Cancel Culture: „Monty Python“-Star wegen Transgender-Witz ausgebootet

Der Hang dazu, nicht nur mit britischem Humor und Klamauk zu punkten, sondern auch allen den Spiegel vorzuhalten und dabei auch gesellschaftliche Tabuthemen aufs Korn zu nehmen, machte die Komiker-Truppe „Monty Python“ einst weltberühmt. Genau das wurde Terry Gilliam nun bei einem Theater zum Verhängnis.
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Cancel Culture: „Monty Python“-Star wegen Transgender-Witz ausgebootet

Bild (Terry Gilliam 2018): Pietro Luca Cassarino via Wikimedia Common [CC BY-SA 4.0] (Bild zugeschnitten)

Der Hang dazu, nicht nur mit britischem Humor und Klamauk zu punkten, sondern auch allen den Spiegel vorzuhalten und dabei auch gesellschaftliche Tabuthemen aufs Korn zu nehmen, machte die Komiker-Truppe „Monty Python“ einst weltberühmt. Genau das wurde Terry Gilliam nun bei einem Theater zum Verhängnis.

London. – Der teils taktlose, oftmals über etablierte Geschmacksgrenzen hinausgehende Humor der „Pythons“ war wohl nirgendwo so deutlich wie in der Arbeit Gilliams. Als Cartoonist der Truppe gingen manche der skurrilsten und anstößigsten Gags auf seine Kappe. Später machte er, der bereits bei einigen „Monty Python“-Produktionen die Co-Regie führte, sich als Regisseur von Filmen und Theaterproduktionen – darunter auch zahlreiche ernste Stücke – einen Namen. Nun sollte er für das „Old Vic Theater“, einem der bekanntesten Spielhäuser Londons das Musical Into the Woods inszenieren – dazu kommt es nicht. Britische Medien sprechen von „Cancel Culture“.

Transgender-Witz und Kritik an „MeToo“-Bewegung

Denn in einem Gespräch mit der Zeitung The Independent nahm er sich keinen Blatt vor dem Mund. Als man den gebürtigen Amerikaner auf seine vermeintlichen „Privilegien“ als weißer Mann ansprach, gab er kantig kontra. Wörtlich sagte er: „Wenn ich nun ankündigen würde, dass ich eine schwarze Lesbe in ihrem Umwandlungsprozess bin, dann wären die Leute auch beleidigt. Warum?“ Weiters äußerte er sich gegenüber der Times kritisch über die „MeToo“-Bewegung, warf ihr eine fortwährende „Hexenjagd“ vor. Neben tatsächlich abscheulichen Personen stelle diese nämlich auch Unschuldige an den Pranger.

Kurzum: Gilliam war einfach er selbst und tat das, was er am besten kann: Auf humorvolle Art und ohne Rücksicht auf Verluste den Zeitgeist kritisieren. Das wurde ihm letztlich zum Verhängnis, denn einige Mitarbeiter des „Old Vic“ nahmen heftigen Anstoß an seinen Aussagen. Sie warfen ihm Transphobie vor und drohten mit einem Boykott der Produktion. Am Ende gab das Theater nach und strich das Musical gänzlich aus seinem Spielplan für die kommende Saison. Das abgesagte Stück wurde durch seine clevere Verflechtung Grimm’scher Märchen bekannt. Seine Inszenierungen sind regelmäßig für Preise gut.

„Cancel Culture“ gegen politisch inkorrekte Pythons

Gefeuert für das, wofür die Briten ihn am meisten lieben: seine spitze Zunge. Wie es eine Ironie des Schicksal will, so ist er damit ausgerechnet mit seinem „Monty Python“-Kollegen John Cleese in der „Cancel Culture“ wieder vereint. Dieser sorgte etwa vor zwei Jahren für Aufregung, als er die Ansicht vertrat, dass London „keine englische Stadt mehr“ sei. Schon vor fünf Jahren monierte Cleese, dass die politische Korrektheit allmählich „das Kabarett tötet“. Als sich Cleese gegen das Scherbengericht gegen „Harry Potter“-Autorin stellte, trafen auch ihn die Vorwürfe der „Transphobie“. Im Vorjahr strich die öffentlich-rechtliche BBC sogar seine Kultserie Fawlty Towers zeitweise aus dem Archiv…

Neben Cleese und Gilliam leben von den „Monty Python“-Gründer derzeit auch noch Eric Idle und Michael Palin. Terry Jones starb im Jänner 2020, Graham Chapman bereits 1989 mit nur 48 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Obwohl sich die Gruppe 1983 offiziell und im Guten trennte, begeistern ihre Filme und Sketches weiter Millionen. Ob Die Ritter der Kokusnuss (1975), Das Leben des Brian (1979) oder der „Dead Parrot Sketch“ aus der Serie Monty Python’s Flying Circus (1969-74, 6 Staffeln): Sie sind gerade auch wegen ihrer politischen Inkorrektheit zeitloses Kulturgut. Daran ändert auch die Empörung mancher Zeitgenossen über seine Macher nichts.


Weiterlesen:

„London ist keine englische Stadt mehr“: Wirbel um Humorlegende Cleese (31.05.2019)

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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