UNHCR fordert: Österreich soll mehr Migranten aufnehmen
Österreich nimmt mit 34,8 pro 1.000 Einwohner im Verhältnis zu seiner Bevölkerung bereits die meisten Migranten und Asylwerber in der Europäischen Union auf. Dennoch fordert der UNHCR von Österreich mehr Verantwortung.
Wien. – Geht es nach dem Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR), soll Österreich mehr Migranten direkt aus Erstaufnahmeländern aufnehmen. Das forderte die stellvertretende UNHCR-Chefin Kelly Clements im Gespräch mit den Salzburger Nachrichten und kritisierte gleichzeitig, dass sich Österreich nicht am Resettlement-Programm des UNHCR beteiligt. Weltweit gebe es rund zwei Millionen Menschen, die weder dort bleiben können, wo sie sind, noch die Möglichkeit haben, freiwillig und sicher in ihre Heimat zurückzukehren. Für sie stehen derzeit weniger als 60.000 Plätze zur Verfügung. Der UNHCR brauche daher auch Österreich für die Aufnahme besonders Schutzbedürftiger.
„Großteil bleibt in Nähe der Heimat“
Kelly Clements wies darauf hin, dass rund 70 Prozent aller Flüchtlinge weltweit in der Nähe ihrer Heimat oder in Nachbarländern bleiben. „Neun von zehn Flüchtlingen leben in einem Land mit niedrigem Einkommen.“ Aus Sicht des UNHCR sei es daher vor allem wichtig, die Erstaufnahmeländer und nicht die Zielländer zu unterstützen. „Wir können nicht nur auf die Asylsysteme schauen, nicht nur auf legale Möglichkeiten für Migranten, es nicht nur als eine Aufgabe der Grenzsicherung betrachten. Es muss eine Kombination von Werkzeugen geben. Es muss zurückgehen bis auf die Ursprungsländer. Wir müssen auf die gesamte Route, die Menschen nehmen, schauen. Entwicklung, Wirtschaft, Schutz, Unterstützung, Arbeitsmigration – all das zusammen brauchen wir und die Möglichkeit für jene, die wirklich schutzbedürftig sind, um Asyl anzusuchen und Flüchtlingsstatus zu erhalten.“
Inzwischen nimmt Österreich mit 34,8 pro 1.000 Einwohner im Verhältnis zur Bevölkerung bereits die meisten Flüchtlinge und Asylwerber in der Europäischen Union auf. Es folgen Deutschland mit 34,3 und Tschechien mit 33,5 pro 1000 Einwohner. Zum Vergleich: In Ungarn sind es nur sechs Prozent.