Britisch-indische Milliardärsfamilie wegen Versklavung von Hausangestellten verurteilt
Der britisch-indischen Familie Hinduja wird vorgeworfen, Hausangestellten auf ihrem Schweizer Anwesen Hungerlöhne gezahlt und Pässe abgenommen zu haben. Ein Gericht verhängte nun mehrjährige Haftstrafen.
Genf. – Ein Genfer Strafgericht hat vier Mitglieder der prominenten britisch-indischen Hinduja-Familie zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Prakash Hinduja, seine Frau Kamal, sein Sohn Ajay und seine Schwiegertochter Namrata wurden der Ausbeutung von Hausangestellten für schuldig befunden und müssen neben den Haftstrafen von vier bis viereinhalb Jahren eine Entschädigung von 850.000 Franken zahlen.
Die Anklage warf der Familie vor, ihren Hausangestellten die Pässe abgenommen, sie am Verlassen des Hauses gehindert und sie gezwungen zu haben, bis zu 18 Stunden täglich zu arbeiten. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem „Klima der Angst“, das Kamal Hinduja geschaffen habe. Die Arbeiter, meist ungebildete Inder, schliefen unter prekären Bedingungen in Kellern und erhielten ihren Lohn in indischen Rupien auf Konten, zu denen sie keinen Zugang hatten.
Kein Menschenhandel vor Gericht festgestellt
Den schwerwiegenderen Vorwurf des Menschenhandels sah das Gericht als nicht ausreichend erwiesen an, da die Arbeiter zum Teil wussten, worauf sie sich einließen. Dennoch wurden die illegale Beschäftigung und die unzureichende Krankenversicherung der Arbeiter als schwerwiegend eingestuft.
Die Verteidigung kündigte Berufung gegen das Urteil an. Ein weiterer Angeklagter, Najib Ziazi, Verwalter der Familiengeschäfte, wurde zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt. Zusätzlich zu den Gefängnisstrafen wurden Schmuck und andere Vermögenswerte der Familie beschlagnahmt, um die Anwaltskosten und mögliche Strafen zu decken.
Führende Unternehmerfamilie
Prakash Hinduja, einer der führenden Köpfe der Hinduja-Gruppe, die in den Bereichen Informationstechnologie, Medien, Energie, Immobilien und Gesundheitswesen tätig ist, verfügt zusammen mit seinen Brüdern über ein geschätztes Nettovermögen von rund 18,6 Milliarden Euro. Die Familie, die als reichste Großbritanniens gilt, lebt seit den 1980er-Jahren in der Schweiz. Hinduja wurde bereits 2007 wegen ähnlicher Vorwürfe verurteilt und ist derzeit auch in einem Steuerverfahren der Schweizer Behörden angeklagt.
Der Fall erregte internationales Aufsehen; eine indische Parlamentsabgeordnete forderte mehr Gleichheit vor dem Gesetz in Indien. Letzte Woche wurde bekannt, dass sich die Familie mit den Klägern geeinigt hat.