FREILICH-Sonderheft: Das Leben bei der Burschenschaft
Der Alltag von Burschenschaftern spielt sich häufig auf den Buden ab. Die FREILICH-Sonderausgabe „Burschenschaften“ gibt Einblick in das Leben der Aktiven. Die TAGESSTIMME bringt einen Auszug.
Freitagabend bei einer Burschenschaft. Gedämpftes Licht und Kerzenschein. Es herrscht Stille im Raum. Im sogenannten Kneipsaal steht ein junger Student vor zwei gekreuzten Klingen. Ihm gegenüber befindet sich der Sprecher der Burschenschaft und reicht ihm die Hand.
Der Neuling gelobt vor den Anwesenden, stets nach den Grundsätzen der Burschenschaft zu handeln und die Freundschaft zu den Bundesbrüdern zu pflegen. Danach springt er über die gekreuzten Klingen in den äußeren Verband der Verbindung ein und bekommt seine Mütze überreicht. Er ist jetzt Fuchs, das heißt: ein Probemitglied, und bekommt exklusive Einblicke in das Innenleben der schlagenden Studentenverbindung. Gerade die alten studentischen Traditionen und Riten, wie der eben beschriebene Einsprung, wecken bei vielen Menschen Neugier. Durch zahlreiche Mythen und Gerüchte scheint es, als seien die Burschenschaften wie von einer geheimnisvollen Aura umgeben. Doch was passiert wirklich auf den Häusern der deutschnationalen Studentenverbindungen?
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Die „Bude“, wie man das Verbindungshaus auch nennt, ist das soziale Zentrum der Burschenschaft. Hier finden die Veranstaltungen großteils statt, und gerade die jungen Aktiven – also jene Burschenschafter, die noch studieren – wohnen zumeist in den günstigen Studentenzimmern am Haus. Betritt man ein Verbindungshaus zum ersten Mal, kann es sein, dass man sich wie in vergangenen Zeiten fühlt. Die Häuser stammen häufig aus der Gründerzeit, und die Einrichtung ist dementsprechend traditionell gehalten. In den verschiedenen Räumen stehen oft alte Möbel, an den Wänden sind beispielsweise Holzvertäfelungen angebracht, und überall hängen Bilder oder burschenschaftliche Dekorationsgegenstände.
Neben dem Kneipsaal, in dem regelmäßig Kneipen, Vorträge und Seminare stattfinden, verbringt man als Burschenschafter ebenso viel Zeit im Paukraum. Dort trainieren die jungen Aktiven mehrmals die Woche das Fechten, um sich auf anstehende Mensuren vorzubereiten.
Der beliebteste und am häufigsten frequentierte Bereich ist aber mit Sicherheit die Hausbar. Hier lassen die Aktiven gern mal den Tag bei einem gemütlichen Bier ausklingen oder feiern bis in die frühen Morgenstunden – beides kann natürlich spontan ineinander übergreifen. Alkohol gehört doch irgendwie zur Burschenschaft. Gerade Wein und Bier werden in zahlreichen Studentenliedern besungen und bei den meisten Veranstaltungen ausgeschenkt. Ob Burschenschafter mehr trinken als durchschnittliche Studenten, ist schwer zu sagen. Doch wie einige andere Dinge ist bei Burschenschaften auch der Alkoholkonsum reglementiert. Wer über die Stränge schlägt und sich an gewisse Regeln nicht hält, kann schon mal mit einem längeren Alkoholverbot belegt werden – und das gilt dann nicht nur am Haus, sondern in allen Lebensbereichen.
Der Weg zur Burschenschaft
Die Akademische Burschenschaft Germania zu Graz bezog 1990 ihre Räumlichkeiten im Dr.-Adalbert-Aigner-Studentenwohnheim in der Bergmanngasse, nur wenige Gehminuten von der Karl-Franzens-Universität entfernt. Das dreistöckige Haus wurde 1888 von Stadtbaumeister Franz Josef Böhm errichtet und die Fassade ist im Stil der Neorenaissance gestaltet. Im ersten Stock befinden sich die Vereinsräumlichkeiten der Germania: Bar, Kneipsaal, Bibliothek und Arbeitszimmer. Gefochten wird im Keller. Außerdem besteht auch für Germanen die Möglichkeit, Studentenwohnungen im Hochparterre, im zweiten Stock und im Dachgeschoss zu mieten.
Günstige Zimmer sind unter Studenten heiß begehrt – von deren unmittelbaren Nachbarschaft profitiert die Burschenschaft. Der Erstkontakt wird oftmals über ein solches Zimmer hergestellt. Doch die Wege zu einer Burschenschaft verlaufen ganz unterschiedlich. Bei manchen ist bereits ein familiärer Hintergrund vorhanden, andere wiederum werden durch (soziale) Medien neugierig. Viele kommen hingegen einfach über Freunde zur Burschenschaft.
Der 22-jährige Molekularbiologie-Student Robin wohnt auch am Germanenhaus. Er ist nicht nur Germane, sondern wurde bereits während seiner Schulzeit Mitglied in einer pennalen Burschenschaft. Mit 16 Jahren habe er begonnen, sich für Politik zu interessieren, erzählt Robin. Dadurch kam er in Kontakt mit der Schülerverbindung und wurde dort aktiv. Als er dann in Graz sein Studium aufnahm, sprang er bei der Germania ein.
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Ähnlich verlief es bei seinen Bundesbrüdern Fabian (21) und Gernot (30). Fabian kommt aus Leoben und wurde ebenfalls schon während seiner Schulzeit Pennäler. Mit Beginn seines Jus-Studiums in Graz habe er sich dann bei allen Burschenschaften umgesehen und sich schließlich für die Germania entschieden. Gernot war vorher genauso in einer pennalen Burschenschaft aktiv. In seiner Familie ist er allerdings nicht der einzige, auch sein Vater und der ältere Bruder sind Grazer Germanen – die Entscheidung fiel dem angehenden Mediziner deshalb nicht allzu schwer.
Die Reaktionen aus dem persönlichen Umfeld waren völlig unterschiedlich. Fabians Freunde seien anfangs skeptisch gewesen, hätten aber kaum etwas über Burschenschaften gewusst, erzählt er. Man kennt die Gerüchte und typischen Antifa-Unterstellungen zur Genüge. Nach ein paar Gesprächen habe sich die Skepsis aber in Interesse und Neugier gewandelt. „Wir brauchen viel mehr Aufklärungsarbeit, dann legen sich auch die Vorurteile“, betont Fabian. Das bestätigt auch Gernot: „Im ersten Moment ist es bei vielen so, dass sie negativ reagieren. Aber wenn man Außenstehende über Burschenschaften persönlich aufklärt oder ihnen einmal das Haus zeigt, dann kann sich das schnell zu einem positiven Bild wandeln.“
Heutzutage ist es schwieriger geworden, junge Mitglieder anzuwerben. Die Zahl der jungen Aktiven ist mit jener vor einigen Jahrzehnten nicht mehr vergleichbar. Das hat mit verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen zu tun, auch der Linksruck an den Universitäten macht sich bemerkbar. Vielen gilt die Burschenschaft als nicht mehr zeitgemäß und überholt. Wer bekennt sich heute noch zum deutschen Vaterland, bindet sich ein Leben lang an eine Gemeinschaft oder stellt sich mit scharfen Klingen zum blutigen Zweikampf? Burschenschaften sind also alles andere als Spaßvereine, nicht nur ein „Hobby“ für die Freizeit. Burschenschafter sein hat viel mit Idealismus und Überzeugung zu tun – das merkt man in den Gesprächen mit jungen Aktiven, aber auch Alten Herren, die durch die Burschenschaft geprägt wurden.
Fuchsen haben innerhalb der Verbindung nur eingeschränkte Rechte und Pflichten. So verfügen sie etwa über kein Stimmrecht bei Conventen. Im Burschenconvent (BC) wird beispielsweise der laufende Aktivbetrieb geregelt. Dort sitzen allerdings nur Burschen und Alte Herren, also Vollmitglieder, die das dreifärbige Band der Verbindung tragen. Nach seinem Einsprung wählt jeder Fuchs ein Vollmitglied, mit dem er sich besonders gut versteht, zu seinem „Leibbursch“. Dieser ist dann eine Art Mentor und vertritt seinen „Leibfuchs“ auch bei Conventen. Dieses besondere Leibverhältnis…
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