Forscher: Kosmische Ereignisse könnten Erde vor Jahrmillionen abgekühlt haben
Ein Forscherteam hat Hinweise darauf gefunden, dass kosmische Ereignisse vor rund 14 Millionen Jahren das Erdklima beeinflusst haben und so mit der Abkühlung des Erdklimas im Miozän zusammenhängen könnten.
Das Zusammentreffen mit der Radcliffe-Welle könnte Auswirkungen auf die Erde und damit eine Abkühlung des Klimas zur Folge gehabt haben.
© IMAGO / DepositphotosWien. – Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Wien hat Hinweise darauf gefunden, dass kosmische Ereignisse vor rund 14 Millionen Jahren das Erdklima beeinflusst haben. Die Entdeckung der Radcliffe-Welle, einer galaktischen Struktur im Sternbild Orion, könnte mit der Abkühlung der Erde im Miozän zusammenhängen.
Durchquerung des Sonnensystems durch die Radcliffe-Welle
Vor etwa 14 Millionen Jahren durchquerte unser Sonnensystem eine Region des Weltraums, die als Teil der Radcliffe-Welle im Sternbild Orion bekannt ist. Diese Struktur besteht aus miteinander verbundenen Sternentstehungsgebieten und erstreckt sich über Tausende von Lichtjahren. Die Forscher um Efrem Maconi, Erstautor der Studie und Doktorand an der Universität Wien, vermuten, dass das Sonnensystem hier auf eine Region mit höherer Gasdichte gestoßen ist. „Man kann sich das wie ein Schiff vorstellen, das durch verschiedene Meere segelt“, erklärt Maconi.
Die Begegnung mit der Radcliffe-Welle könnte Auswirkungen auf die Erde gehabt haben. Durch die durchquerte Region mit höherer Gasdichte könnte interstellarer Staub in die Erdatmosphäre gelangt sein, der Spuren radioaktiver Elemente aus Supernovae hinterlassen haben könnte. João Alves, Professor für Astrophysik und Mitautor der Studie, weist darauf hin, dass die derzeitige Technologie vielleicht „nicht ausgereift genug“ sei, um diese Spuren zu entdecken, „aber künftige Fortschritte könnten dies ermöglichen“. Der Staub der Radcliffe-Welle könnte also auch zur geologischen Aufzeichnung dieser kosmischen Begegnung beigetragen haben.
Verbindung zwischen kosmischen Ereignissen und Klima
Die Ergebnisse des Teams deuten darauf hin, dass diese kosmische Reise des Sonnensystems zwischen 18,2 und 11,5 Millionen Jahren stattgefunden hat, am wahrscheinlichsten zwischen 14,8 und 12,4 Millionen Jahren. Dieser Zeitraum fällt mit einer bedeutenden Klimaveränderung im mittleren Miozän zusammen, als das Erdklima von einem wärmeren zu einem kühleren Zustand überging, was zur Bildung eines kontinentalen Prototyps des antarktischen Eisschildes führte. Ob die kosmischen Ereignisse tatsächlich den Klimawandel auslösten, ist allerdings noch unklar. Die Forscher betonen, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um einen möglichen kausalen Zusammenhang zu bestätigen.
Unterschied zum aktuellen Klimawandel
Efrem Maconi weist darauf hin, dass der Klimawandel im mittleren Miozän nicht mit dem heutigen Klimawandel vergleichbar ist. „Die zugrunde liegenden Prozesse, die für den Klimawandel im mittleren Miozän verantwortlich waren, sind nicht vollständig geklärt“, sagt Maconi. Die Forscher vermuten, dass ein Rückgang der CO2-Konzentration in der Atmosphäre eine zentrale Rolle gespielt haben könnte. „Unsere Studie zeigt jedoch, dass interstellarer Staub, der durch die Querung der Radcliffe-Welle auf die Erde gelangte, eine Rolle bei der Änderung des Klimas gespielt haben könnte“, so Maconi weiter.
Zukünftige Forschungen und interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die Entdeckung der Radcliffe-Welle und ihre möglichen Auswirkungen auf das Erdklima werfen neue Fragen auf. „Zukünftige Forschungen werden die Bedeutung dieses Beitrags untersuchen“, sagt Maconi. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass sich die Klimaveränderungen im Miozän über mehrere hunderttausend Jahre vollzogen haben, während die heutige Erderwärmung in nur wenigen Jahrzehnten zu dramatischen Veränderungen geführt hat.