Corona und die Rechten: Kahanes abstruse Verschwörungstheorien

Um in Zeiten der Coronakrise weiterhin eine Daseinsberechtigung zu genießen, greifen sogenannte ‚Rechtsextremismusexperten‘ tief in die Trickkiste. Einen besonders dreisten Fall lieferte einmal mehr die umstrittene Amadeu-Antonio-Stiftung.
Julian Schernthaner
Kommentar von
22.4.2020
/
3 Minuten Lesezeit
Corona und die Rechten: Kahanes abstruse Verschwörungstheorien

Die Gründerin und Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung: Die ehemalige Stasi-Mitarbeiterin Anetta Kahane. Symbolbild: Raimond Spekking via Wikimedia Commons [CC BY-SA 4.0] (Bild zugeschnitten)

Um in Zeiten der Coronakrise weiterhin eine Daseinsberechtigung zu genießen, greifen sogenannte ‚Rechtsextremismusexperten‘ tief in die Trickkiste. Einen besonders dreisten Fall lieferte einmal mehr die umstrittene Amadeu-Antonio-Stiftung.

Kommentar von Julian Schernthaner.

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein großes Feld, das momentan mangels Erntehelfern nicht ordentlich beackert werden kann. Damit die Krähen Ihnen das Saatgut nicht wegpicken, wollen Sie einen Strohmann aufstellen. Sie scheren diesem fein säuberlich eine Glatze, ziehen ihm eine Bomberjacke und Stiefel mit weißen Schuhbändern an. Um das Werk zu vollenden, kommt noch eine schicke rote Armbinde darauf – und schon steht in Ihrem Acker ein waschechter Neonazi.

5G-Echsenmenschen und andere Kuriositäten

Eine solche Szenerie stellt man sich am ehesten in schlecht gemachten Skinhead-Filmen der 90er-Jahre vor. Aber so ähnlich liest sich auch der Gastartikel von Anetta Kahane in der heute weit links stehenden Frankfurter Rundschau. Und der Einstieg ist Programm: „Verschwörungstheorien zu bauen, macht Spaß. Ich habe das mal mit einigen Kollegen ausprobiert. Wir haben uns zusammengesetzt und vollkommen frei erfundene Verschwörungstheorien gebastelt. Das war wie eine Erweckung, denn plötzlich machte alles Sinn.“

Es ist aber vor allem insofern Programm, als Kahane jede erdenkliche Spinnerei zum Coronavirus auspackt, die sie in einer diffusen „rechten Szene“ verortet. Als Beispiel nennt sie eine Theorie von Echsenmenschen, vermischt das mit landläufiger Kritik an der 5G-Telefonie, auch allgemeine Zweifel an der Krankheit und Geschichten, wonach Corona Kinder vor der Schlachtung für eine „sehr exklusive Schönheits-Industrie“ bewahre, dürfen nicht fehlen. Und meistens wären – so der pünktlich zu Hitlers Geburtstag publizierte Artikel – dabei angeblich „Menschen mit jüdischen Namen“ schuld.

Niemand kennt Kahanes „Rechtsextreme“

Wenn Ihnen, werter Leser, solche Ideen spanisch vorkommen, kann ich Sie beruhigen: Sie sind nicht alleine. Denn obwohl auch ich rechtsgerichtete Menschen unterschiedlicher Gedankenschulen zwischen 14 und 97 Jahren kenne, habe ich keinen Bekannten, der solche Gedanken hegt. Manch einer hinterfragt zwar einzelne Details, aber prinzipiell sind die meisten der Ansicht: Dem Virus muss man mit Vorsicht begegnen und es wurden richtige Maßnahmen getroffen – allerdings zu spät, zu chaotisch oder zu überschießend.

Deshalb kann ich leider auch nicht sagen, wo Kahane all diese vielen auf den Tag X wartenden „Rechtsextremen“ findet, welche mit gezielter Desinformation angeblich die Demokratie destabilisieren wollen. Oder in welchen Teilen des Internet sie frequentiert, wenn sie glaubt, dass die Beschuldigung Israels für die Pandemie irgendwo konsensfähig sei. Und nicht einmal die radikalsten, die ich kenne, glauben ernsthaft, dass „Flüchtlinge im Auftrag geheimer Mächte absichtlich Deutsche anstecken“. Es mag gewiss irgendwo solche Spinner geben – Massenphänomen ist das aber keines.

Steuermillionen für derartige Absurditäten

Normalerweise könnte man sich hinstellen und sagen: Was auch immer die Frau morgens in ihrem Müsli isst – das Zeug ist grandios, das brauche ich auch. Ich bezweifle bloß, dass sie es uns verraten wird, sondern stattdessen weiterhin felsenfest behaupten wird, überall in Deutschland gäbe es rechte Terrorzellen. Wenn man so manche Handreichung ihrer Stiftung besieht – Stichwort Zöpfe als Indiz für völkische Gesinnung – könnte man sogar meinen, in der Mannstärke von Millionen.

Das ganze wäre aber nur halb so traurig, wenn derartige Akteure ein ordentliches Geschäftsmodell hätten. Denn so viel gestehe ich auch Kahane zu: Die Gedanken sind frei und auch völlig abstruse Meinungen darf man äußern. Denn in normalen Zeiten würden mündige Bürger einfach ihren Kopf darüber schütteln. Es sind aber keine normalen Zeiten und die ‚Experten‘ solcher Stiftungen bekommen nicht nur Gastartikel in reichweitenstarken Zeitungen, sondern auch üppige Millionen an Steuergeldern.

„Kampf gegen Rechts“ als Anschlag auf den Verstand

Dass man sich seine Faschisten notfalls reproduziert, um leere Signifikanten zu füllen, ist keine Neuigkeit. Die meisten sogenannten ‚Rechtsextremismusexperten‘ agieren am harten linken Rand und erfüllen somit einen politischen Auftrag. Und irgendwie will man ja auch die über 100 Millionen Euros aus öffentlicher Hand für unterschiedliche Projekte im „Kampf gegen Rechts“ auch rechtfertigen.

Und so viel ist auch klar: Die Amadeu-Antonio-Stiftung steht in dieser Schlange weit vorne und sackelt ordentlich ein. Der vorliegende Artikel markiert allerdings eine neue Qualität, mit welcher Unverfrorenheit man vermeintliche Phänomene herbei fantasiert. Wenn man dann aber weiß, dass linke Parteien Förderungen für solche Initiativen sowie für alle möglichen Antifa-Projekte gesetzlich bis in alle Ewigkeit festschreiben wollen – dann ist das nicht zuletzt auch ein Anschlag auf den allgemeinen Verstand.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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