Rezension: „Nassehi, ich und Leggewie“
Götz Kubitschek veröffentlicht in seinem Kaplaken-Band „Nassehi, ich und Leggewie“ die Briefwechsel mit dem Soziologen Nassehi und dem Politikwissenschaftler Leggewie.
Eine Leserrezension
„Mit Rechten reden“ war mehr als einen Sommer lang eines der bestimmenden Themen des deutschen Feuilletons. Fast alle Versuche der Vertreter des politisch-medialen Establishment, sich dem für sie unbekannten Wesen der „Rechten“ zu nähern, hatten gemein, dass von Anfang an kein ehrlicher Diskurs gewollt war. Die echten Annäherungen blieben die Ausnahme, die Mehrheit wollte „entlarven“, „widerlegen“ oder einfach nur ihr Autorenkürzel in die lange Reihe hinzusetzen.
Zwei Briefwechsel
Gleich zwei Briefwechsel aus dieser Zeit hat der Verleger Götz Kubitschek in einem neuen Kaplaken-Band „Nassahi, ich und Leggewie“ zusammengefasst. Schon die ungewöhnliche Schriftwahl für den Band, die an die ersten Schreibversuche eines Kleinkindes erinnert, dürfte eine Anspielung an die Infantilität vieler derjenigen sein, die „mit Rechten reden“ wollten. Während der Soziologe Armin Nassehi sich zwar mit inhaltlicher Distanz, aber steter sprachlicher Korrektheit mit Götz Kubitschek austauscht, ist die Korrespondenz mit dem Politikwissenschaftler Claus Leggewie geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie sich der politische Hegemon den Diskurs mit seinem Herausforderer vorstellt. Ein arroganter Duktus vermischt sich mit den üblichen Floskeln und Unterstellungen, gepaart mit einzelnen Anmaßungen. Aus jeder Zeile merkt man die Arroganz eines sich selbst als intellektuell überlegen Empfindenden, der sich der eigenen Demaskierung nicht einmal bewusst ist.
Einblicke
Lesenswert machen den Band jedoch nicht nur Kubitscheks Antworten, die trotz ihrer Kürze nachhaltige Sätze und Überlegungen enthalten, sondern auch einen Einblick nicht nur in einen ehrlichen Briefwechsel (Nassehi), sondern gerade auch in den Habitus und die Gedankenwelt derjenigen Tonangebenden, die gleichzeitig vom Diskurs reden und ihn verweigern (Leggewie). Der Druck der beiden Briefwechsel ist damit auch ein Stück Dokumentation der jüngsten Vergangenheit, an der sich jedoch vieles heute nicht geändert, sondern nur noch potenziert hat.