Volkskrankheit: Gebrauch von Antidepressiva bei jungen Menschen stark gestiegen
Eine aktuelle Studie aus den Vereinigten Staaten legt einen Trend nahe: Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene lassen ihre Depressionen mit Medikamenten behandeln.
In einer einmaligen Studie präsentierten Forscher aus den USA erstmals Ergebnisse über die Nutzung von Antidepressiva bei Jugendlichen. Die Forschergruppe um Dr. Kao-Ping Chua wertete dabei Daten aus den Jahren 2016-2022 aus. Hintergrund waren Befunde, die nahelegten, dass die psychische Gesundheit vieler Menschen im Zuge der Corona-Einschränkungen gesunken wäre. Zwar gab es bereits im Vorfeld Erhebungen zu der Verabreichung von Antidepressiva, aber noch keine hatte die Generation Z (12–25-Jährige) als eigene Zielgruppe erfasst.
Die Studie legt mehrere alarmierende Entwicklungen nahe: Einerseits war die allgemeine Verschreibungsrate in allen Bevölkerungsschichten bis 2022 stark angestiegen. Am stärksten waren dabei jedoch die jungen Menschen betroffen; in der Altersklasse von 12 bis 25 steigerte sich die Verschreibungsrate um 66 Prozent. Dagegen nahm etwa der Anteil der Männer und Jungen an der Zahl der Antidepressiva-Patienten um rund drei Prozent ab, während Frauen häufiger Medikamente verschrieben bekamen. Auch die Vergeber der Antidepressiva änderten sich. So stieg zwar die Anzahl von in Psychotherapeuten verschriebenen Präparate, doch wurde diese Zahl von den Pflegediensten um ein Vielfaches überholt. Hierbei handelt es sich um einen Anstieg von rund 174 Prozent; in Deutschland dürfen nur Fachärzte derartige Medikamente verschreiben.
In Deutschland wird die Verwendung von Medikamenten bei Depressionen von Kindern und Jugendlichen stark diskutiert. Besonders die Zusammenhänge von den Langzeitfolgen der Medikation bei sich in Entwicklung befindenden Jugendlichen geben immer wieder Anlass für Debatten. Dennoch wurden während der Corona-Pandemie auch in Deutschland mehr Antidepressiva verschrieben – besonders Mädchen und Frauen. Nach Zahlen der DAK-Gesundheit lag die Quote dabei bei rund 65 Prozent, während die Medikamentenrate bei anderen Diagnosen wie etwa Essstörungen sogar auf 75 Prozent anstieg. Auch knapp ein Jahr nach der Aufhebung der meisten Anti-Corona-Maßnahmen zeigen sich noch die Spuren dieser Ausnahmesituation.