Allerheiligen und Allerseelen: Woran wir Anfang November erinnern

Die Westkirchen gedenken dieser Tage ihrer toten Heiligen und Verwandten. Christliche Hochfeiertage – die ihre Wurzeln dennoch bereits in vorchristlicher Zeit haben dürften. 
/
/
2 Minuten Lesezeit
Allerheiligen und Allerseelen: Woran wir Anfang November erinnern

Symbolbild: Pixabay [CC0]

Die Westkirchen gedenken dieser Tage ihrer toten Heiligen und Verwandten. Christliche Hochfeiertage – die ihre Wurzeln dennoch bereits in vorchristlicher Zeit haben dürften. 

Bereits seit dem vierten Jahrhundert finden sich zahlreiche Belege, dass frühe Christen ihren Märtyrern gedachten. Ursprünglich geschah dies in der Woche nach Pfingsten, später in jener nach Ostern. Während die orthodoxen Kirchen ihr Heiligenfest weiterhin im Frühjahr feiern, wanderte es in den Westkirchen später in den Herbst. Grund hierfür ist ein Erlass von Papst Gregor IV. im Jahr 835. Evangelische Christen feiern zeitgleich den Herrentag aller Heiligen.

Neues Datum zur Verdrängung heidnischer Bräuche?

Möglicherweise spielte in den Überlegungen jenes heiligen Vaters auch die notwendige Verdrängung eines Volksglaubens eine Rolle. Denn gerade für die keltischen und germanischen Kulturräume erinnerten Religionsethnologen immer wieder an ähnliche Totengedenken rund um den Monatswechsel Oktober/November.

Zwar ist die Kontinuitätshypothese mittlerweile stark umstritten – aber heidnische Relikte in anderen, heute christlichen Bräuchen wie beim Osterfeuer legen zumindest eine Ausübung jener Feste über die Christianisierung hinaus nahe.

Allerseelen als eigentlicher Totengedenktag

In unserem Kulturraum ist es unterdessen mittlerweile auch üblich, bereits am Nachmittag des 1. November die Gräber verstorbener Verwandter zu besuchen. Eigentlich gehört die dabei vollzogene Gräbersegnung aber auf den Allerseelentag. Dieser findet seit einem Dekret von Odilo von Cluny im Jahr 998 am folgenden 2. November statt. Im Mittelalter erbrachte man an diesem Tag auch traditionell den Ablass von Verstorbenen im Fegefeuer.

Während Allerheiligen insbesondere in katholischen Gebieten und Staaten Europas ein gesetzlicher Feiertag ist, gilt dies für Allerseelen nicht. In Österreich ist auch dieser zwar schulfrei – allerdings nicht arbeitsfrei. Evangelische Christen wiederum begehen analog dazu den Gedenktag der Entschlafenen.

Die Verwirrung um Hallowe’en

Immer wieder ergeben sich auch gesellschaftliche Debatten um eine empfundene Verdrängung der Allerheiligenfeiern durch eine kommerzialisierte Form des Hallowe’en aus dem anglo-amerikanischen Raum. Tatsächlich benennt das Wort eigentlich den Vorabend zu Allerheiligen. Insbesondere aus Schottland sind an jenem Tag – ähnlich wie in Mitteleuropa bei der im Jahreskreis direkt gegenüberliegenden Walpurgisnacht – bereits früh Brauchtumsfeuer und das Treiben von Schabernack bekannt.

Dies dürfte sich dann in Amerika mit einem anderen Brauch vermischt haben. In Irland – auch von dort gab es zahlreiche Auswanderer – gab es früher einen Heischebrauch an Allerseelen. Arme Kinder erbaten dort an den Türen von Menschen einen Stück des festlichen Kuchens. Aus der Fusion dieser Bräuche entstammt wahrscheinlich auch das heute bekannte „trick or treat“. Dies schwappte dann in den vergangenen Jahrzehnten unter dem amerikanischen Kultureinfluss zurück nach Europa.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!