Chemnitz: Polizei ließ Trauermarsch nach Blockaden auflösen
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Schweigemarsch in Chemnitz. Bild: privat
Der Trauermarsch musste auf Anordnung der Polizei bereits nach einem Viertel der geplanten Strecke aufgelöst werden. Die Einsatzleitung ließ die Blockaden der Gegendemonstranten nicht mehr räumen. Bilanz des Tages: Mindestens 18 Menschen wurden verletzt. Bisher liegen 37 Strafanzeigen vor.
CHEMNITZ. Am Samstag nahmen mehrere tausend Menschen an dem von AfD und Pegida veranstalteten Schweigemarsch für den getöteten Daniel H. teil. Laut Schätzungen der Freien Presse waren es rund 6.000. Die Polizei spricht mittlerweile von 11.000 Menschen bei allen Kundgebungen einschließlich der Gegenproteste. 2.000 Beamten waren im Einsatz, um die Demonstrationen auseinanderzuhalten und Ausschreitungen zu verhindern. Während des Schweigemarsches kam es zu keinen größeren Zwischenfällen.
Polizei löst Blockaden nicht auf
Zuerst fand am Nachmittag eine Versammlung der Bürgerinitiative Pro Chemnitz statt, die laut Polizeibericht um 16:40 Uhr ohne nennenswerte Vorkommnisse endete. Im Anschluss begaben sich die meisten der Teilnehmer zum darauf folgenden Trauermarsch des AfD-Landesverbandes.
Teilnehmer gedenken der Opfer
Um 18:15 Uhr konnte sich der Aufzug verspätet in Gang setzen, musste dann gegen 19:15 Uhr in der Nähe des Karl-Marx-Monuments auf Anweisung der Polizei von der Versammlungsleitung beendet werden. Grund waren Blockaden der Gegendemonstranten, die die Polizei nicht aufgelöst hatte. Trotz genehmigter Route musste der Schweigemarsch nach etwa einem Viertel der geplanten Strecke abgebrochen werden. Das sorgte für erhitzte Gemüter bei den Teilnehmern:
„Als die Polizei mitteilte, dass die Versammlungszeit überschritten sei, wurde die Veranstaltung aufgelöst. Mehrere Hundert Teilnehmer blieben dennoch am Ort und traten immer aggressiver gegenüber der Polizei auf. Diese forderte berittene Kollegen und Wasserwerfer zur Verstärkung an“, heißt es im Bericht der Jungen Freiheit.
Trauermarsch in Chemnitz verlief ruhig und friedlich. Diszipliniert. Polizei klemmte ihn aber nach wenigen 100 Metern ab. Befehl von oben trotz bewilligter Route. Versammlungsfreiheit wurde massiv beschnitten. Nichts davon in den Medien. Fake News.
— Roger Köppel (@KoeppelRoger) 2. September 2018
Trauermarsch am Samstag
Linksextreme wollten Schweigemarsch attackieren
Zuvor wollten etwa 300 Gegendemonstranten zum Trauermarsch vordringen, konnten jedoch von der Polizei daran gehindert werden. Dabei sei es auch zu vereinzelten Rangeleien mit der Polizei gekommen.
Linksextreme wollen zur AfD-Demo stürmen – kein Durchkommen, Polizei setzt Pfefferspray ein #C0109 pic.twitter.com/u3hj0Er4hS
— Lukas Steinwandter (@LSteinwandter) 1. September 2018
Die Polizei musste bereits am Nachmittag Gegendemonstranten via Twitter darauf hinweisen, friedlich zu bleiben und keine Steine aufzunehmen.
Einige Teilnehmer der Versammlung „Frieden wahren“ haben soeben Steine aus dem anliegenden Gleisbett aufgenommen. Bitte unterlasst das! Zeigt Herz statt Hetze! #c0109 #Chemnitz
— Polizei Sachsen (@PolizeiSachsen) 1. September 2018
Auseinandersetzungen am Abend
An den Protesten gegen die Pro-Chemnitz-Versammlung und den AfD-Schweigemarsch beteiligten sich laut Medienberichten etwa 3.500 Menschen. An der Demonstration unter dem Motto „Herz statt Hetze“ nahmen auch deutsche Spitzenpolitiker von SPD, Linkspartei und Grüne teil.
Am Abend nach den Demonstrationen meldete die Polizei, dass es in der Nähe des Bahnhofs zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden politischen Lagern gekommen sei.
Aktuell gibt es zwischen Kleingruppen von Störern beider politischen Lager Angriffe im Bereich Carolastraße in Bahnhofsnähe. Kräfte der Bundespolizei sind dort im Einsatz. Wir positionieren unsere Wasserwerfer neu. #c0109 #Chemnitz
— Polizei Sachsen (@PolizeiSachsen) 1. September 2018
18 Menschen verletzt, 37 Anzeigen
Wie die Tagesschau berichtet, wurden laut Angaben der Polizei mindestens 18 Menschen verletzt, darunter drei Polizisten. Außerdem würden derzeit 37 Strafanzeigen vorliegen. Dabei handle es sich vorwiegend um Sachbeschädigungen, Körperverletzungen und Straftaten nach dem Versammlungsgesetz.
Weiters wurde bereits gestern ein Vorfall gemeldet, bei dem ein Kamerateam des MDR in einer Privatwohnung angegriffen worden sein soll. Ein Mitarbeiter sei dabei verletzt worden. Die Ermittlungen der Polizei laufen. Mehrere Medien berichteten ebenfalls über weitere Angriffe auf Journalisten.