Einsturz der Carolabrücke in Dresden: Wurde die Sanierung zu spät geplant?
Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden hat zu massiven Verkehrsproblemen und zum Ausfall der Fernwärmeversorgung geführt. Die genauen Ursachen sind noch unklar.
Dresden. – In der Nacht zum Mittwoch sind Teile der Dresdner Carolabrücke in die Elbe gestürzt. Der Brückeneinsturz betrifft Fuß- und Radwege sowie Straßenbahngleise und führt zu erheblichen Verkehrsbehinderungen in der Stadt. Die Brücke verbindet die historische Altstadt mit der Neustadt und ist eine der zentralen Verkehrsverbindungen Dresdens.
Nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr ist ein etwa 100 Meter langes Teilstück eingestürzt. Zum Glück gab es bisher keine Verletzten, aber die Stadt entging nur knapp einer größeren Katastrophe. Täglich passieren tausende Autos, Straßenbahnen und Radfahrer das Bauwerk. Auch der Schiffsverkehr auf der Elbe ist vorerst eingestellt.
Fernwärme ausgefallen und weitere Einstürze drohen
Der Teileinsturz führte nicht nur zu Verkehrsbehinderungen, sondern auch zu einem massiven Ausfall der Fernwärmeversorgung. Durch den Schaden an den Fernwärmeleitungen tritt unkontrolliert Wasser aus, sodass Teile des Terrassenufers unter Wasser stehen. Ein Sprecher der Feuerwehr erklärte, dass weitere Einstürze nicht auszuschließen seien, weshalb die Bevölkerung aufgerufen wurde, die Umgebung der Brücke zu meiden.
Um das Ausmaß der Schäden zu erfassen, wird derzeit eine Drohne eingesetzt. Die Brücke besteht aus drei Brückenzügen, wobei insbesondere der Brückenzug C als „hochgradig gefährdet“ gilt, erklärte Holger Kalbe, Abteilungsleiter für Brückenbauwerke in Dresden. Da dieser mit den beiden anderen Brückenteilen verbunden ist, müsse nun geprüft werden, ob auch die anderen Teile betroffen sind.
Brückenteil sollte 2025 saniert werden
Besonders brisant: Der eingestürzte Teil der Carolabrücke sollte im kommenden Jahr saniert werden. Erst im März 2024 waren nach monatelangen Bauarbeiten die übrigen Abschnitte für den Verkehr freigegeben worden. Das wirft nun Fragen nach der Sicherheit der Brücke auf. Seit Jahren gibt es Kritik am Zustand der Dresdner Brücken, die teilweise als marode gelten. Doch bis zum Einsturz wurden die Bedenken immer wieder zurückgewiesen. Erst im August 2023 wies Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn Vorwürfe zurück, die Stadt vernachlässige ihre Brücken.
Die Polizei stuft den Einsturz der Brücke bislang als Unfall ein. Es gebe keine Hinweise auf Fremdeinwirkung oder strafbares Verhalten, sagte Polizeisprecher Thomas Geithner. Die ersten Informationen über den Einsturz kamen von Polizisten, die in der Nähe der Dresdner Synagoge im Einsatz waren. Sie berichteten von einem „großen, schweren Geräusch“ und wackelndem Boden. Die Suche nach der Ursache des Einsturzes hat bereits begonnen. Ob es zu strafrechtlichen Ermittlungen kommt, hängt davon ab, ob Fehler bei der Wartung oder der Bauplanung gemacht wurden.
Politische Debatte über Verkehrspolitik entbrannt
Der Einsturz der Carolabrücke hat auch eine politische Debatte in der Stadt ausgelöst. Die AfD-Fraktion im Dresdner Stadtrat kritisiert die Verkehrspolitik der vergangenen Jahre scharf. Der Einsturz sei „symptomatisch für die falschen Prioritäten in der Verkehrspolitik“, sagte der baupolitische Sprecher der AfD, Thomas Ladzinski. „Das Geld für den Verkehrsversuch hätte man besser in die Sicherung der Brücke investiert“, so der AfD-Politiker weiter.
Der parlamentarische Geschäftsführer der sächsischen AfD-Fraktion in Landtag, Jan Zwerg, erklärt zudem: „Der eingestürzte Brückenabschnitt wurde bei der letzten Überprüfung als ‚nicht ausreichend‘ bewertet, weil schon damals ‚maßgebende Schäden‘ entdeckt wurden. Es gilt nun aufzuklären, warum diese Warnungen nicht zu sofortigen Konsequenzen führten.“
Kein Schiffsverkehr und Sperrungen im Stadtgebiet
Durch den Brückeneinsturz ist der Schiffsverkehr auf der Elbe in diesem Bereich vorerst nicht mehr möglich. Die Weiße Flotte, die Ausflugsfahrten auf der Elbe anbietet, hat für heute alle Linienfahrten abgesagt. Auch der Elberadweg und das Terrassenufer bleiben bis auf Weiteres gesperrt. Die Dresdner Verkehrsbetriebe teilten mit, dass die betroffenen Straßenbahnlinien umgeleitet werden.
Die genauen Ursachen für den Einsturz der Brücke sind noch unklar. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der sanierungsbedürftigen Brücken in Deutschland in Zukunft steigen könnte. Bereits im Februar 2023 meldete das Bundesverkehrsministerium rund 16.000 dringend sanierungsbedürftige Brücken in ganz Deutschland.