Studentenverbindungen: Vielfalt an den heimischen Universitäten

Studentenverbindungen im Allgemeinen werden heutzutage oft mit Burschenschaften gleichgesetzt. Letztere stehen zwar – und das nicht erst seit der sogenannten Liederbuchaffäre – regelmäßig im Fokus der medialen Berichterstattung, doch stellen Burschenschaften nur einen Verbindungstyp unter vielen dar.
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Studentenverbindungen: Vielfalt an den heimischen Universitäten

Symbolbild: Oscar Rex [Public domain], via Wikimedia Commons [Bild zugeschnitten]

Studentenverbindungen im Allgemeinen werden heutzutage oft mit Burschenschaften gleichgesetzt. Letztere stehen zwar – und das nicht erst seit der sogenannten Liederbuchaffäre – regelmäßig im Fokus der medialen Berichterstattung, doch stellen Burschenschaften nur einen Verbindungstyp unter vielen dar.

Neben den Unterschieden in der politischen oder konfessionellen Ausrichtung ist vor allem die Unterscheidung in schlagende und nicht-schlagende Verbindungen relevant. Auch dass es neben Männerbünden immer mehr Damenverbindungen gibt, wissen nur die Wenigsten.

Wurzeln der Studentenverbindungen

Die Wurzeln der Studentenverbindungen – auch Korporationen genannt – reichen zurück bis ins frühe Mittelalter, als die ersten Universitäten in Europa gegründet wurden. Ihr heutiges Erscheinungsbild haben sie jedoch weitestgehend zu Anfang des 19. Jahrhunderts erhalten. Kennzeichnend für die Korporationen ist, dass sie gerade in der jüngeren Geschichte immer wieder mit Verboten und Auflösungen konfrontiert waren.

Mit den Karlsbader Beschlüssen von 1819 wurden im Gebiet des gesamten Deutschen Bundes die Verbindungen und Turnvereine aufgelöst und die Meinungsfreiheit auf den Universitäten massiv eingeschränkt. Besonders rigoros wurden die Beschlüsse in Österreich umgesetzt, eine Lockerung fand erst ab 1848 statt. Dies ist auch der Grund, warum es ein durchgehendes Korporationswesen erst seit etwa 1850 gibt. Ab dieser Zeit begann sich jedoch ein vielfältiges Farbenstudententum zu entwickeln, das in dieser Form bis heute fortbesteht. Unterbrochen wurde dieser Fortbestand nur in der Zeit des Nationalsozialismus, als die Korporationen aufgelöst aber nach Ende des Zweiten Weltkriegs rasch wiedergegründet wurden.

Im Fokus des öffentlichen Interesses: Burschenschaften

Die Korporationen stellen heute ein eher randständiges Phänomen an den heimischen Universitäten dar. Dass sie dennoch einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind, liegt vor allem an der medialen Berichterstattung über Burschenschaften. Die Tatsache, dass deren Mitglieder regelmäßig hohe Parteiämter in der FPÖ bekleiden und als Mandatsträger oder als Regierungsmitglieder in Erscheinung treten, sorgt immer wieder für Kritik von ihren Gegnern.

Dass eine relativ hohe Zahl an Burschenschaftern ein politisches Engagement an den Tag legt, ist allerdings kein Zufall. Denn Burschenschaften unterscheiden sich von fast allen anderen Studentenverbindungen dadurch, dass sie dezidiert politisch (jedoch nicht parteipolitisch!) ausgerichtet sind. Die politische Ambition bestand in der Gründungszeit der ersten Burschenschaften vor allem in der Überwindung der deutschen Kleinstaaterei und dem Kampf für Meinungsfreiheit und Grundrechte. Wenngleich sich aber die politischen Zielsetzungen im Laufe der Zeit änderten, zählt sich der überwiegende Teil der Burschenschafter auch heute noch zum national-freiheitlichen „Dritten Lager“.

Die Mensur

Ein großer Teil der österreichischen Burschenschaften gehört dem überregionalen Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) an. So wie die meisten Korporationen sind sie farbentragend, da ihre Mitglieder als Zeichen der Zugehörigkeit zu ihrer Verbindung Band und Mütze tragen. Sie zählen zudem zu den sogenannten „schlagenden Verbindungen“, pflegen also auch heute noch das studentische Fechten in Form der sogenannten „Mensur“. Die teilweise auffälligen Narben im Gesichtsbereich, die hierbei in Folge von Fechtverletzungen auftreten können, werden „Schmisse“ genannt. Diese zählen zwar zu den typischen Erkennungsmerkmalen eines „Waffenstudenten“, wenngleich aber bei weitem nicht alle Mitglieder einer schlagenden Verbindung zwangsläufig an einem Schmiss erkennbar sind.

Ebenfalls von Bedeutung: Corps, Landsmannschaften etc.

Neben den Burschenschaften gibt es noch weitere schlagende Verbindungen. Hervorzuheben sind hierbei die Corps und Landsmannschaften. Diese sind jedoch im Gegensatz zu den Burschenschaften unpolitisch. Insbesondere die Corps vertreten ein sogenanntes „Toleranzprinzip“, das ihre konfessionelle und weltanschauliche Ungebundenheit unterstreicht. Corps und Landsmannschaften pflegen ebenfalls das studentische Brauchtum und widmen sich der gesellschaftlichen Erziehung ihrer Mitglieder, erwarten aber von diesen kein politisches Engagement.

Ungeachtet dessen werden auch diese Verbindungen in Österreich in aller Regel zum Kreis der national-freiheitlichen Korporationen gezählt und nicht wenige ihrer Mitglieder bekleiden politische Funktion für die Freiheitliche Partei. Bekannte österreichische Corpsstudenten sind etwa der oberösterreichische LH-Stellvertreter Manfred Haimbuchner oder der langjährige EU-Abgeordnete und „Chefideologe“ der FPÖ Andreas Mölzer. Der ehemalige Vizekanzler und Sozialminister Herbert Haupt ist Angehöriger einer Landsmannschaft. Neben den bereits genannten existieren noch weitere Verbindungen in Österreich wie Sängerschaften, akademische Turnvereine und auch eine Fliegerschaft. Diese sind aber entweder nicht oder nur zum Teil schlagend und haben andere Schwerpunkte in ihrem Verbindungsleben.

Katholische Verbindungen

Ein völlig eigenes Milieu stellen die katholischen Studentenverbindungen dar, die der Dachorganisation Österreichischer Cartellverband (ÖCV) angehören. Sie grenzen sich von den zuvor beschriebenen zumeist schlagenden Verbindungen des national-freiheitlichen Lagers scharf ab. Rein äußerlich sind die Unterschiede zwar nur gering, denn auch die Mitglieder des CV sind farbentragend und pflegen ein ähnliches studentisches Brauchtum. Darüber hinaus gibt es jedoch auch große Unterschiede: Die Verbindungen des CV zählen einerseits die Religion, in Form eines Bekenntnisses zum katholischen Glauben, welches sie von ihren Mitgliedern einfordern, zu ihren Grundsätzen. Zudem bekennen sie sich zur Eigenständigkeit der österreichischen Nation und lehnen den Gedanken einer Zugehörigkeit Österreichs zur deutschen Kulturnation, wie er bei den national-freiheitlichen Korporationen auch heute noch weit verbreitet ist, vehement ab. Ebenfalls entschieden abgelehnt wird die Mensur. Die Verbindungen des CV werden daher zu den nicht-schlagenden Korporationen gezählt.

Aufgrund der eklatanten Unterschiede zum national-freiheitlichen Milieu kam es vor allem in der Gründungszeit der katholischen Verbindungen immer wieder zu Feindseligkeiten und Auseinandersetzungen zwischen den beiden Milieus. Dieser Gegensatz wirkt bis heute fort und führt dazu, dass es zwischen diesen Korporationen keinen Kontakt gibt. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass es ein großes Naheverhältnis zwischen den katholischen Verbindungen und der Volkspartei gibt. Zahlreiche Mitglieder des CV bekleiden innerhalb der ÖVP namhafte Positionen. Im Laufe der Geschichte zählten zahlreiche Abgeordnete, Regierungsmitglieder aber auch Landeshauptleute, Bundeskanzler und sogar Bundespräsidenten zu seinen Mitgliedern.

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