Abtreibungen als Treiber der demografischen Krise
Ein Volk ohne Kinder hat keine Zukunft – und doch entscheiden sich immer mehr Frauen und Männer bewusst gegen Nachwuchs. Fabian Walch plädiert für einen kulturellen und politischen Wandel.
Immer mehr junge Menschen entscheiden sich gegen Kinder. Die Gründe sind vielfältig. (Symbolbild)
© IMAGO / imagebrokerWir haben ein demografisches Problem. 2024 verzeichnete Österreich zum fünften Mal in Folge ein Geburtendefizit: 76.873 Neugeborene standen 87.407 Verstorbenen gegenüber. Seit Jahrzehnten liegt die Geburtenrate unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Kindern je Frau. Frauen in Österreich bekamen 2024 durchschnittlich 1,31 Kinder – vor zehn Jahren waren es immerhin noch 1,44 –, wobei Österreicherinnen lediglich 1,23 Kinder gebaren – 2013 noch 1,34 –, womit man sich auf einem Allzeittief befindet, während ausländische Frauen in Österreich im Schnitt 1,56 Kinder bekommen.
Fertilität bei muslimischen Frauen
Betrachtet man die Geburtenrate aber nach Herkunftsland, fällt auf, dass besonders Frauen aus muslimischen Ländern eine wesentlich höhere Fertilitätsrate aufweisen. Besonders hoch war die Geburtenrate unter Syrerinnen (3,31), Afghaninnen (2,36), Kosovarinnen (2,26), Nordmazedonierinnen (2,21) Rumäninnen (1,99), Serbinnen (1,77), Bosnierinnen (1,77) und Türkinnen (1,76). Ähnlich verhält es sich in Deutschland und der Schweiz. Die Geburtenrate betrug 2023 in Deutschland 1,38, während deutsche Frauen nur 1,26 erreichten. Schweizerinnen bekamen 1,3 Kinder, während Migrantinnen in der Schweiz 1,6 Kinder pro Frau gebaren. Besonders hoch ist in der Schweiz die Fertilität von Frauen aus afrikanischen Ländern mit 2,5. Darunter nahmen Eritreerinnen mit 2,8 Nachkommen den ersten Platz ein.
Um der Vollständigkeit Genüge zu tun, sei erwähnt, dass die Fertilität bei Migrantinnen in der zweiten und dritten Generation signifikant sinkt, aber dennoch deutlich über jener der autochthonen Frauen bleibt. In den Kreißsälen wird täglich die demografische Schieflage sichtbar.
Selbstbestimmung oder moralischer Abgrund?
Mit ein Grund für diese Lage ist das heiß umkämpfte Thema Abtreibung. Während Abtreibung von „Progressiven“ als Akt der weiblichen Selbstbestimmung und sexuellen Befreiung angesehen wird, ist es für Wertkonservative ein Verbrechen. „My body my choice“ steht „Abtreibung ist Mord“ gegenüber. Uns Menschen obliegt es aber nicht, über den Tod anderer zu entscheiden. Aus diesem Grund wurde einmal die Todesstrafe abgeschafft. Mit dieser Grundhaltung ist es völlig klar, dass Abtreibung eine moralische Bankrotterklärung darstellt. Manche versuchen die ganze Welt zu retten, haben aber kein Problem damit, ein Baby im Mutterleib zu töten. Niemand von uns kann entscheiden, welches Leben lebenswert ist und welches nicht. Niemand kann vorhersagen, ob ein Leben glücklich sein wird oder nicht. Aber jedes Leben ist es wert, gelebt zu werden.
Zahlen, die verstören – und Fragen aufwerfen
Ungeachtet dessen geben aber in jedem Fall die Zahlen zu denken. Laut Statistischem Bundesamt in Deutschland wurden seit der Einführung einer Fristenregelung 1992 bis ins Jahr 2023 3.201.842 Kinder abgetrieben. Traurigen Höchstwert erreichte man im Jahr 2001 mit knapp 135.000 Abtreibungen. In der Schweiz gibt es die Möglichkeit seit 2002. Im internationalen Vergleich finden mit jährlich circa 10.000 und leicht steigender Tendenz bei den Eidgenossen eher wenig Abtreibungen statt, wenngleich jede Abtreibung natürlich eine Tragödie ist.
In Österreich sind Abtreibungen bis zum dritten Schwangerschaftsmonat seit 1975 straffrei. Seitdem finden jährlich circa 30.000 bis 35.000 Abtreibungen statt, was in diesem halben Jahrhundert mehr als 1,5 Millionen getöteten Kindern entspricht. Das unterliegt jedoch nur einer Schätzung (von Abtreibungsarzt Christian Fiala aus dem Österreichischen Verhütungsreport 2015), weil valide Daten in Österreich nicht erhoben werden.
Wenn man dies mit den Geburtenzahlen gegenüberstellt, wird in Österreich inzwischen jedes 3.-4. Kind abgetrieben. Neben dem prinzipiellen Horror dieser Zahlen leistet das Töten dieser Kinder wiederum der Ersetzungsmigration Vorschub, weil die niedrigen Geburtenraten als Argument für weitere Zuwanderung herangezogen werden.
Die Hauptmotive für Abbrüche
Blicken wir auf die Gründe für Abtreibungen, so sehen wir ein beunruhigendes Bild. Der Verein „profemina“, der in Konfliktschwangerschaften beratend zur Seite steht, hat erhoben, dass 36 Prozent auf biografische Gründe, also etwa der Zeitpunkt der Schwangerschaft, Karriere und dergleichen zurückzuführen sind. 18 Prozent gaben an, dies wegen persönlicher Überlastung zu tun. 26 Prozent wegen Partnerschaftsproblemen und Beziehungsstatus und bei elf Prozent gab es medizinische Gründe. Die immer ins Treffen geführte Vergewaltigung als „Worst case-Szenario“ betrifft hingegen weniger als ein Prozent, wobei natürlich jede Gewalttat eine zu viel ist.
Auch ELSA (Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung) hat eine solche Erhebung durchgeführt. Das Ergebnis ähnelt jenem von profemina: 47 Prozent haben angegeben, nicht zu wissen, wie sie sich das Kind leisten sollen. 42 Prozent gaben an, Schwierigkeiten mit dem Partner oder dem Beziehungsstatus im Allgemeinen zu haben. Überall also dasselbe Bild: Die überwältigende Mehrheit der Gründe hat mit dem Geld und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun.
Der Wunsch nach mehr Unterstützung
Diese Zahlen stammen zwar allesamt aus der BRD. Wir können jedoch annehmen, dass sich diese mit jenen für Österreich zumindest ähneln würden, wenn derlei Daten erhoben werden würden. Eine repräsentative IMAS-Umfrage im Auftrag von „fairändern“ 2022 zeigt jedenfalls, dass eine klare Tendenz in der Bevölkerung vorherrscht: 77 Prozent der Bevölkerung wünschen sich mehr Unterstützung für Frauen im Schwangerschaftskonflikt, um ein Ja zum Kind zu ermöglichen.
75 Prozent sehen steigenden Druck in Richtung Abtreibung bei Verdacht auf Behinderung und 84 Prozent wünschen sich mehr Unterstützung für Familien bei einer Verdachtsdiagnose, also bei einer vermuteten Behinderung des Kindes. 84 Prozent erwarten sich, dass Ärzte vermehrt auf Beratungsangebote hinweisen, 80 Prozent der Befragten sind für Bedenkzeit vor einem Abbruch und 77 Prozent wünschen sich Aufwertung der Adoption als Alternative. Jede zweite Betroffene gab an, unter starken oder sehr starken Druck gesetzt worden zu sein.
Kinderlos aus Überzeugung – der neue Lebensstil?
Neben diesen „schwierigen Lebensumständen“ als Motivation zur Abtreibung wird immer häufiger bewusste Kinderlosigkeit als Argument angeführt – gänzlich „selbstbestimmt“. Eine Studie der schwedischen Universität Uppsala von 2025 hat gezeigt, dass sich immer mehr Frauen bewusst gegen Kinder entscheiden. 25 Prozent der befragten Frauen in Schweden haben angegeben, unentschlossen zu sein oder sich bereits fest gegen eigene Kinder entschieden zu haben. 2014 waren es im Vergleich noch zehn Prozent.
Als Hauptgründe für den Verzicht auf Kinder nannten die Frauen Selbstbestimmung, gesundheitliche Bedenken, wirtschaftliche Erwägungen sowie die Sorge um Überbevölkerung und Klimawandel. Im deutschsprachigen Raum steht man dem nur wenig nach. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich bleibt jede fünfte Frau kinderlos. Laut Statistischem Bundesamt ist dieser Wert bis zum Geburtenjahrgang 1980 konstant. Bei den jüngeren Jahrgängen ist jedoch eine kontinuierlich steigende Tendenz erkennbar.
Wenn Elternschaft zum Luxus wird
2023 etwa gaben 27 Prozent der Frauen der Geburtsjahrgänge 1984 bis 1986 an, sich gegen Kinder entschieden zu haben. Wissenschaftler der Hochschule Gera-Eisenach haben in einer repräsentativen Umfrage von Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren erhoben, dass die Hälfte von ihnen bereits vor dem 21. Lebensjahr den Beschluss, kinderlos zu bleiben, gefasst hatten. Bei den Gründen für diese Entscheidung findet sich weniger die Karriere (30 Prozent) als vielmehr eine Einschränkung des Lebensstils (41 Prozent), finanzielle Belastung (39 Prozent) und vor allem das nicht tragen wollen der Verantwortung als Gründe.
Zudem kommt bei drei von zehn Frauen die Angst vor Schwangerschaft und Geburt sowie die Sorge um die körperlichen Veränderungen, die damit einhergehen, hinzu. Auch bei Männern steigt die bewusste Kinderlosigkeit drastisch an und bewegt sich bei in etwa einem Fünftel. Bei einer Befragung in Österreich gaben 31 Prozent dieser Männergruppe die mit Kindern verbundenen hohen Kosten als Grund an. Für 13 Prozent sind es Einkommenseinbußen und 18 Prozent sind nicht bereit, ihren Lebensstil für Kinder einzuschränken. Einige gaben an, sich „den Luxus eines Kindes nicht leisten zu wollen.“ Hier zeigt sich auch gut die Symbiose von Wokeismus und Neoliberalismus: Egoismus in der Opferrolle.
Abtreibung mit Folgen: Das Leid der Frauen danach
Opfer gibt es allerdings bei einer Abtreibung, nämlich zwei: das Kind und die Mutter. Es muss klar festgehalten werden, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist. Die Krankheit beginnt aber für viele Frauen nach einer Abtreibung. Die weltweit umfangreichste Meta-Analyse hinsichtlich der Folgen einer Abtreibung umfasst 22 Studien und untersuchte 877.000 Frauen und wurde 2011 im „British Journal of Psychiatry“ veröffentlicht. Bei 81 Prozent der Frauen wurde nach einer Abtreibung ein erhöhtes Risiko für mentale Gesundheitsprobleme ermittelt, die sich unter anderem in Depressionen, Alkoholmissbrauch und Suizidgefährdung äußerten. Unglaubliche zehn Prozent aller psychischen Probleme bei Frauen stehen in direktem Zusammenhang mit einer Abtreibung.
Prinzipiell muss das Mutterwerden wieder aufgewertet werden. Kinder dürfen nicht länger als finanzielle Belastung, „Karriere- oder Klimakiller“ gesehen werden. Vielmehr sollen sie als das gesehen werden, was sie intrinsisch sind: Ein Geschenk und Lebensinhalt, unsere Hoffnung und Zukunft. Wir müssen sicherstellen, dass von staatlicher Seite genug Unterstützung bereitgestellt wird und Frauen animiert werden, sich für ihr Kind zu entscheiden. Jeder Euro, der ausgegeben wird, damit sich eine Frau für ihr Kind entscheidet, ist gut investiert.
Frauen brauchen in einer Konfliktschwangerschaft Unterstützung, sowohl finanziell als auch personell und manchmal psychotherapeutisch, und zwar über die Geburt hinaus. Und ja, auch die Väter müssen stärker in die Pflicht genommen werden. Die Politik muss ganz allgemein alles daran setzen, die Familie als Keimzelle unserer Gesellschaft zu stärken. Ohne Kinder müssen wir keine rechte Politik machen, da es dann keine Zukunft für unser Volk gibt. Wenn wir der demografischen Krise trotzen und den Apologeten der Ersetzungsmigration das demografische Argument sowie die Erzählung vom Fachkräftemangel aus der Hand nehmen wollen, muss dringend auch hier angesetzt werden. Der Lösungsansatz liegt in jedem einzelnen von uns. Wir brauchen einen Gesinnungswandel.