Britische Justizministerin Mahmood: „Gefängnisse funktionieren für Frauen nicht“
Die britische Justizministerin Mahmood plant umfassende Reformen im Frauenstrafvollzug, weil das derzeitige System für Frauen nicht funktioniere. Dabei soll die Zahl der inhaftierten Frauen deutlich reduziert werden.
London/Liverpool. – Die britische Justizministerin Shabana Mahmood hat auf dem Labour-Parteitag in Liverpool deutliche Kritik am derzeitigen Strafvollzug für Frauen geübt. In ihrer Rede wies sie die Aussage des damaligen konservativen Innenministers Michael Howard von 1993 zurück, dass „Gefängnisse funktionieren“ und stellte klar: „Gefängnisse funktionieren für Frauen nicht“. Sie kündigte ein umfassendes Reformprogramm an, um die Zahl der weiblichen Häftlinge in England und Wales zu senken.
Einführung des „Women's Justice Board“ als zentrale Maßnahme
Im Zentrum der geplanten Reformen steht die Einrichtung eines neuen „Women's Justice Board“. Dieses Gremium soll sich insbesondere darum kümmern, Frauen durch frühzeitige Interventionen aus dem Strafjustizsystem herauszuhalten. Laut Mahmood geht es darum, die Unterstützung für Frauen in der Gemeinschaft zu verbessern und gezielt auf die besonderen Herausforderungen junger weiblicher Gefangener einzugehen.
Ein drängendes Problem, auf das die Ministerin hinwies, ist die hohe Selbstverletzungsrate unter weiblichen Inhaftierten. Diese ist achtmal höher als bei Männern, und vor allem junge Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren sind für mehr als ein Drittel der Vorfälle verantwortlich. Mahmood betonte, dass das derzeitige System Frauen eher in die Kriminalität treibe, als ihnen bei der Resozialisierung zu helfen.
Statistik: Frauen im Strafvollzug deutlich in der Unterzahl
Derzeit sitzen in England und Wales 3.453 Frauen im Gefängnis, gegenüber 82.953 Männern. Es gibt 12 reine Frauengefängnisse, die Mahmood als „Orte der Verzweiflung“ beschreibt. Diese Einrichtungen hätten oft verheerende Auswirkungen auf die Insassinnen und ihre Familien. Dieser Meinung ist auch Pia Sinha, Geschäftsführerin der Wohltätigkeitsorganisation Prison Reform Trust. Sie bezeichnete die Gründung des neuen Gremiums als „historischen Moment für Frauenjustiz“ und wies darauf hin, dass viele inhaftierte Frauen die Hauptverantwortung für die Betreuung ihrer Kinder trügen, was die negativen Folgen eines Gefängnisaufenthalts noch verstärke..
Besonders problematisch sei, dass etwa zwei Drittel der inhaftierten Frauen keine Gewaltdelikte begangen hätten. Zudem seien mehr als die Hälfte der inhaftierten Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Nach Angaben des Justizministeriums werden Frauen, die kurze Freiheitsstrafen verbüßen, zudem deutlich häufiger rückfällig als Frauen, die alternative Strafen erhalten. Das Reformprogramm zielt daher darauf ab, gemeindenahe Alternativen zur Haft zu stärken und Frauen damit bessere Chancen auf eine nachhaltige Resozialisierung zu bieten.