Konservative Ökonomie: Scruton schlägt Pflöcke ein

Warum erscheint ein Werk mit dem Titel „Von der Idee, konservativ zu sein“ im Finanzbuchverlag? Gleich vorweg: Es liegt nicht daran, dass der Autor Roger Scruton ein verkappter Liberaler ist. Vielmehr hat das durchaus nachvollziehbare philosophische Gründe.
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Konservative Ökonomie: Scruton schlägt Pflöcke ein

Roger Scuton. Bild: Elekes Andor [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons [Bild zugeschnitten]

Warum erscheint ein Werk mit dem Titel „Von der Idee, konservativ zu sein“ im Finanzbuchverlag? Gleich vorweg: Es liegt nicht daran, dass der Autor Roger Scruton ein verkappter Liberaler ist. Vielmehr hat das durchaus nachvollziehbare philosophische Gründe.

Ein Beitrag von Recherche Dresden

Für Scruton, den wohl eloquentesten Konservativen in ganz Europa, steht der „Oikos“ im Mittelpunkt seines Denkens. Der Konservativismus drehe sich schließlich um die Frage der Sesshaftigkeit. Wie können wir eine funktionierende Gemeinschaft aufbauen? Wie schaffen wir uns einen gemeinsamen Ort und eine gemeinsame Lebensweise, ohne schwerwiegende Umweltschäden anzurichten?

„Philosophie der Zugehörigkeit“

Antworten darauf könnten wir nur mit Hilfe einer „Philosophie der Zugehörigkeit“ finden. „Wir sind verbunden mit Dingen, die wir lieben und vor dem Verfall bewahren wollen. Aber wir wissen auch, dass sie nicht ewig Bestand haben werden“, betont der englische Oxford-Professor.

Ausgehend davon widmet er sich der Wahrheit im Nationalismus, Sozialismus, Kapitalismus, Liberalismus, Multikulturalismus, Umweltschutz, Internationalismus und Konservatismus. Scruton gesteht also jeder Ideologie einen wahren Kern zu. Er erkennt die guten Absichten von politisch Aktiven, d.h. um das Gemeinwohl bemühten Menschen, ausdrücklich an, kritisiert aber auch sehr deutlich, wo sie sich jeweils irren.

Beispiel Sozialismus: Scruton kann sich mit einer „konservativen Vorstellung von Sozialpolitik“ anfreunden, weil es die Wahrheit des Sozialismus sei, dass „wir voneinander abhängig sind und es unsere Aufgabe ist, die Vorteile der gesellschaftlichen Mitgliedschaft auch für jene erreichbar zu machen, die es nicht geschafft hatten, sie aus eigener Kraft für sich zu erwerben“.

Doch dieses Verständnis von Solidarität dürfe eben keine „Klasse von Bürgern“ hervorbringen, „die niemals von ihrer Arbeit gelebt haben und auch keinen kennen, der es je getan hätte“. Rechte und Pflichten müssen immer in einem ausgewogenen Verhältnis vorzufinden sein. Die Sozialsysteme können zudem kein offenes Budget haben. Erst wenn etwas erwirtschaftet wurde, lässt sich darüber nachdenken, welcher Anteil davon für soziale Zwecke einzusetzen ist.

Kein Entrinnen

Wie Scruton erkennt, haben wir nun aber das Phänomen, dass in der Demokratie derjenige Wahlen gewinnt, der am meisten verspricht. Seine Sozialismuskritik mündet daher in eine Demokratiekritik. Mit diesem Weitblick geht er auch an den Kapitalismus heran und erklärt: „Sicherlich haben die privaten Geschäfte auf der lokalen Ebene all die vorteilhaften und freiheitsförderlichen Eigenschaften, die die Libertären betonen. Doch sobald wir uns über diese Ebene erheben und die Aktivitäten der großen Konzerne betrachten, verändert sich das Bild.“

Für den Einzelnen bedeute dies nun: Er kann „der Ausbreitung des Warencharakters“ nicht entrinnen, aber „durch guten Geschmack, die Liebe zur Schönheit und den Sinn für Anstand“ die richtigen Produkte bevorzugen.

Roger Scruton: Von der Idee, konservativ zu sein. München 2019. Hier bestellen.


Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Recherche Dresden.

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