Roger Beckamp (AfD): „Um Politik ging es gar nicht“

Im Freilich-Interview spricht Roger Beckamp über die Musik seiner Jugend und darüber, was genau ihn an elektronischer Musik so fasziniert hat.
Interview von
10.12.2022
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3 Minuten Lesezeit
Roger Beckamp (AfD): „Um Politik ging es gar nicht“

Bild: Roger Beckamp / Bild: Wolsberg, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten)

Freilich: Servus Roger, heute kennt man dich als Politiker. In deiner Jugend sollst du dich Gerüchten zufolge allerdings vor allem für allerlei Spielarten elektronischer Musik interessiert haben. Wie kam es dazu?

Roger Beckamp: Es ging mit 15 Jahren los, damals begannen wir in einer Gruppe ab und an in Köln auszugehen. Zunächst besuchten wir vorwiegend eher alternative Läden, wo wir erfreulicherweise auch in unserem Alter rein gelassen wurden, wie etwa das Lalic am Rathenauplatz mit Wave- und Independent-Musik, oder auch das Underground in Ehrenfeld. Dort wurde manchmal auch elektronische Musik gespielt, EBM, also sehr energiegeladene, aber eher düstere Sachen. Zu der Zeit, also Anfang der 90er-Jahre war dann bereits Techno sehr angesagt, so dass wir uns das auch mal angesehen haben und ziemlich schnell davon angetan waren.

Was hat dich an der Musik fasziniert? Ging es bloß um Rhythmen, Melodien und Party, oder gab es da für dich irgendeine „tiefere“ Ebene, eine Art „Philosophie des Ravens“?

Es waren die gute Laune, die angenehmen Leute und der offene Umgang miteinander. Die Musik war wirkliche Feiermusik bis hin zur Entselbstigung. Wer einmal auf einer entsprechenden Feier war, kann das wohl gut nachvollziehen. Die Musik nimmt einen sehr mit und dann ist es auch egal, ob in einem Club in Berlin, Frankfurt, Belgien oder einem Freiluft-Festival an einem See. Es war alles sehr friedlich und freundlich, man begegnete sich mit sehr viel Lächeln und offener Kommunikation. Das hatte bestimmt auch mit den vielen Homosexuellen zu tun. Übrigens ganz anders als etwa in vielen heutigen Techno-Läden in Berlin. Da haben viele überwiegend dunkle Klamotten und scheinen eher Depressionen zu schieben, was sehr bedauerlich ist.

In den 90ern gab es zeitweise Befürchtungen, die Techno-Szene könnte von rechts vereinnahmt werden. Wie hast du diese Debatten damals erlebt und wie viel Politik gab es in der Szene tatsächlich?

Das kann ich nicht bestätigen, um Politik, insbesondere irgendwas mit links oder rechts, ging es gar nicht. Es war vielmehr politikfern. Interessanterweise treffe ich mit meinem AfD-Engagement bei alten Bekannten von damals sowohl auf Ablehnung als auch sehr viel Zustimmung. Dort waren damals allerlei Leute vertreten, es war aber nie ein Thema. Jeder konnte sein, wie er wollte, ohne sich anderen aufzudrängen oder jemanden zu belehren.

Was genau hat dich an der Musik fasziniert? Immerhin gibt es da ja hunderte von Untergenres, bei denen Rhythmen, Melodien und Atmosphäre sehr verschieden sind. Was hat dich besonders angezogen, welche Art von „Stimmung“ hast du in der Musik gesucht?

Es ging um Tanz und Rausch, es ging darum, ausgelassen zu sein. Und das ist für mich am besten unter den Bedingungen einer Musik mit vielen einfachen Klängen und einem Spannungsbogen erlebbar. Ich habe mich nie besonders für DJs interessiert oder welches Untergenre gerade aktuell ist. Aber die ganze Welle mit House und später dann Breakbeat hat mich nie angesprochen, ich bin ein Freund des guten alten Techno. Und wenn Sven Väth irgendwo aufgelegt hat, dann war mir das auch schon einmal 35,- DM Eintritt wert, was ich als so junger Mensch eher nicht einfach so in der Tasche hatte.

Und zum Abschluss: willst du uns dein absurdestes Erlebnis erzählen, das dir auf einem Rave widerfahren ist?

Gerade am Anfang, als Grünschnäbel, hatten wir alle wenig Geld, wir waren schließlich erst 16 Jahre alt. Damals bezahlte man oft um die 25 DM für Eintritt und Mindestverzehr, wobei dieser Mindestverzehr davon 10 DM ausmachte. Hierfür bekam man etwa im Yocoto, einem sehr frühen Techno-Club in Köln, ein kleines Glas Tequila. Das hieß dann, dass wir damals immer nur ein Glas Tequila am Abend tranken und den Rest der Zeit Wasser aus dem Hahn der Herrentoilette. Das Nachtleben war einfach zu teuer für uns. Auch bin ich gelegentlich nicht in Läden reingekommen, da ich zu jung aussah, wie etwa im Dorian Gray in Frankfurt. Einmal sagte ein Türsteher zu mir: „Der nicht, der ist erst fünfzehn“. Schlauerweise erwiderte ich dann, nein, ich sei schon sechzehn. Dies half mit Blick auf die fehlende Volljährigkeit dann auch nicht weiter, sodass ich die ganze Nacht auf die anderen im Auto warten musste.

Es war eine sehr erlebnisdichte Zeit, es ist viel passiert, an das ich mich gerne erinnere.


Zur Person:

Roger Beckamp ist seit 2013 Mitglied der AfD, seit 2021 auch Mitglied des Deutschen Bundestags. Der Politiker ist bei vielen für seine Straßeninterviews und die Unterstützung patriotischer Projekte bekannt.

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