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„kaplaken 95“: Wegweiser zur konservativen Revolution und schöpferischen Restauration

Kürzlich erschien im Antaios Verlag ein neues „kaplaken“ mit Reden der Lyriker von Hofmannsthal und Borchardt aus dem Jahr 1927 – ein konservativer Weckruf, der den geistigen Tiefen der Zeit nachspürt.

Kommentar von
12.4.2025
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3 Minuten Lesezeit
 „kaplaken 95“: Wegweiser zur konservativen Revolution und schöpferischen Restauration

Die beiden Reden sind kürzlich im Antaios Verlag erschienen.

Zu Beginn des Jahres 1927, inmitten der Goldenen Zwanziger Jahre der Weimarer Republik, ergriffen der Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal und Rudolf Borchardt in der Aula der Universität München das Wort. Beide waren damals herausragende Größen – Fürsten nennt sie Thor von Waldstein in seinem Nachwort treffend – der geistig-literarischen Welt. Von Hofmannsthal war bereits um die Jahrhundertwende ein Lyriker und Dramatiker mit Rang und Namen. Der Wiener widmete sich allerdings auch der Betrachtung der Sprache an sich und ihrer Bedeutung für Wirklichkeit, Geist, Nation (Wert und Ehre deutscher Sprache, 1927).

Sprache und Wirklichkeit

Der Brief des Grafen Chandos (1902) ist bis heute ein Meisterwerk dieser Reflexion. Denn mit der Figur des Dichters Chandos, der nicht mehr zu dichten vermag, dem die Worte nunmehr „wie modrige Pilze“ im Mund zerfallen, warf Hofmannsthal eine gewichtige Frage auf: wenn mittels Sprache Wirklichkeit begriffen und erschaffen wird, ist dann nicht jede Sprachkrise zugleich eine Krise der Erfassung der Wirklichkeit und damit der Wirklichkeit selbst? 

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Rudolf Borchardt war Stefan George verbunden. Ein Wesenszug seines Kreises: die Hinwendung zur europäisch-romanischen Welt, freilich unter dem Vorzeichen germanischer Durchdringung, Gestaltung, Verbindung – symbolisiert durch den Begriff Reichsitalien. Borchardt übersetzte die Göttliche Komödie Dantes (1265-1321), eines Ghibellinen, also Parteigängers des deutschen Kaiserhauses in Italien, ins Deutsche. 

Beide – Freunde im Übrigen – litten daran, dass das Deutsche Reich und die Donaumonarchie – die deutsche Welt – den Krieg auf verhängnisvolle Weise verloren hatte. Beide waren überzeugt, dass sie vor dem epochalen Waffengang vielmehr vor Geschichte und Moral im Recht gewesen war. Und beide erblickten den sich ihnen bietenden „goldenen“ Zeitgeist, den Tanz ums Kalb, geistlosen Taumel, obszönen Kommerz, die Eingliederung Deutschlands, besser Weimars, in den Westen, als große Herausforderung für Geistesleben und Kultur.

Kritik an der modernen Gesellschaft

Zu Beginn des Jahres 1927 wollten sie aber nicht nur bissige Zivilisationskritik üben, sondern Wegweiser aufstellen: konservative Revolution, schöpferische Restauration. Nicht im Sinne eines politischen Programms, sondern als Selbstvergewisserung; durch das gemeinsame rhetorische Betreten jener geistigen Welt, die in Deutschland entstanden und mit dem Vaterland verbunden war. Und die weiterwirken sollte.

Augenzeugen berichten von bis zum letzten Platz gefüllten Auditorien, dem stürmischen Applaus der Studenten. Die Vorträge und ihre Wirkung auf die Zuhörer offenbaren jene Tiefe, aus der einst noch geschöpft werden konnte. Die versammelten Studenten bildeten jenen Resonanzkörper, der Ideen und Botschaft der Redner weitertragen und wirken lassen konnte.

Die Vorträge zeigen seismografisch die geistigen Verwerfungen an, die die Niederlage als Trauma auch fast ein Jahrzehnt nach 1918 in der geistigen Welt hinterlassen hatte. Borchardts Aufsatz Führung (1930) kann als Fortsetzung dieses bohrenden Fragens nach dem Warum verstanden werden, eine Frage, die ihn nie losließ.

Abrechnung von Verfall und Vermassung

Von Hofmannsthals Vortrag spiegelt die Bedeutung der Sprache für die Nation, die als Medium vom Geist der Nation erfüllt sei. Konkret und einfacher ausgedrückt: das Deutsche durchdringt die Wirklichkeit mit seiner Muttersprache anders als der Spanier, der Franzose oder Russe. Er begreift anders. Und daraus folgen Unterschiede, die auf die Politik einwirken. Henning Eichberg (Nationale Identität, 1978) hat diese Idee Jahrzehnte später aufgegriffen und veranschaulicht.

Borchardts Vortrag ist im besten Sinne ein Text der Antimoderne, eine scharfzüngige Abrechnung von Verfall und Vermassung („Den Adel legt jeder bei der es will. Der Lakai steckt sich den Ritterdegen durch den gestickten Rock“). Und doch ging es nicht um das bloße Rückwärts, sondern um das Fundament eines Gegenentwurfs und Aufbruchs.  

Die Vorträge spiegeln eine Sprachweite und einen Horizont wider, die bereits damals nahezu beispiellos waren. Natürlich ist es schmerzlich festzustellen – Von Waldstein spricht von Wehmut –, dass im bunten Restdeutschland diese Klasse vor und hinter dem Pult nicht mehr so ohne Weiteres erreicht werden kann. Man rufe sich nur die Aushänge und Veranstaltungshinweise an unseren Hochschulen in Erinnerung. Doch kann auch Wehmut, die immer auch Sehnsucht ist, produktiv werden. Die Gewissheit bleibt: Worte und Texte haben Folgen. 

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Joachim Paul

Joachim Paul ist Landtagsabgeordneter und bildungspolitischer, medienpolitischer und digitalpolitischer Sprecher der AfD-Landtagsfraktion.

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