zu verlassen. Verwirrt und traurig setzte er sich in die Kneipe. Er durfte in der nächsten Woche wieder zur Sitzung kommen, wurde aber eindrücklich gewarnt, dass er sich nun an die Spielregeln halten solle. 

Vom Idealismus zur Konzernbilanz

Einige Tage später erfuhr er, dass Friedrich Merz im Verbund mit SPD und Grünen das Grundgesetz geändert hatte, um historische Schulden aufzunehmen. Jetzt reichte es ihm: Er fasste allen Mut zusammen und sprach im Plenum der nächsten Sitzung: „Das ist eine frontale Attacke auf unsere Generation!“ Durchgeführt im Verbund mit den rot-grünen Ideologen! Wir müssen uns dazu irgendwie verhalten!“ Er blickte einige Sekunden in müde und verständnislose Gesichter, dann verließ er aus eigenem Antrieb die Sitzung.

Jan W.s hochschulpolitische Karriere endete unerfüllt; ich glaube, er möchte jetzt nach dem Studium bei einem mittelständischen Unternehmen im Controlling arbeiten. Seine christdemokratischen Leidensgenossen haben noch viele Kämpfe mit den „Spinnern“ und „Ideologen“ geführt und sind dann zu einem guten Teil in die Bundespartei eingetreten. Diese hat unlängst erkannt, dass der RCDS eine zuverlässige Kaderschmiede für die Politikertypen von morgen darstellt: unideologisch, abgeklärt und mit einer die eigenen Anlagen maßlos übersteigenden Ambition kommen diese jungen Leute von den Unis. Ältere Parteikader monieren zwar hin und wieder, dass die weltanschauliche Flexibilität der ehemaligen RCDSler im Grunde an das Unpolitische grenzen würde, aber die sind ja auch allesamt von vorgestern.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Marc Brunner

Marc Brunner wurde 1997 in Westdeutschland geboren. Den studierten Philosophen interessiert vor allem die Ideengeschichte der Postmoderne und das griechische Denken.

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