Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt ist gestorben
Er war der Begründer der Humanethologie. Mehrere seiner Bücher gelten heute noch als Standardwerke der Verhaltensforschung.
Der berühmte österreichische Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt ist am Samstag mit 89 Jahren im Kreise seiner Familie in Starnberg (Bayern) gestorben. Das berichten zahlreiche Medien unter Berufung auf die Nachrichtenagentur APA.
Begründer der Humanethologie
Der am 15. Juni 1928 in Wien geborene Eibl-Eibesfeldt war Schüler des österreichischen Medizin-Nobelpreistärgers und Verhaltensforschers Konrad Lorenz und ist der Begründer Humanethologie als eigenständiges wissenschaftliches Fach. In seinen Forschungen zum menschlichen Verhalten setzte er sich vor allem damit auseinander, welche Verhaltensweisen angeboren und welche kulturell bedingt sind. Eibl-Eibesfeldt gelang es dabei, die Existenz von stammesgeschichtlich entstandenen Verhaltensprogrammen auch beim Menschen nachzuweisen. Damit wandte er sich gegen Theorien, die von einer ausschließlich kulturellen Bedingtheit des menschlichen Verhaltens ausgehen.
Laut Eibl-Eibesfeldts Forschungen weist das menschliche Verhalten auch soziale Universalien auf, die in allen Kulturen auftreten. Dazu gehören etwa: die (Klein-)Familie, die enge Mutter-Kind-Beziehung, die Arbeitsteilung der Geschlechter, das Leben in beständigen Gruppen, Territorialverhalten, das Streben nach Ansehen und auch die Tötungshemmung. Auch dem sozialen Verhalten liegen biologische Regelsystem zugrunde. Dennoch könne das menschliche Verhalten durch Lernen beeinflusst werden und der Mensch sich von seinen biologischen Antrieben distanzieren.
Konservativer Zeitkritiker
Eibl-Eibesfeldt trat auch als konservativer Zeitkritiker auf, wie der Anthropologe und Publizist Andreas Vonderach festhielt. In einem Interview mit dem Magazin Focus aus dem Jahr 1996 sagte Eibl-Eibesfeldt beispielsweise:
„Die heute für die Multikultur eintreten, sind eben Kurzzeitdenker. Sie sind sich gar nicht bewusst, was sie ihren eigenen Enkeln antun und welche möglichen Folgen ihr leichtfertiges Handeln haben kann.“
Zahlreiche Auszeichnungen
1970 wurde der Österreich zum Professor ernannt und übernahm fünf Jahre später die Leitung der Forschungsstelle für Humanethologie der Max-Planck-Gesellschaft, die er bis 1996 innehatte. Er führte zahlreiche Forschungsreisen zu traditionellen Kulturen in Afrika, Südamerika, Neuguinea, Indonesien und Polynesien durch.
Für seine wissenschaftlichen Verdienste erhielt Eibl-Eibesfeldt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1995), das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1998) und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.