Zahlen des Realeinkommens werden beschönigt
Die Einkommen in Österreich sollen dieses Jahr um 2,8 Prozent steigen, das ist stärker als der europäische Durchschnitt. Die Auswirkungen auf die Kaufkraft sehen jedoch anders aus.
Die Managementberatung Kienbaum legt in einem Bericht offen, dass vor allem der Bereich der kaufmännischen Fachkräfte mit Gehaltserhöhungen von durchschnittlich 3 Prozent rechnen kann. Vorstände und Geschäftsführer sollen künftig um 2,4 Prozent mehr verdienen. Übertragen auf alle Gehälter in Österreich wird ein Anstieg von 2,8 Prozent genannt. Der westeuropäische Durchschnitt erhöht sich um 2,6 Prozent, was bei der derzeitigen Leitzinssatzpolitik und den erwarteten Inflationsraten von 1,3 bis 1,8 Prozent eine Reallohnsteigerung um ein Prozent bewirkt. Das einzige Land Westeuropas mit geringem realen Gehaltsrückgang bleibt Großbritannien.
Was dabei nicht berücksichtigt wird
Die Zahl der ganzjährig Teilzeitangestellten steigt weiter. Diese verdienen in der Regel keinen höheren Stundensatz als Vollzeitbeschäftigte, was sich negativ auf das Budget des Haushaltes auswirkt. Besonders Frauen, die neben der Kinderbetreuung oft Teilzeitjobs annehmen, landen in der „Teilzeitfalle“. Die Auswirkungen sind oft gravierend, von einer zu erwartenden Mindestpension bis zum Leben an der Armutsgrenze für viele alleinerziehende Mütter. Der Staat möchte mit kostenloser Kinderbetreuung Abhilfe schaffen. Durch Anpassung der Löhne an die Staatsausgaben, werden somit jedoch indirekt Frauen benachteiligt, die gerne ihre Kinder selbst erziehen.
Das Problem mit dem Warenkorb
Statistik Austria verzeichnet einen Anstieg von 43% bei den Mieten in Wien. Bei der Miete handelt es sich um ein nicht substituierbares Gut, das einen bedeutenden Teil der monatlichen Gesamtausgaben eines Haushaltes darstellt. Die Mietpreise werden bei der Berechnung der Inflationsrate hinzugezogen, deren Grundlage der repräsentative Warenkorb darstellt. Ein Blick auf diesen Warenkorb bei Statistik Austria zeigt jedoch, dass dieser vielleicht gar nicht so repräsentativ ist, wie vorgegeben. Mieten werden billiger als in der Realität angenommen. Das kann negative Auswirkungen auf die Kaufkraft haben. Eine geschönte Inflationsrate würde somit bedeuten, dass das Realeinkommen doch niedriger ist als ausgewiesen.