Helmut Lethen: ‚Wir haben es abgelehnt, eine ethnische Identität zu haben‘

In einem Interview mit der linksliberalen Wochenzeitung Der Freitag spricht Helmut Lethen nicht nur über seine derzeitige Lage und die Entlassung seiner Frau, sondern auch über die Entwicklung der Presse und die Diskussionsbereitschaft seitens der Vertreter der Linken und Rechten.
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Helmut Lethen: ‚Wir haben es abgelehnt, eine ethnische Identität zu haben‘

Bild: Helmut Lethen / Amrei-Marie [CC BY-SA 4.0], von Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten)

In einem Interview mit der linksliberalen Wochenzeitung Der Freitag spricht Helmut Lethen nicht nur über seine derzeitige Lage und die Entlassung seiner Frau, sondern auch über die Entwicklung der Presse und die Diskussionsbereitschaft seitens der Vertreter der Linken und Rechten.

In einem Interview mit der Wochenzeitung Der Freitag sprach der deutsche Germanist und Kulturwissenschaftler Helmut Lethen darüber, wie Linke und Rechte ihm das Leben schwer machen. Lethen ist mit der bekannten neurechten Publizistin und Philosophin Caroline Sommerfeld liiert. Im Interview ging er deshalb auch auf die Entlassung seiner Frau und die Kündigung der Betreuungsverhältnisse seiner Kinder ein.

Linke meiden Kontakt zu Lethen

Seitdem er sich gemeinsam mit Sommerfeld für ein Porträt der New York Times ablichten ließ, würden vielen den Kontakt mit ihm meiden. An den Berliner Universitäten sei es besonders schlimm. „Ich bin ein wenig ratlos im Moment“, so Lethen. Von linker Seite würden die Kontakte abbröckeln, die Rechten „zerren hingegen an mir“. So habe ihn die Berliner AfD zu einer von ihr veranstalteten 68er-Tagung eingeladen. Die Einladung nahm Lethen allerdings nicht an.

Begeisterter Ernst-Jünger-Leser

Der Germanist und Kulturwissenschaftler erklärte, dass er sich zunehmend im Niemandsland, wo er sich gar nicht so unwohl fühle, befände. Er sei schon immer ein begeisterter Ernst-Jünger-Leser gewesen: „Das originale Tagebuch aus dem Ersten Weltkrieg ist unglaublich. Es findet sich kein Hass darin, auch kein Patriotismus, auch keine Fremdenfeindlichkeit. Das Töten erscheint dort als eine Art Sport“. Das habe ihn fasziniert. In den verschiedenen Auflagen ab 1924 werde das dann „immer mehr nationalistisch aufgeladen“.

Sommerfeld entlassen, Kinder aus Schule geworfen

Im Interview sprach Lethen auch darüber, wie es zur Entlassung seiner Frau als Köchin in einer Wiener Waldorfschule gekommen war. Laut Lethen sei dem Vorstand der Schule mitgeteilt worden, dass seine Frau auf rechten Foren publiziere. Das nahm man zum Anlass, sie in dieser Funktion zu entlassen. Später erfuhr er, dass man in der Schule auch darüber nachdachte, seine Kinder rauszuwerfen.

Nach einer Generalversammlung, bei der Lethen eine Rede hielt, kam es sogar dazu, dass sich eine Mutter an die Lehrerin des jüngsten Sohnes Klaus wandte und darum bat, dass ihre Tochter im Unterricht auf keinen Fall neben Klaus sitzen solle. „Ich frage mich, wie solche Vorstellungen, wie sie bei den Nazis verbreitet waren, heute in die Köpfe von linken Eltern kommen“. Den Kindern wurde das Betreuungsverhältnis letztlich gekündigt (Die Tagesstimme berichtete).

Lethen kritisiert Berichterstattung zum IB-Prozess

Lethen betonte im Gespräch mit dem Freitag auch, dass viele Vertreter des akademischen Milieus für den offenen Dialog seien, „im konkreten Fall darf aber nie jemand von der anderen Seite dabei sein.“ In diesem Zusammenhang mache er sich auch Sorgen um die Entwicklung der Presse. „Als die Identitären in Österreich als kriminelle Vereinigung angeklagt wurden, ging das überall durch die Presse. Dass sie schließlich von diesem Vorwurf freigesprochen wurden, kam in den Medien kaum vor. Das finde ich ungeheuerlich“.

Frage nach Identität – lohnenswertes Streitthema

Dabei wäre die Frage nach Identität laut Lethen so ein Thema, über das es sich mit ihm zu streiten lohne. Eine Debatte zwischen Politikern, Philosophen und Sozialwissenschaftlern ließe sich darüber sehr gut führen“, so Lethen. „Die Situation ist im Augenblick ja so, dass wir Deutschen allen Einwanderern, ob es sich um Syrer, Afghanen oder Iraner handelt, eine Identität zusprechen, uns selbst aber zumuten, keine Identität zu haben. Wir haben es abgelehnt, eine ethnische Identität zu haben (…).“

Über den Autor

Monika Šimić

Monika Šimić wurde 1992 in Zenica (Bosnien und Herzegowina) geboren. Die gebürtige Kroatin wuchs in Kärnten auf und absolvierte dort die Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe.

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