Medienkritik: Monologe im Pressehauptquartier

Wenn manche Journalisten diskutieren, sind sie kaum reflektierter als jener Durchschnitt der Bevölkerung, den sie verachten. Nach der Corona-Demo vom 31. Jänner lud der Presseclub Concordia ohne Gegenstimme zum Selbstgespräch über ein aktuelles politisches Phänomen ein.
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Medienkritik: Monologe im Pressehauptquartier

Wenn manche Journalisten diskutieren, sind sie kaum reflektierter als jener Durchschnitt der Bevölkerung, den sie verachten. Nach der Corona-Demo vom 31. Jänner lud der Presseclub Concordia ohne Gegenstimme zum Selbstgespräch über ein aktuelles politisches Phänomen ein.

Kommentar von Stefan Juritz

Gesinnung? Eher einhellig, bewusst oder weniger bewusst. Alle verstehen sich gut. Kritik? Fehlanzeige. Der ehrwürdige Presseclub Concordia reagierte schnell auf die Wiener Corona-Demo vom 31. Jänner, sammelte Journalisten in einem aufgezeichneten Livestream – den wir unten vollständig dokumentieren:

Kann man so sehen, darf man sagen, muss man aber nicht. Als Journalisten, die vor Ort waren, erlauben wir uns ein paar Bemerkungen in Richtung dieser Kollegen, die wenig reflektiert ihre Monologe im Pressehauptquartier halten:

„GegenAngriffe“

– Was auffällt, ist der militante Titel der Diskussion. „#GegenAngriffe“. Was heißt das: Die anderen als Lügenbevölkerung beschimpfen? Gewalt gegen das Andere gutheißen? Nein, angeblich geht es um „Schutz und Sicherheit für Journalist*innen“. Aber der irritierende Titel ist natürlich ein Statement mit Kampfgeist. Freiheit ist hier aber nicht jene Freiheit für Andersdenkende, sondern sie gilt nur für gewisse Journalisten. Es wäre nicht aufgefallen, dass der Presseclub Concordia, als Journalisten unsererseits bei einer Recherche auf der griechischen Insel Lesbos nach den realen Umständen in Camp Moria von Linksextremisten attackiert wurden, auch nur irgendwie das Wort ergriffen hätte… 

– So ist es auch in dieser Online-Veranstaltung eine sehr einhellige Ansammlung von Menschen aus der medialen Zunft, die über ihre Erfahrungen mit der Demonstration vom 31. Jänner berichten. Die Auswahl bedingt das Urteil: „Besonders aggressiv “ sei alles gewesen. Mag schon sein. Keiner der Anwesenden kommt aber auf die Idee, die Stimmung der Demonstration mit der Lage vor Ort in Verbindung zu bringen: 18 untersagte Demos, dennoch tausende Menschen da, die Polizei vor Ort, die willkürlich abstraft, die die Demonstration auflöst, die sie einkesselt und mit Fangtrupps Menschen aus der Masse festnimmt. Diese ganze Lage, die erzeugte extreme Spannung löst keine kritische Diskussion aus.

Keine Reflexion

– Dafür noch immer eine ganz besondere Erfahrung für jene Kollegen: Menschen, die den Glauben an etablierte Medien verloren haben und von der „Lügenpresse“ sprechen, was natürlich als Beschimpfung empfunden wird. Die Gesinnungspresse ist aber nicht bereit, das zu reflektieren, dass es Menschen vor Ort gibt, die von bestimmten Journalisten eine bestimmte Art des Berichtens erwarten. In der sie sich nicht wiederfinden, weswegen sie diese Journalisten als „Lügner“ bezeichnen. Gleichzeitig ist das wie eine „self-fulfilling prophecy“. Die Verletzung ist gegenseitig, aber der etablierte Journalismus ist nicht gewillt, darüber nachzudenken.

– Man konzentriert sich auf das verachtete Publikum, das – im Gegensatz zu den diskutierenden Journalistenkollegen – sehr vielfältig war. Bürger, Rechte, Alternative, auch einfache Menschen, dazu Randgruppen und Jugendszenen. Eine Pluralität, die in diesem Fall vom Medienmainstream überhaupt nicht als Pluralität freudig erregt diskutiert wird, sondern eben verdächtig ist, weil es eine Form von Vielfalt ist, die den beobachtenden Berichterstattern fremd bleibt. Da sind Menschen dabei, die „rechts“ im Stil ausschauen? Na sowas. Dürfen die das?

Linke Aktivisten als „Journalisten“

– Zu Kamerateams, die in der Masse als Medien sozial auffällig sind und deswegen negative Reaktionen zeitigen, kommen Gesinnungsethiker, die sowieso wissen, dass sie hier „dem Bösen“ begegnen. Doch auch hier gibt es deutliche Abstufungen. Linke Journalisten sind nicht gleich linksextreme Aktivisten, auch wenn das manchmal im gemeinsamen Gefühl der Fremdheit verschwimmen mag. Da ist der Aktivist, der davon schwurbelt, wie schrecklich alles wird, und dass er nur mehr mit Helm und „ballistischer Brille“ arbeiten könne. Man muss hier wohl eher von einem zielgruppenorientierten Stalker reden, der sich nur für rechte Menschen und politisch Andersdenkende einer bestimmten Richtung interessiert – und damit Spenden für sich selbst sammelt.

Dasselbe Problem hat der männliche Teil vom linksradikalen „Presse Service Wien“. Er ist ein richtiges Fallbeispiel, weil er bei beiden Groß-Demos „angegriffen“ wurde: Der Antifa-Fotograf legte sich bei der Demo am 16. Jänner mit Hooligans an (sie wollten nicht aus der Nähe fotografiert werden, hatten ihm das direkt mitgeteilt, er hat das nicht respektiert) beziehungsweise wurde er nach einer ähnlichen Situation am 31. Jänner – umringt von seinen „Bodyguards“ aus der autonom-linksextremen Szene – mit Pfefferspray attackiert, direkt neben einer Polizeigruppe, die den Täter nicht fassen konnte. Diese Aktivisten der linksextremen Szene stalken Andersdenkende auch gerne mit demonstrativem Fotografieren und proklamieren ihren Aktivismus für das ewige Antifa-Archiv dann als „Journalismus“ (abgesichert durch einen Presseausweis). Sie nehmen es bewusst auch in Kauf, die Situation bei Demonstrationen zu eskalieren. Jede Kritik an ihrer Arbeit delegitimieren sie dafür mit dem Wort „Pressefreiheit“. Keiner der Journalisten ist aber bereit, über den ideologischen Hintergrund und die strukturelle Einbindung dieser linksextremen Aktivisten zu sprechen. Mehr über den Presse Service Wien als zentrales Projekt der linksextremen Antifa-Szene kann man in diesem TAGESSTIMME-Recherche-Report nachlesen.

Einseitige Berichterstattung

– Gewaltig ist auch, wie unterschiedlich Journalisten reflektieren können, wenn sie wollen. Eine eskalierte Asyldemonstration der autonomen Szene in Innsbruck wenige Tage davor kriegt nicht einmal das Beiwort „linksextrem“, jede Verhaftung wird hinterfragt, während Demonstrationen von über 15.000 Menschen als „rechtsextrem“ stigmatisiert werden. Die Polizei sei zu milde gewesen – obwohl: siehe Beschreibung ihres Vorgehens oben. Jenseits der paar Rechten, die dabei waren: Wie viele Teilnehmer der Antiregierungsdemonstration haben sich, als sie die Nachberichterstattung gelesen haben, wohl einfach gedacht: „Lügenpresse“? Diese geht auch bis zum postfaktischen Journalismus: „Corona-Demo in Wien: Sturm auf das Parlament. Aktivisten auf der Rampe gestoppt: 850 Anzeigen.“ Dazu fällt einem wirklich nichts mehr ein… 

Der Erosion des Glaubens vieler Menschen an klassische Medien schreitet voran. Der Grund dafür liegt vielfach daran, dass Mainstreammedien einen ideologisierten Auftrag erfüllen, sie stabilisieren Zustände, statt kritisch über sie zu berichten. Die Asyl- und Migrationskrise 2015 ist ein dramatisches Beispiel für den Spalt zwischen Medien und Bevölkerung. Der setzt sich bei allen Problemthemen, die linksliberal bis „grün“ im weitesten Sinne konnotiert sind. Die Monologe im Pressehauptquartier sind vorprogrammiert, sie blenden auch die neue Leidenschaft der Linken zu Verschwörungstheorien vollständig aus. Das setzt sich bei den Corona-Protesten als Antiregierungsdemonstrationen nur fort. Wie wenig reflektiert so ein Presseclub doch sein kann …

Über den Autor
Stefan Juritz

Stefan Juritz

Stefan Juritz wurde 1988 in Kärnten geboren und lebt in der Steiermark. In Graz studierte er Germanistik und Philosophie an der Karl-Franzens-Universität. Seit 2022 ist er FREILICH-Chefredakteur.

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