SPÖ-naher Diplomat: Doppelpass für Südtiroler ist „aufgelegtes Eigentor“

Mit scharfer Kritik an den Plänen der Bundesregierung, die doppelte Staatsbürgerschaft für deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler zu ermöglichen, sorgte der SPÖ-nahe Diplomat Wolfgang Petritsch für Aufsehen. 
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SPÖ-naher Diplomat: Doppelpass für Südtiroler ist „aufgelegtes Eigentor“

Der bekannte Diplomat und ehemalige SPÖ-Politiker Wolfgang Petritsch kann einer doppelten Staatsbürgerschaft für Südtiroler nichts abgewinnen. Bild (Petritsch im Konzerthaus, 2016): Manfred Werner/Tsui via Wikimedia Commons [CC BY-SA 3.0] (Bildausschnitt)

Mit scharfer Kritik an den Plänen der Bundesregierung, die doppelte Staatsbürgerschaft für deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler zu ermöglichen, sorgte der SPÖ-nahe Diplomat Wolfgang Petritsch für Aufsehen. 

In der Samstags-Ausgabe der Wiener Zeitung gab der für seine diplomatischen Verdienste mehrfach preisgekrönte ehemalige SPÖ-Nationalratskandidat in einem Interview seine ablehnende Ansicht zu diesem Prestigeprojekt der türkis-blauen Regierung zum Besten. Der Südosteuropaexperte stammt selbst aus der slowenischsprachigen Minderheit in Kärnten und ist nicht zuletzt dadurch auch mit den Anforderungen von Volksgruppenfragen vertraut.

Petritsch: Südtiroler in „unangenehme Situation“ gebracht

Petritsch zufolge sind die Pläne für einen Doppelpass für die Südtiroler „kurzsichtig, undurchdacht und ein aufgelegtes Eigentor“. Man habe die dortige Minderheit damit „in eine unangenehme Situation gebracht“. Gleichzeitig verwies er, dass es sich seiner Meinung nach um ein „außenpolitisches Kuddelmuddel“ handle. Auch, weil Österreich und Italien in der wichtigen Migrationsfrage zusammenarbeiten müssten. Das offizielle Italien äußerte sich erst kürzlich höchst abwartend gegenüber den Verhandlungen zum Doppelpass – Die Tagesstimme berichtete.

Petritsch sieht „keinen Bedarf“ für Doppelpass

Weiter sieht Petritisch in Südtirol trotz der Schutzmachtfunktion Österreichs gar „keinen Bedarf“ für einen Zweitpass und bezweifelt den „praktischen Wert“ desselben. Dieser käme außerdem mit der Problematik der Abgrenzung einher. Verschiedene weitere Sprachgruppen in den Nachbarländern würden über altösterreichische Geschichte verfügen. Petritsch zweifelt deshalb an der Umsetzbarkeit:

„Altösterreicher waren ja nicht nur die deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler, sondern auch Slowenen in Triest und im ehemaligen k&k Küstenland bis hinunter nach Montenegro. Was passiert, wenn sich dort jemand als ‚Österreicher’ bekennt? Ich meine, dass das Gesetz letztlich nicht zur Umsetzung kommen wird.“

Europäische Staatsbürgerschaft als „wichtiges Signal“

Der ehemalige Sekretär des langjährigen Bundeskanzlers Bruno Kreisky erinnerte daran, dass der „massive Ausbau der Minderheitenrechte“ einst die Grundlage für die „erfolgreiche Lösung der Südtirolfrage“ gebildet habe. Anstelle über Doppelstaatsbürgerschaften nachzudenken, könnte man die Schaffung einer europäischen Staatsbürgerschaft denken. Eine solche hält Petritsch für ein „wichtiges, vorwärtsgerichtetes Signal“ und als positiv für den Ruf der gegenwärtigen österreichischen EU-Ratspräsidentschaft.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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