Nach 40 Jahren: Fischer-Verlag kündigt kritischer Erfolgsautorin Maron

Über Jahrzehnte war der S. Fischer Verlag der Stammverlag der Erfolgsautorin Monika Maron. Nachdem infolge ihrer islam- und einwanderungskritischen Äußerungen bereits seit einigen Jahren eine Spannung in der Geschäftsbeziehung war, kommt es jetzt zum endgültigen Bruch.
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Nach 40 Jahren: Fischer-Verlag kündigt kritischer Erfolgsautorin Maron

Bild (Maron auf der Leipziger Buchmesse 2018): Heike Huslage-Koch via Wikimedia Commons [CC BY-SA 4.0] (Bild zugeschnitten)

Über Jahrzehnte war der S. Fischer Verlag der Stammverlag der Erfolgsautorin Monika Maron. Nachdem infolge ihrer islam- und einwanderungskritischen Äußerungen bereits seit einigen Jahren eine Spannung in der Geschäftsbeziehung war, kommt es jetzt zum endgültigen Bruch.

Frankfurt (Main)/Berlin. – Im zarten Alter von 79 Jahren muss sich die langjährige Kult-Autorin nach einem neuen Verleger umsehen. Dabei endete die Zusammenarbeit mit Fischer ähnlich wie sie begann – es handelte sich um ihre Dissidenz mit den herrschenden Zuständen. Denn als ihr Debütroman „Flugasche“ in der DDR nicht erscheinen durfte, weil sie darin die Umweltverschmutzung im totalitären Regime thematisierte, sprang der westdeutsche Verlag in die Bresche und gab Maron eine Stimme.

Essayband in oppositioneller Edition als Letztauslöser

Nun erklärte sie in einem Interview mit der Welt – welche diesen Artikel im thematischen Umfeld eines Abbaus der Meinungsfreiheit kurioserweise hinter einer Bezahlschranke versteckte – dass sie zur Auffassung komme, dass ihr erneut ihre Unbotmäßigkeit zum Verhängnis wurde. Schon im Vorfeld ihres vorletzten Werkes bei Fischer hätte man allerlei Bedenken geäußert – was ihr komisch vorkam, nachdem der Verlag zuvor auch gegen einigen Gegenwind hinter ihr stand.

Als Anlassfall dürfte nun sein, dass Maron einen Essayband bei der oppositionellen Buchhändlerin Susanne Dagen publizierte, die ihrerseits wiederum ein YouTube-Literaturformat mit der neurechten Verlegerin Ellen Kositza (Verlag Antaios) betreibt. Dass dies ein Stein des Anstoßes ist, versteht Maron nicht: Sei Dagen doch eine Freundin, bei der sie seit 20 Jahren ihre Bücher vorstelle. Übrigens: Noch vor vier Jahren erhielt deren „BuchHaus Loschwitz“ einen renommierten Preis für ihre Buchhandlung.

Feministinnen übten harsche Kritik an neuem Maron-Werk

Sie sprach auch über den Umstand, dass insbesondere andere Frauen teils heftige Kritik an ihrem vor allem im konservativen Bereich kritisch gelobten letzten Fischer-Band „Arthur Lanz“ übten. Sie führt die Feindseligkeiten darauf zurück, dass sie sich „in erster Linie nicht als Frau, sondern als Mensch verstehe“. Außerdem wehre sie sich gegen die „immer irrer werdende Gendersprache“, weil sie „dieses Kauderwelsch peinigt“. Weiters halte sie das muslimische Kopftuch „für ein Zeichen der Unterdrückung und nicht der religiösen Freiheit“.

Alleine diese Position reiche in der heutigen Zeit bereits aus, um von einigen Leuten als „rassistisch“ gebrandmarkt zu werden. Zudem verwies sie auf den Umstand, dass viele Feministinnen nicht mit ihrer Ansicht konform gehen, dass Gleichberechtigung für sie Wahlfreiheit für beide Geschlechter bedeute – auch wenn sich Frauen für die Aufzucht mehrerer Kinder in einem traditionellen Rollenbild entschieden, anstatt nach einem Aufsichtsratsposten zu streben.

Neuerliche Debatte über „Cancel Culture“

Dass man Maron nach so langer Zeit bei Fischer die Rute ins Fenster stellte, sorgte für Unverständnis in Teilen des politischen und medialen Spektrums. Während sich der BR darum bemühte, ihre Wirken als Werk einer „umstrittenen Autorin“ zu qualifizieren, zeigten sich zahlreiche Kritiker über die nächste Betroffene einer immer weiter um sich greifenden, von linksintellektueller Seite betriebenen „Cancel Culture“ bestürzt.

Im patriotischen Spektrum überwogen jedenfalls die kritischen Stimmen. Der aus der deutschsprachigen Minderheit in Belgien stammende konservative Besteller-Autor David Engels („Was tun?“) unterstellte dem Verlag, sich mit dem politischen Wind zu drehen. Man habe mit den Werken der DDR-Exilliteratin offenbar nur Geld machen wollen, solange es opportun war.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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