„Guten Rutsch“ und Feuerwerk: Woher kommen die Silvesterbräuche?

Rund um den Jahresausklang an Silvester etablierten sich im Laufe der Zeit einige Bräuche, Wunschfloskeln und einiges mehr. Den allerwenigsten sind die Wurzeln ihrer alljährlichen Rituale allerdings bekannt. 
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„Guten Rutsch“ und Feuerwerk: Woher kommen die Silvesterbräuche?

Symbolbild: Pixabay [CC0]

Rund um den Jahresausklang an Silvester etablierten sich im Laufe der Zeit einige Bräuche, Wunschfloskeln und einiges mehr. Den allerwenigsten sind die Wurzeln ihrer alljährlichen Rituale allerdings bekannt. 

Im deutschen Sprachraum nimmt das Fest zum Jahreswechsel seinen Namen vom Gedenktag des heiligen Silvester, einem frühchristlichen Papst. Dass das alte Jahr tatsächlich an diesem Datum ausklingt, war über Jahrhunderte nicht selbstverständlich – erst die Kalenderreform von Papst Gregor XIII. klärt dies endgültig. Und: Trotz des päpstlichen Namensgebers, ist der Tag im Kirchenjahr weiterhin kein Umbruch – dieses endet bereits mit dem vierten Advent.

Warum „rutschen“ wir zu Silvester eigentlich?

In Verbindung mit dem neuen Jahr bürgerte sich die Wunschfloskel eines „guten Rutsches“ ein – die Wurzeln finden sich allerdings im Dunkeln. Die geläufigste Deutung führt dies auf jiddisch rosch ha schana (‚einen guten Kopf des Jahres‘) zurück – auch kirchliche Gelehrte berufen sich teils auf diese Herleitung. Demgegenüber steht die Ansicht der Gebrüder Grimm, welche darunter eine ‚gute Reise‘ verstehen wollten. In mitteldeutschen Dialekten ist ‚Rutsche‘ als Synonym für ‚Reise‘ ebenfalls im 19. Jahrhundert bezeugt.

In jüngeren Jahren fanden sich neuerlich Einwände gegen die traditionelle Deutung aus dem Jiddischen. Auch weil das jüdische und das christliche Neujahrsfest selten zusammenfallen – und ha schana/haschone nur ersteres bezeichnet, während Juden ihren christlichen Mitbürgern lieber schone chadosche (‚ein gutes Jahr‘) wünschten. Der Philologe Walter Röll schlug mit einem Kollegen deshalb ein Bildmotiv aus dem späten 19. Jahrhundert als Ursprung vor. Damals verbreiteten sich allmählich Grußkarten zum Anlass im deutschsprachigen Raum.

‚Heidenlärm‘: Feuerwerke und Chläuse

Ebenso kurios wie der Glückwunsch mögen die Tagesbräuche gelten – einschließlich der weit verbreiteten Feuerwerke. Einige Volkskundler sehen darin das Überbleibsel aus heidnischen Feuerbräuchen. Rund um die Rauhnächte, zu denen auch der Silvesterabend zählt, fürchtet der Volksglauben die Heimsuchung durch Wiedergänger und böse Geister.

Eine Brücke könnte hier ein Brauch aus dem ostschweizerischen Appenzeller Land liefern. Die Chläuse, welche optisch eher alpenländischen Fasnachtsfiguren ähneln, laufen dort vornehmlich am Silvestertag. Beiden Traditionen scheint die Absicht gemein, mit möglichst viel Lärm die Unholde der kalten Jahreszeit von seiner Gemeinschaft fernzuhalten.

Bleigießen: Antikes Orakel, modernes Ratespiel

Einen wenig verwandten – aber ebenso alten Ursprung hat übrigens die Tradition des Bleigießens. Bereits bei den alten Römern und Griechen sind Weissagungen von Orakeln mittels Bleistücken überliefert.  Die Verheißungen der geschmolzenen und abgelöschten Rohlinge haben heute freilich wenig ernsthaften Charakter.

Zumeist steht der gesellschaftliche Wert im Vordergrund, beim Versuch die oft undefinierbaren Formen zu deuten. Nach einem europaweiten Verbot der Bleigießsets müssen Anhänger des Brauchs seit diesem Jahr allerdings mit Zinn oder Wachs vorlieb nehmen.

Jüngere Silvestertraditionen

Mindestens ebenso zentral wie die althergebrachten Traditionen sind mittlerweile Silvesterrituale jüngeren Datums. Für viele Familien im deutschsprachigen Raum gehört die jährliche TV-Wiederholung des berühmten Sketches Dinner for One zum festen Silvesterprogramm. Ebenso bereits traditionsreich ist in Österreich mittlerweile der in Fernsehen und Hörfunk ausgestrahlte Glockenschlag der Pummerin im Wiener Stephansdom – samt anschließendem Donauwalzer.

Weitergabe des Feuers

Am Silvesterbrauchtum kann man – insbesondere durch eine völlige Loslösung seiner Bräuche von ihrem Ursprung – viel Kritik finden. Gerade beim Feuerwerk scheinen manche Zeitgenossen nicht nur finanziell etwas über die Stränge zu schlagen. Auch die ausschweifenden Trinkgelage insbesondere junger Menschen haben mit dem traditionellen feierlichen Glas Sekt zum Jahreswechsel abseits des Alkoholgenusses wenig gemein.

Und doch bleibt es unerlässlich, das Feuer der Tradition des Altjahrfestes auch an künftige Generationen weiterzugeben. In diesem Sinne wünscht die gesamte Redaktion unseren treuen Lesern – unabhängig ihrer Feiertraditionen – einen angenehmen Jahreswechsel und ein erfolgreiches Jahr 2019. Für uns ändert sich wenig – wir werden Euch weiterhin mit unabhängigem, kritischem und patriotischem Journalismus zu Dienste sein.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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